Das Geheimnis der Kittelschürze auf dem Heilbronner Pferdemarkt
Auf dem Heilbronner Pferdemarkt gibt es nicht mehr viele Stände mit Kittelschürzen, sie sind aber nach wie vor beliebt.

Früher gab es zig Vertreter von ihnen auf dem Heilbronner Pferdemarkt, heute sind sie eine aussterbende Art: Stände mit Kittelschürzen. Oder wie sie heute heißen: Haus- und Gartenkleider. Patrick Schenk betreibt den einen an der Karlstraße auf Höhe des Theodor-Heuss-Gymnasiums, am zweiten an der Ecke zur Allee steht seine Oma hinter der ausgelegten Ware.
"Meine jüngste Kundin ist aktuell 26, aber es kommen weniger junge nach als alte sterben", gibt der Fichtenauer zu. Trotzdem läuft das Geschäft mit dem praktischen Kleidungsstück noch gut.
Luftig bei der Gartenarbeit
Eine alte Dame probiert. Größe 40, aber sie ist sich nicht sicher. "Mama, du hast doch einen dicken Pulli drunter", kommentiert die Tochter. "Du hasch jetzt noch Luft hinte, du willsch dich ja auch mal nohocke, ohne dass gleich der Knopf durch die Wohnung schießt", berät Patrick Schenk. Er überzeugt, zwei Exemplare werden eingepackt. "Die sind einfach luftiger, wenn ich im Garten schaffe, einfach noch eine leichte Hose drunter, fertig", erklärt die Neckarwestheimerin ihre Vorliebe für den Kleiderschurz, wie sie es nennt. Außerdem möge sie es nicht, wenn man bei Leuten das Mittagessen auf dem Pulli sieht. "Den wasch ich schneller als einen Pullover." Und in die großen Taschen passt noch der Hausschlüssel rein.
Kleidungsstück für alle, die noch mit den Händen schaffen
Patrick Fichtenauer ist bereits in vierter Generation Marktbeschicker und hofft, dass er nicht die letzte ist. In ländlichen Regionen, aber auch in Öhringen und Heilbronn läuft seine Ware noch gut. "Überall da, wo halt noch was mit den Händen geschafft, Marmelade eingekocht und in den Stall gegangen wird. Vor dem PC oder dem Thermomix brauche ich sowas nicht", stellt er fest.
Das Haus- und Gartenkleid hat sich mit der Zeit durchaus verändert. Früher gab es sie nur mit Reißverschluss, da musste man allerdings reinsteigen. Die durchgeknöpften sind beliebter. "Früher hatten sie alle einen Gürtel um den Bauch, heute sind sie geschnitten wie ein Kleid." Klassisch sind 100 Prozent Baumwolle, das ist vor allem im Sommer schön angenehm zu tragen, und man kann sie zig Mal waschen. "Wir haben auch bügelfreie, aber die laufen nicht so."
Moderne Looks - einfach nicht gefragt
Die Grundfarbe der meisten Modelle ist blau, darauf finden sich verschiedene Muster. "Es gäbe auch modernere Looks, aber die sind einfach nicht gefragt", meint der Fichtenauer und zuckt mit den Schultern.
Patrick Schenk weiß, dass sein Stand nach wie vor Kunden auf den Pferdemarkt lockt. "Da kommt die Oma mit dem Enkel erst zu mir und geht dann noch mit ihm zum Karussell. Ohne uns lässt sie es vielleicht sein." Trotzdem weiß er nicht, ob er nächstes Jahr wieder nach Heilbronn kommen wird, schon diesmal wurde in der Familie diskutiert. "Heilbronn hat die teuerste Standgebühr in ganz Deutschland", berichtet er. "Während andere Städte uns dieses Jahr entgegenkamen, wurde hier nochmal draufgeschlagen."