Corona-Lockdown: Seit sieben Monaten herrscht Stille auf dem Tanzparkett
Tanzschulen in der Region Heilbronn-Franken leiden unter dem langem Lockdown und schleppenden Staatshilfen. Obwohl die Hygienekonzepte seit Beginn der Corona-Pandemie stehen, dürfen Tanzschulen derzeit nicht öffnen.

Keine Musik. Niemand dreht sich zu Walzerklängen elegant im Kreis. Niemand legt einen sportlichen Quickstepp oder einen mitreißenden Jive aufs Parkett. Es herrscht Tristesse in den großzügigen und stilvoll eingerichteten Räumen der Tanzschule Wölbing an der Bahnhofstraße in Heilbronn. Seit Beginn der Corona-Pandemie im März des vergangenen Jahres musste die Tanzschule bis heute insgesamt sieben Monate schließen. "Es ist eine sehr schwere Zeit", sagt Corina Wölbing. So wie die ADTV-Tanzlehrerin leiden derzeit alle Tanzschulen in der Stadt und im Landkreis Heilbronn unter dem Lockdown.
Tanzunterricht auf 20 Quadratmetern
Der Parkettboden im großen Tanzsaal glänzt. Mattweißes Klebeband markiert sieben Rechtecke à 20 Quadratmeter. Sie erinnern an die Zeit vom Sommer bis November 2020, als es Tanzschulen noch erlaubt war, eingeschränkt Tanzunterricht zu erteilen. "Nur ein Paar aus dem gleichen Haushalt durfte sich auf dieser kleinen Fläche drehen", hat Corina Wölbing diese Zeit nicht vergessen.
Es wurde stationär getanzt

Um den Abstand zu den daneben liegenden Rechtecken einzuhalten, durfte laut Verordnung kein Walser, kein Tango und auch kein Quickstepp einstudiert werden: "Es wurde stationär getanzt. So wenig Bewegung wie möglich. Angesagt waren deshalb Rumba, Jive, Cha-Cha-Cha und Discofox", beschreibt die 39-jährige Neckarsulmerin, die seit 2011 die Tanzschule in Heilbronn betreibt, diese Zeit.
Auch das Hygienekonzept stand. Auf den roten Ledersofas in den Nischen durfte nur ein Paar Platz nehmen, das Pendeln zwischen dem großen und dem kleinen Tanzsaal war verboten, die Teilnehmerzahl der Kurse war gedrittelt und am Ende der Kursstunde mussten die Paare sofort gehen. Der gemütliche Plausch an der Bar fiel Corona zum Opfer. An Tanzpartys war nicht zu denken, und Kinder-Tanzkurse fielen ins Wasser, weil die Drei- bis Fünfjährigen Mama oder Papa nicht mitnehmen durften.
Nach jedem Kurs wurde alles desinfiziert
"Vor Beginn eines Tanzkurses wurde alles desinfiziert", verweist die ADTV-Tanzlehrerin, die in der Tanzschule Schell in Neckarsulm ihre Ausbildung gemacht hat, auf größtmögliche Sauberkeit. Caipirinha-Gläser mit den Aufklebern "gebraucht" und "sauber" stehen auf den Bistrotischen mit roten Tischdecken und bestätigen als stumme Zeugen Wölbings Worte.
Bis heute durchgehalten hat die Tanzschulbesitzerin dank des Entgegenkommens ihres Vermieters, die Labor Blackholm MVZ GmbH, der die stattliche monatliche Miete gestundet hat. "Das war eine tolle Geste", dankt sie für die Hilfsbereitschaft. Während des ersten Lockdowns hat sie als staatliche Soforthilfe 9000 Euro erhalten: "Das Geld wurde damals relativ schnell überwiesen."
Datenschutz ad absurdum geführt
Jetzt, klagt Wölbing, laufe alles sehr schleppend: "Wir haben März, und von der versprochenen Novemberhilfe habe ich noch keinen Cent gesehen", beklagt sie die schwerfällig Bürokratie. Um finanzielle Unterstützung zu erhalten, muss sie unter anderem die Existenz ihrer Tanzschule nachweisen, indem sie die persönlichen Daten von Tanzschülern herausgeben soll: "Das widerspricht doch total dem Datenschutz", schüttelt sie ungläubig den Kopf. Die Forderung lässt sie gerade rechtlich prüfen.
Genutzt hat Wölbing die Lockdown-Tage, um aufzuräumen. Es wurden Tanzvideos für die Kunden gedreht, damit sie im eigenen Wohnzimmer ein wenig trainieren können, und es wurde viel Kontakt über die sozialen Medien gehalten. Privatstunden sind trotz der Größe der Tanzschule untersagt.
Hoffnung, an Ostern öffnen zu können
Wann auf dem Parkett wieder Leben herrscht, vermag die Tanzlehrerin nicht zu sagen: "Ich weiß es nicht. Ich hoffe, dass Tanzschulen an Ostern wieder öffnen dürfen", sehnt sie dieses Datum herbei. Dann macht sich Corina Wölbing selbst Mut: "Irgendwie geht es im Leben immer weiter."