OB-Wahl Heilbronn: Kandidat Harry Mergel (SPD)
Ein Leben in einer anderen Stadt kam für den Heilbronner Harry Mergel nie in Frage. Jetzt kandidiert er zum dritten Mal bei einer OB-Wahl in seiner Heimatstadt.

Obwohl viele seine Wiederwahl am 6. Februar als Formsache betrachten, ist Harry Mergel im Wahlkampfmodus. "Ich brauche auch selbst die Spannung", sagt der Heilbronner Oberbürgermeister. Also setzt er um, was er sich unabhängig von der Bewerberlage vorgenommen hat: Mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen.
Fast jeden Tag ist er als Kandidat irgendwo in Heilbronn unterwegs. Bekannt ist er vielen Einwohnern ohnehin nicht nur als OB. Es ist seine Geburtsstadt, und man nimmt dem 65-Jährigen ab, dass es ihn nie in die Ferne gezogen hat. "Eine andere Stadt war für mich nie eine Alternative", sagt er.
Die Verbundenheit ging so weit, dass Mergel für seine erste Anstellung als Lehrer ein Jahr lang täglich mit dem Auto pendelte - nach Freiburg. "Aber ich bin nie zu spät gekommen", versichert der einstige Unions-Fußballer.
Schon immer eine öffentliche Person
Heilbronn ließ ihn schon damals nicht los, zumal er gerade gemeinsam mit anderen das Gaffenberg-Festival auf die Beine stellte. Ein Ort, der ihn bis heute prägt, wo Freundschaften entstanden, die Bestand haben. Eine öffentliche Person sei er irgendwie immer gewesen, meint Mergel.
In der Südstadt aufgewachsen absolvierte er zunächst ein Studium für den gehobenen Verwaltungsdienst, dann folgten Wirtschaftswissenschaften und Geschichte auf Lehramt. "Lehrer war mein Traumberuf", erinnert sich Mergel.
Trotzdem hängte er den nach 20 Jahren an den Nagel, um 2005 im Rathaus Kulturbürgermeister zu werden, zuständig für Bildung und Soziales. "Dort konnte ich gestalten", begründet er seine Entscheidung. Und das tat er: Gebührenfreie Kindergärten oder der Heilbronner Weg, mit dem die Stadt 2007 die Ganztagsbetreuung in den Grundschulen auf den Weg brachte, fielen in sein Ressort.
Ein Bündnis im Vorfeld geschmiedet
Im September verkündete der zweifache Vater seine erneute Kandidatur. Aufmerksamkeit erregte dabei nicht die Absicht, weitere acht Jahre im Rathaus zu sitzen, sondern das Bündnis, das er im Vorfeld geschmiedet hatte. "So eine Konstellation muss du erstmal machen", sagt er nicht ohne Stolz. Das sei ein bisschen wie eine Vorwahl, ein demokratischer Prozess, bei dem sich alle Gemeinderatsfraktionen außer der AfD hinter den Amtsinhaber stellten. "Ich freue mich über die Unterstützung", erklärt Mergel.
Eine andere, die ihm 2014 zuteil wurde, gibt es diesmal nicht, zumindest nicht öffentlich. Dieter Schwarz hatte die Kandidatur Mergels vor acht Jahren unterstützt, was dem OB nicht nur Sympathien eingebracht hat. Aber Vorwürfe der Abhängigkeit vom Mäzen prallen an Mergel ab: "Ich freue mich, wenn Dieter Schwarz seine Stadt unterstützt." Überhaupt ärgere er sich grundsätzlich nur selten - "und wenn, dann nur kurz".
Zum Beispiel wenn es um die oft gescholtene Heilbronner Innenstadt geht. Probleme dort gehe er offen an, sagt Mergel und betont gleichzeitig, dass Schwierigkeiten wie die Veränderungen im Handel kein Heilbronner Phänomen sind. Gleichwohl: Einen einfachen Weg zu mehr Attraktivität gebe es nicht, das "darf man den Leuten nicht vormachen".
In den kommenden Jahren will der OB neue Akzente setzen und verspricht gleichzeitig Kontinuität. Als eine seiner zentralen Aufgabe nennt er den "Zusammenhalt der Stadtgesellschaft", dazu gehöre es, Wege aus Konflikten zu finden und Konsens herzustellen. "Das kostet Kraft", sagt Mergel, der sich selbst nicht nur als Moderator sieht, sondern auch als Initiator.
Niederlagen nimmt Mergel sportlich
Bereits zum dritten Mal tritt Mergel bei einer OB-Wahl in Heilbronn an, beim ersten Versuch unterlag er seinerzeit Helmut Himmelsbach. Im Nachhinein eine glückliche Fügung, findet der Sozialdemokrat, der auch bei seiner Kandidatur für den Gemeinderat in den 80er Jahren zwei Anläufe brauchte, um ins Gremium zu kommen. Abgeschreckt hat ihn das nicht, Niederlagen habe er sportlich genommen.
Der Sport bleibt wichtiger Teil seines Lebens: "Laufen ist Lebenselixier." Zwei- bis dreimal pro Woche joggt er - und sagt, er komme stets zurück "mit einem Problem weniger oder einer Idee mehr".



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