In Heilbronn kostenlos Bus und Bahn fahren – an diesen Tagen gilt die Aktion
An mehreren Wochenenden vor Weihnachten sind Fahrten im Heilbronner ÖPNV kostenlos. Welche Ausgaben auf die Stadt zukommen und was sich die Stadträte mit der Aktion für Bus, Bahn und die Innenstadt erhoffen.
Es war ein hartes Ringen mit einer knappen Entscheidung: Mit 18 Ja- und 17 Nein-Stimmen folgte die Mehrheit des Heilbronner Gemeinderat einem Antrag der SPD-Fraktion, an den kommenden Adventswochenenden den ÖPNV im Stadtgebiet kostenlos anzubieten. Finanziert wird das Vorhaben mit 130.000 Euro. Nicht benötigtes Geld soll in die vergünstigte Abgabe der sogenannten SParkmünze der Stadtinitiative fließen. Oberbürgermeister Harry Mergel (SPD) stimmte gegen den Antrag.
Kostenloser ÖPNV im Advent in Heilbronn – an diesen Tagen möglich
Die nicht abgerufenen 130.000 Euro aus dem "Heilbronner Hilfspaket", das der Gemeinderat zum Re-Start nach dem Corona-Lockdown im April 2021 mit einem Umfang von einer Million Euro beschlossen hatte, riefen die Rathaus-SPD auf den Plan: "Wir haben nichts gegen die SParkmünzen, bewerten das Thema kostenloser ÖPNV an den Adventswochenenden jedoch stärker", argumentierte Tanja Sagasser-Beil.
Zum einen entlaste diese Aktion die Innenstadt an den stauträchtigen Adventssamstagen vom Individualverkehr, zum anderen gebe es eine nicht zu unterschätzende Werbewirkung: "Für Besucher ist es entspannter. Zudem hoffen wir, dass Menschen am ÖPNV hängenbleiben. Man muss Leuten, die sonst nie Bus fahren, etwas anbieten", begründete die SPD-Stadträtin.
Um das Projekt auf den Weg zu bringen, beantragte Sagasser-Beil, die Verwaltung möge dafür sorgen, dass die Stadtwerke "schnellstmöglich in die Bewerbung von kostenlosem ÖPNV im Stadtgebiet an den kommenden Adventswochenenden einsteigen und den zu erwartenden Verlust von 12.500 Euro ausgleichen".
Kostenlos Bus und Bahn fahren: Heilbronner Verwaltung will ÖPNV-Abo-Kunden nicht verärgern
Wie es in der Vorlage an den Gemeinderat heißt, sahen die Stadtwerke (SWHN) und der Heilbronner-Hohenloher-Haller Nahverkehr (HNV) angesichts des Deutschlandtickets den SPD-Antrag kritisch, da nur ein sehr kleiner Kundenkreis subventioniert werde. "Grundsätzlich sind Abo-Kunden die treuen Kunden des ÖPNV", betonte Erster Bürgermeister und SWHN-Aufsichtsratsvorsitzender Martin Diepgen. Gerade diese profitierten jedoch nicht von einer solchen Aktion. Teilweise sei diese Kundschaft durch solche Maßnahmen sogar verärgert.
Aufgrund diesen Gegebenheiten beantragte die Verwaltung, die 130.000 Euro für die SParkmünze zur Verfügung zu stellen. Für jeden Einkauf in den teilnehmenden Geschäften erhalten Kunden ab einem Einkauf von über 12,50 Euro eine Münze im Wert von 50 Cent. Sie können dann beim Bezahlen an den Automaten im Parkhaus eingesetzt werden.
Langfristige ÖPNV-Aktion? Grüne wollen kein kurzfristiges Strohfeuer
Dem Argument der Verwaltung, das Deutschlandticket und der SPD-Antrag seien nicht kompatibel, widersprach Tanja Sagasser-Beil: "Das Deutschlandticket ist kein Bremser für das kostenlose ÖPNV-Adventsangebot." Zu Zurückhaltung mahnte Isabell Steidel (Grüne): "Wir müssen mit dem Geld verantwortungsvoll umgehen. Die Innenstadt braucht kein kurzfristiges Strohfeuer." Sie regte deshalb an, die 130.000 Euro mit einem Sperrvermerk zu versehen und für die Innenstadt zu reservieren: "Das gibt uns die Möglichkeit, Lösungen für ein gutes Konzept zu finden." Bei acht Ja-Stimmen wurde dieser Antrag abgelehnt.
Gefallen am SPD-Antrag fanden im Verlauf der Debatte Herbert Burkhardt (FWV): "Er ist vernünftig." Raphael Benner (AfD) sagte: "Wir schließen uns den Argumenten der SPD an." Gleiches galt für Alexander Wezel (Die Partei) und Maria Haido (Die Linke). Sie sagte: "Es ist wichtig, den ÖPNV zu stärken. Vielleicht nutzen Leute, die sonst nicht so viel Bus fahren, das Angebot."
Kostenloser ÖPNV in Heilbronn: Restgeld fließt in die SParkmünze
"Die SParkmünze ist kein Strohfeuer, sondern eine gute Sache. Sie sollte wiederbelebt werden", merkte Gottfried Friz (FDP) an. Allerdings sieht er im kostenlosen ÖPNV an Advent auch Vorteile. Sein Vorschlag: "Geld, das nicht für den Bus verbraucht wird, fließt der SParkmünze zu." Darauf einigte sich später der Gemeinderat.
"Die CDU-Fraktion unterstützt die SParkmünzen-Aktion", bezog Thomas Randecker Position. Mit diesem Konzept würden Besucher in die Innenstadt gezogen: "Wir sollten in breiter Fläche aktiv werden." Als "Wunschdenken und nicht zielführend" bezeichnete Alfred Dagenbach (Pro) den SPD-Antrag. Zum SParkmünzen-Vorschlag der Verwaltung sagte er: "Er ist gut."