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Bande aus Litauen 
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Heilbronner Ermittler fassen Autodiebe: 25 Diebstähle mit Keyless-Trick aufgeklärt

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Die Staatsanwaltschaft Heilbronn hat mit internationaler Hilfe eine litauische Diebesbande auffliegen lassen. Was Autobesitzer beim Umgang mit den Keyless-Go-Schlüsseln beachten sollten.


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Ihren Namen will die Heilbronner Oberstaatsanwältin für organisierte Kriminalität lieber nicht in der Zeitung lesen. Auch ein Foto möchte sie nicht. Obwohl sie von einem erfolgreichen Schlag gegen eine Diebesbande in Litauen berichten kann, die unter anderem im Landkreis Heilbronn Autos gestohlen hat. In akribischer Feinarbeit und mit internationaler Zusammenarbeit ist es den Fahndern Ende 2023 gelungen, unter anderem den Kopf der Bande dingfest zu machen.  

Autodiebstähle mit Keyless-Trick: „Erheblicher Schwund von Fahrzeugen“ in Nordheim

2019 habe es in Nordheim „einen erheblichen Schwund von Fahrzeugen“ gegeben, so die Ermittlerin. Zwei Mercedes und ein Range Rover wurden gestohlen. Den Schaden beziffert die Oberstaatsanwältin auf zusammen rund 170.000 Euro.

Bei allen Fahrzeugen gelang es den Dieben, das andauernde Funksignal des Keyless-Go-Komfortschlüssels mittels eines kleinen technischen Gerätes vor dem Haus ihrer Opfer aufzufangen und bis zum geparkten Fahrzeug zu verlängern, wo ein Komplize mit einem zweiten Gerät das Auto problemlos öffnen konnte.

Nicht immer nutzen Autodiebe ein Brecheisen. Mit der sogenannte Keyless-Go-Masche können die Diebe das Auto öffnen und den Motor starten.
Nicht immer nutzen Autodiebe ein Brecheisen. Mit der sogenannte Keyless-Go-Masche können die Diebe das Auto öffnen und den Motor starten.  Foto: IMAGO/Panthermedia

Staatsanwaltschaft Heilbronn: Autodiebe müssen nicht einmal die Zündung kurzschließen

Laut Staatsanwaltschaft machen Keyless-Go-Systeme Autodieben das Leben vergleichsweise leicht. Sie benötigten weder ein Brecheisen noch mussten sie die Zündung kurzschließen. Denn dieses sogenannten Komfortsystem, das bei vielen neuen Fahrzeugen verbaut ist, erkennt den Schlüssel bereits, wenn sich der Fahrer in der Nähe des Fahrzeugs befindet, und sperrt die Tür auf. Der Fahrer muss den Schlüssel nicht aus der Tasche nehmen. 

Rund vier Jahre lang dauerten die Ermittlungen bis zum Zugriff im Dezember 2023 in Litauen. Den entscheidenden Hinweis gab ein Foto eines Blitzgerätes, weil der Fahrer zu schnell gefahren war. Die Person konnten die Fahnder aufgrund des Bildes ermitteln und im August 2020 festnehmen. Dabei stellten sie technische Tools und Handys sicher, darunter ein sogenanntes Kryptohandy, das mit Hilfe einer Verschlüsselungstechnologie  für eine abhörsichere Kommunikation entwickelt wurde.

In der Folge übernahm die Heilbronner Staatsanwaltschaft die Verfahren aus verschiedenen Bundesländern. Dabei konnte die Behörde eine Garage im badischen Bühl ausfindig machen, die die Bande als Werkstatt und Abstellgelegenheit nutzte. Internationale Rechtshilfe gab es von Frankreich, Polen und Litauen. In Zusammenarbeit mit Europol und der Kriminalpolizei Klaipeda in Litauen konnten die Heilbronner Staatsanwaltschaft Hintermänner der Bande ermitteln und 25 Diebstähle zuordnen.

Polizei hebt Fälscherwerkstatt in Litauen aus – Urteil am Landgericht Heilbronn

Ende November 2023 folgten nationale und europäische Haftbefehle gegen den Kopf der Bande und ein Mitglied der mittleren Führungsebene. Beim sogenannten „Actionday“ wurden die beiden Personen in Litauen verhaftet. Darüber hinaus hob die dortige Polizei eine Fälscherwerkstatt unter anderem mit Prägewerkzeugen, Rohmaterial zur Herstellung von Kfz-Schildern und gefälschten Zulassungsplaketten.

Das Landgericht Heilbronn verurteilte den 42 Jahre alten Kopf der Bande Ende Oktober vergangenen Jahres zu sieben Jahren und zwei Monaten Gefängnis. Dazu ordnete das Gericht die Einziehung des Wertersatzes in Höhe von gut 643.000 Euro an. Mit ihm ging ein 40 Jahre alter Mann ins Netz, der laut Oberstaatsanwältin der mittleren Führungsebene der Bande angehörte. Er wurde zu drei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt.

ADAC Deutschland: Reichweite der Signale um mehrere hundert Meter verlängert

Laut ADAC Deutschland vom Mai 2025 gibt es eine weit verbreitete Sicherheitslücke bei den als Keyless, Keyless Go oder Keyless Entry bekannten Komfort-Schlüsseln. Mit Hilfe zweier kleiner technischer Geräte könnten Autodiebe die Reichweiten der Signale um Hunderte von Metern verlängern. Das Auto lasse sich sekundenschnell illegal öffnen und starten. Läuft der Motor, könne das Auto laut der Heilbronner Oberstaatsanwältin auch ohne Schlüssel so lange fahren wie Sprit im Tank ist. Ist das Benzin ausgegangen, könnten die Diebe die Autos bei laufenden Motor wieder auftanken.

Bisher reagiere die Autoindustrie eher zögerlich bei der Behebung dieser Sicherheitslücke, so die Oberstaatsanwältin weiter. Besitzern, deren Fahrzeuge mit einem Keyless-Go-System ausgestattet sind, rät sie deshalb, die Autoschlüssel in der Wohnung möglichst nicht vor der Wohnungstüre und am besten in einer Metallbox aufzubewahren. Wer unterwegs sein Auto verlassen hat, sollte den Schlüssel ebenfalls in einer gesicherten Box aufbewahren.

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