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„Zustände katastrophal“
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Professor kritisiert DHBW-Sparte: Hochschule widerspricht

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Nach einer RTL-Reportage über angebliche Missstände auf dem Heilbronner Bildungscampus gibt es neue Vorwürfe, diesmal gegen das bei der DHBW angesiedelte Center of Advanced Studies (CAS). Ein Professor nennt die Zustände dort katastrophal. Das CAS widerspricht.


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Reporter des Teams Wallraff hatten in einer RTL-Sendung Missstände bei Kaufland aufgedeckt. Auch auf dem Bildungscampus in Heilbronn waren sie unterwegs und interviewten eine DHBW-Professorin, die ein „Klima der Angst“ am Campus schilderte. Nun hat sich ein weiterer Professor mit Kritik an die Heilbronner Stimme gewandt.

Burkard Neumayer, seit 2022 emeritiert, war bis dahin 37 Jahre an der DHBW in Stuttgart und hat auch für das CAS (Center of Advanced Studies) gearbeitet. „Es besteht ein großer Druck gegen Professoren, wenn man beim CAS Studierende durchfallen lässt“, sagt der 68-Jährige. Auf diese Weise könne man schnell seine Vorlesung los sein. „Dann wird die Vorlesung möglicherweise abgesetzt.“ 2019 habe er eine Vorlesung auf hohem Niveau in Elektrotechnik angeboten. Diese sei jedoch nicht akzeptiert worden. Stattdessen hieß es anschließend, er habe sein Deputat nicht erfüllt. Dann sei ihm seine Nebentätigkeitsgenehmigung am CAS entzogen worden, woraufhin er sich mit einer Dienstaufsichtsbeschwerde gewehrt hatte. 

Diesen Vorwurf will das CAS nicht so stehen lassen. „Die Behauptung, es werde Druck auf Prüfende ausgeübt, lässt sich nicht belegen und ist daher komplett unbegründet“, sagt die dortige PR-Redakteurin Henrike Mielke. Es gebe am CAS keinen Zusammenhang zwischen Prüfungsergebnissen und der Vergabe von Lehraufträgen. „Unsere Kriterien sind die fachliche und didaktische Expertise der Lehrenden.“ Das CAS verfüge über ein differenziertes studentisches und externes Evaluationssystem, das kontinuierlich ausgewertet werde. Alle Dozenten und Module werden demnach von Studierenden evaluiert. 

Professor über Missstände: Werde an der DHBW seit Jahren gemobbt 

Neumayer befindet sich seit Jahren immer wieder im Rechtsstreit mit der Hochschule. „Die Zustände sind katastrophal, und ich werde, wie auch Kollegen, seit 2018 schwer gemobbt. Nach meiner Emeritierung im Jahr 2022 geht es weiter, und ich wehre mich gegen die Schädigung meines Rufes.“

Neumayer kritisiert vor allem die Struktur des Heilbronner CAS, das als zentrale Einrichtung Teil der Dualen Hochschule ist. „Die Professoren verkaufen veraltetes Wissen auf Bachelor-Niveau für viel Geld in Nebentätigkeit“, sagt der Professor. Er behauptet, dass identische Vorlesungen im Bachelor-Studiengang sowie im Masterstudiengang gehalten werden.

DHBW CAS widerspricht: Es werden Modulinhalte auf Master-Niveau gelehrt

Dieser Behauptung tritt das CAS entschieden entgegen: „Das DHBW CAS widerspricht ausdrücklich der Behauptung, es handele sich bei Lehreinheiten im Bachelor an der DHBW und Lehreinheiten im Master am DHBW CAS um den gleichen Inhalt. Durch das Akkreditierungsverfahren und das Qualitätsmanagementsystem ist sichergestellt, dass Modulinhalte auf Master-Niveau gelehrt werden“, sagt CAS-Kommunikationsleiter Bastian Kieper. 

Außerdem gebe es laut Neumayer große Unterschiede in der Honorierung. Während das Lehrpersonal für eine 45-minütige Bachelor-Unterrichtsstunde an der DHBW 40 Euro erhalte, bekämen die Professoren für die Masterstudiengänge am CAS 120 Euro pro Einheit, also das Dreifache für den gleichen Inhalt. „Das ist ein anrüchiger Sumpf und hat nichts mit einem fairen Bildungssystem zu tun.“ Seiner Meinung nach entspreche der Masterabschluss bei der CAS nicht der tatsächlichen Qualifikation eines Masters. 

Professor: Masterabschluss an der DHBW berechtigt zur Promotion

Professor Tomas Bayon, Prorektor und Dekan der Fakultät Wirtschaft an der DHBW Heilbronn, sagt: „Bei der DHBW beträgt der Stundensatz 42 Euro. Das gilt landesweit. Was den Masterstudiengang betrifft, kann ich es nicht beurteilen.“ Denn der ist Sache des CAS. Bastian Kieper bestätigt die Angaben von Burkard Neumayer im Wesentlichen, sagt aber: „Zu berücksichtigen ist, dass sämtliche Master-Angebote am DHBW CAS weiterbildend und damit gebührenfinanziert sind.“ Das CAS erhalte anders als bei Bachelor-Angeboten keine Steuergelder und sei verpflichtet, das Master-Angebot vollkostendeckend aus Teilnehmenden-Gebühren zu finanzieren.

Kieper verteidigt auch den Masterabschluss: „Der Masterabschluss des DHBW CAS ist ein allgemeiner Masterabschluss. Eine gegenteilige Aussage ist inkorrekt.“ Seit der Bologna-Reform gebe es keine Unterscheidung mehr von Abschlüssen nach Hochschulform. Der Masterabschluss des DHBW CAS berechtige zur Promotion, wie andere Masterabschlüsse auch. 

Allerdings hat auch der Landes-Rechnungshof im Jahr 2020 den Stundensatz kritisiert: „Weder sachgerecht noch dauerhaft finanzierbar ist die Höhe der vom CAS gewährten Vergütung von 120 Euro je Unterrichtsstunde. Angesichts der festgestellten Defizite in der Kostendeckung ist eine Reduzierung um mindestens ein Drittel unumgänglich.“ 

Andere Professoren an der DHBW weisen Vorwürfe zurück

Mehrere Professoren der Dualen Hochschule hatten die in der vergangenen Woche erhobenen Vorwürfe bezüglich eines Klimas der Angst entschieden zurückgewiesen. Danach distanzierten sich die Professoren laut DHBW-Rektorin Nicole Graf von den Vorwürfen. Professorin Beate Scheubrein, die den Studiengang Handel leitet, sagte: Noch nie sei man von einem dualen Partner unter Druck gesetzt worden. Auch nicht von der Schwarz-Gruppe. Man habe kein Klima der Angst. Auch würden Studenten der Schwarz-Gruppe ihrer Meinung nach nicht besser benotet als andere. Schließlich wisse man beim Korrigieren nicht, wer eine Arbeit geschrieben habe.   


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