Trollinger Marathon in Flipflops – diese Frau läuft aus besonderem Grund
Purity Jenninger lief den Heilbronner Trollinger-Marathon 2025 in kenianischer Tracht und Flipflops – für ihr Heimatdorf in Kenia und mit viel Herz. Ihre Geschichte bewegt weit über die Strecke hinaus.

Bei Kilometer 40 eines Marathons, wenn die Erschöpfung den meisten Läuferinnen und Läufern schon ins Gesicht geschrieben steht, hat Purity Jenninger immer noch ein Lächeln auf den Lippen. Zumindest berichten das ihre Unterstützer am Streckenrand. Auch beim Trollinger Marathon, den sie in 4:16:21 beendete – in Flipflops.
Die Kenianerin lacht, als sie auf dieses ungewöhnliche Detail angesprochen wird. „Schmerzen halte ich gut aus“, sagt sie am Tag nach dem „Trolli“ 2025. Schon im vergangenen Jahr lief sie den Heilbronner Marathon in ihrer kenianischen Tracht und Flipflops – die 42 Kilometer in 4:46:51. Auch dieses Jahr hinterließ das ungewöhnliche Schuhwerk einige Blasen. „Aber das ist es wert“, sagt sie.
42 Kilometer in Flipflops: Purity Jenningers ungewöhnliche Marathon-Mission in Heilbronn
„Ich mache das, um meine Verwandten und Mitmenschen in Kenia zu ehren und zu unterstützen“, erklärt Jenninger, die in Dinkelsbühl (Bayern) wohnt. Für jeden Kilometer, den sie in ihrer Tracht läuft, erhält sie von ihren Sponsoren Geld. „Das kommt meinem Heimatdorf zugute“, sagt sie. Ihr Antrieb sei die Dankbarkeit gegenüber ihrem Großvater, der ihr eine Schulbildung ermöglichte und sie vor einer in Kenia häufigen Zwangsheirat bewahrte.
Jenninger teilt ihre sportliche Laufbahn auf Instagram, wo sie knapp 18.000 Follower hat. Ihr Erfolgsrezept? „Ich zeige bodenständige, echte Inhalte. Wenn ein Lauf nicht wie geplant läuft, teile ich das auch – das inspiriert viele“, erklärt sie. Ihre Zielgruppe sind vor allem Eltern und Menschen in ihrem Alter. „Ich möchte motivieren – zum Laufen oder einfach dazu, etwas Gutes zu tun. Und das beginnt mit einem Lächeln auf der Marathonstrecke“, sagt Jenninger, die vor rund 20 Jahren nach Deutschland zog und hier ihre Leidenschaft für Langstreckenläufe entdeckte.
Purity Jenninger lief 250 km durch Griechenland – jetzt plant sie ihr Herzensprojekt
„Ich bin zweifache Mutter und hatte nach der zweiten Schwangerschaft fast 42 Kilo Übergewicht“, erzählt sie. Aus ersten Läufen zum Abnehmen wurde schnell ein Hobby – und fast schon „eine Sucht“, wie sie lachend sagt. Nach einem Halbmarathon als Einstieg folgte bald der erste Marathon. 2023 erreichte sie den bisherigen Höhepunkt ihrer sportlichen Laufbahn: die Teilnahme am Spartathlon, einem 250 Kilometer langen Ultramarathon quer durch Griechenland. Sie beendete ihn in 35:49:14 – als erste Kenianerin überhaupt.
Ihre sportliche Geschichte nahm dennoch ein Stück weit in Heilbronn ihren Anfang: Ihren zweiten Marathon lief sie 2015 beim Trollinger Marathon. „Seitdem bin ich jedes Jahr hier – die Stimmung ist einfach großartig, familiär. Die Heilbronner wissen, wie man feiert“, sagt sie. Viele ihrer Unterstützer und Follower liefen selbst mit oder feuerten die auffällig gekleidete Athletin am Streckenrand an. „Ich hatte fast durchgehend Tränen in den Augen – es ist hier immer sehr herzlich.“
Als Nächstes steht für Jenninger ein Benefizlauf in ihrem Wohnort Dinkelsbühl an. Teile des Erlöses, kommen ihr selbst zugute: „Ich möchte an meinem Herzensprojekt teilnehmen – dem Ultra Africa Race 2025“, sagt sie träumerisch. Der 200 Kilometer lange Etappenlauf führt in fünf Tagen durch den Senegal. „Die Einnahmen helfen mir, Reise, Startgebühr und Ausrüstung zu finanzieren.“ Allein der Flug nach Senegal koste rund 2000 Euro. Für diesen anspruchsvollen Ultramarathon trainiert sie bereits intensiv.




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