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Pershing-Unglück am 11. Januar 1985: Als Heilbronn knapp einer Katastrophe entging
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Am 11. Januar 1985 sterben auf der Heilbronner Waldheide drei Soldaten. Mit dem Unfall wird erstmals von offizieller Seite eingeräumt, dass auf dem Areal Pershing-2-Raketen stationiert sind.
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Der 11. Januar 1985 beginnt als gewöhnlicher Freitag. Viele Heilbronner freuen sich auf das Wochenende, die eisige Kälte dominiert die Gespräche. Ab 14 Uhr ist jedoch nichts mehr, wie es war. Blaulicht und Martinshorn durchbrechen die winterliche Stille. Feuerwehr, Rettungswagen und Polizeifahrzeuge eilen zur Waldheide, über der sich eine schwarze Rauchwolke gebildet hat.
Drei Tote und zahlreiche Verletzte bei Pershing-Unglück in Heilbronn
Die Gerüchteküche brodelt. Das US-Militärgelände – von der Army „Fort Redleg“ genannt – ist hermetisch abgeriegelt. Erst am Abend tritt US-General Raymond Haddock vor die Öffentlichkeit: Bei einer routinemäßigen Übung habe der Motor der ersten Stufe einer Pershing-2-Rakete plötzlich Feuer gefangen. Ein solcher Vorfall sei bislang beispiellos.
Drei US-Soldaten verlieren ihr Leben: Zwei sterben sofort, ein dritter erliegt noch vor Ort seinen Verletzungen. Ein weiterer Soldat mit lebensgefährlichen Verbrennungen wird per Hubschrauber ins Stuttgarter Marienhospital gebracht. Acht Schwerverletzte werden in umliegende Kliniken eingeliefert. Erstmals wird offiziell bestätigt, dass auf der Waldheide Pershing-2-Raketen stationiert sind – Atomraketen, die in zehn Minuten Ziele in der damaligen UdSSR erreichen könnten und damit gleichzeitig eine strategische Angriffsfläche für Gegenschläge bieten.
Pershing-Unglück in Heilbronn: Ein politischer Wendepunkt
Die Stationierung der Pershing-2-Raketen geht auf den NATO-Doppelbeschluss von 1979 zurück, in dem der Westen diese Maßnahme androhte, sollte die Sowjetunion ihre Mittelstreckenraketen nicht abbauen. Spätestens 1984 war bekannt, dass die Waldheide einer von drei Stationierungsorten in Deutschland war. Dennoch hielt die Heilbronner Verwaltungsspitze jahrelang an einer Haltung der Ahnungslosigkeit fest und verweigerte eine öffentliche Diskussion.
Erst ein halbes Jahr vor dem Unfall erklärte der Gemeinderat mit knapper Mehrheit die Raketen für „unerwünscht“. Nach dem Unglück forderte er jedoch einstimmig die „unverzügliche Auflösung des Raketenstandorts Heilbronn“, wie ein Blick ins Stimme-Archiv verrät.
Die Geschichte der Waldheide
Ursprünglich als Acker und Weide genutzt, wird die Waldheide erst im 19. Jahrhundert in Teilen aufgeforstet. Schon ab 1883 dient sie als Exerzierplatz, 1935 zudem als Flugplatz. 1953 baut die US-Army die Landebahn aus, 1970 wird sie befestigt. 1977 kommen die ersten Pershing-IA-Raketen, aber erst mit dem Unfall von 1985 wird die von offizieller Seite stets geleugnete Stationierung der Pershing-II-Atomwaffen öffentlich. Trotz – oder wegen – Friedensdemonstrationen wird die Festung bis kurz vor dem Abzug der US-Army 1990 im Stile der DDR-Grenze weiter ausgebaut und gesichert.
1992 kauft die Stadt das Gelände dem Bund für 850.000 Mark ab und renaturiert alles für 2,6 Millionen Mark. Bis 1994 sind in Mannschaftsunterkünften Asylbewerber untergebracht. 1996 wird die Hochfläche im Stadtwald, deren Callunaheide unter Naturschutz steht, mit einem Fest und Freibier offiziell den Bürgern von Heilbronn zurückgegeben.
Proteste und politisches Umdenken nach Pershing-Unglück in Heilbronn
Das Unglück weckte die Bevölkerung auf. Im Februar 1985 zogen Zehntausende bei strömendem Regen zur Waldheide, um zu protestieren. Im April fuhren über tausend Bürger mit einem Sonderzug nach Bonn, um ihren Widerstand direkt bei der Bundesregierung zu äußern.
Wenige Jahre später folgte politisches Tauwetter: 1988 begann der Abzug der ersten Pershing-2-Raketen, Anfang der 1990er Jahre räumten die US-Streitkräfte den Stützpunkt. Bis Mitte der 90er Jahre zog die Army komplett aus Heilbronn ab. Anschließend begann die Stadt mit der Renaturierung der Fläche im Stadtwald.
Waldheide in Heilbronn: Gedenkmal erinnert an Pershing-Unglück
Heute erinnert nur noch wenig an den einstigen Atomwaffen-Stützpunkt. Am Eingang von der Donnbronner Straße sind auf einer Betonskulptur die Umrisse der Waldheide und eine Zeitleiste dargestellt. Ein im Wald versteckter Wachturm und ein ehemaliger Hubschrauber-Hangar sind stille Zeugen der Vergangenheit.
Die Unglücksstelle ist mit einem Fahnenmast und einem steinernen Gedenkmal markiert. Der Felsen trägt die Namen der getöteten Soldaten: John Leach, Todd A. Zephir und Darryl L. Shirley. Darunter steht die Mahnung: „Lest we forget“ – damit wir nicht vergessen.
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