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Vergrämung kaum möglich
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Nilgänse erobern Heilbronner Neckarbogen – "Habe 106 Gänse am Spielplatz gezählt"

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Am Karlssee haben sich Nilgänse enorm ausgebreitet und den Sandstrand mit Spielplatz erobert. Die Stadt Heilbronn lotet weitere Möglichkeiten der Vergrämung aus – doch dies erweist sich als schwierig. 


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Gisela Sachs ist viel in der Stadt unterwegs. Die 71-Jährige liebt vor allem die Wege am Neckarufer in der Innenstadt und das ehemalige Buga-Gelände im neuen Stadtteil Neckarbogen. Dabei verleiden ihr jedoch einige  Entwicklungen in den vergangenen Jahren die Freude an der Natur.

"Unsere Buga war granatenmäßig toll", denkt die Sontheimerin gerne an die Monate im Jahr 2019 zurück. "Doch inzwischen ist das Gelände da unten sowas von dreckig. Der Dreck liegt wochenlang und zum Kinderspielplatz kann man nicht mehr hin", kritisiert Sachs.

Vor allem die zahllosen Nilgänse und ihre Hinterlassenschaften schrecken sie ab. "Am 4. September habe ich dort 106 Gänse am Spielplatz gezählt. Das ist doch ein Unding, da können doch keine Kinder mehr spielen ", kritisiert sie.               

Nilgänse in Heilbronn: Beachtliche Population erreicht

Das Problem ist in der Stadt bekannt. Doch die Wildvögel haben im Heilbronner Raum inzwischen eine beachtliche Population erreicht. Experten wie der Referent für Wildbiologie und Wildtierforschung beim Landesjagdverband Baden-Württemberg, Klaus Lachenmaier, halten eine Eindämmung der Nilgänse kaum noch für möglich. "Die Nilgans ist anpassungsfähig, aggressiv und hat sich seit 2015 um ein Mehrfaches vermehrt", sagt Lachenmaier. Das gilt im besonderen auch für Heilbronn.

In der Stadt ist der Versuch, die Tiere stärker zu bejagen, um ihre Ausbreitung einzudämmen, gescheitert.Zwar wurden in der Saison 2022/23 mit 50 Nilgänsen fast doppelt so viele geschossen wie in der Saison zuvor, in diesem Jahr waren es jedoch nur 35.

Nilgänse dürfen nur auf Außenflächen der Stadt gejagt werden. "Das sind Flächen, die als sogenanntes nicht befriedetes Gebiet gelten", erläutert Harald Wild. Der Wildtierbeauftragte von Heilbronn sieht in der Bejagung "immer noch das wichtigste Instrument im Wildgansmanagement". Deshalb habe er die Jäger aufgefordert, die Nilgänse intensiv auf erlaubten Flächen zu bejagen. Allerdings haben die Tiere auch eine lange Schonzeit, die von 16. Februar bis 1. August dauert.

Tiere sind klug: Kaum Ansätze zur Eindämmung von Nilgänsen

Weitergehende Eingriffe wie die Entnahme oder der Austausch der Eier nimmt die Stadt derzeit nicht vor. "Das Wegnehmen von Eiern aus dem Nest muss mit dem Tierschutz abgestimmt sein", macht Harald Wild klar. Derzeit sei man in Kontakt mit dem Regierungspräsidium Stuttgart, um weitere Möglichkeiten der Vergrämung auszuloten.

Dabei erschwert das Verhalten der Nilgänse viele Ansätze. Die Tiere sind klug und legen die Eier sehr versteckt ab. Geht eine Brut verloren, brüten die Tiere zudem neu. "Auch der Austausch der Eier führt zu einer neuen Brut", erläutert Wild. Ohnehin würden die Tiere zwei Mal im Jahr brüten, was zu ihrer starken Verbreitung beiträgt. Lediglich hohes Gras scheuen die Gänse, doch das ist in städtischen Parks auch nicht gerne gesehen.                          

Experte plädiert für längere Jagdzeit von Nilgänsen

Angesichts dieser Misere plädiert Klaus Lachenmaier für eine längere Jagdzeit, auch um die Enten und andere Wildvögel zu schützen, die häufig unter den Nilgänsen litten. "Die Tiere sind sehr aggressiv und konkurrieren mit anderen Vogelarten um die Brutplätze", erläutert der Wildexperte.

Mit Blick auf den Heilbronner Neckarbogen machen diese Einschätzungen wenig Hoffnung auf Besserung. Die Stadt verweist darauf, dass der Karlssee kein Badesee ist. "Deshalb wird auch das Wasser nicht kontrolliert", sagt Pressesprecherin Suse Bucher-Pinell. Der Sand am Nordende des Sees wie auch der benachbarte Spielplatz werde vom Betriebsamt aber immer wieder gereinigt, sagt die Stadt. "So weit es die Kapazitäten zulassen".                  

Das Wort Vergrämung wird von Gram (Sorge) abgeleitet und stammt aus der Jägersprache. Es bedeutet die Vertreibung von Wildtieren. Mit Vergrämung ist aber auch das gezielte Töten einzelner Tiere gemeint, genauso wie die Zerstörung von Nistplätzen, Schlafplätzen, Höhlen, Bauten und Rückzugsorten. Auch der Einsatz von Schreckschusswaffen und Knallgeräten zählt zu den Vergrämungsmethoden. 

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Kommentare

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Stefan am 19.09.2024 22:18 Uhr

Tja, einfach mal akzeptieren das diese Tiere auch einen Lebensraum brauchen, nicht nur unsere Freizeitgesellschaft.

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Ursula Filipon am 19.09.2024 18:41 Uhr

Wer regelmäßig am Neckarbogen unterwegs ist empfindet es als eine massive Belästigung und großes Ärgernis für Bewohner, Spaziergänger. Es hilft nur massive Jagd und Dezimierung. Wenn eine Flieger-Bombe aus dem Weltkrieg gefunden wird dann wird weiträumig abgesperrt, evakuiert und Bombe entschärft. Warum hier nicht das gleiche machen? Weiträumig absperren, die Tiere töten, Problem gelöst.

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Eva Germann am 19.09.2024 09:34 Uhr

Seit mehr als 3 Jahren weise ich unsere Bürgermeisterin, Frau Christner auf die Gefahren, die unkontrollierte Vermehrung und vor allem die ekelhaften Hinterlassenschaften dieser nicht endemischen Vögel hin.

Die Antwort, die wenn überhaupt zurückkam: diese Tiere sind harmlos und bedrohen unsere heimische Tierwelt nicht!

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