10 Jahre Planung für Moschee-Neubau: Heilbronner Ditib-Gemeinde fällt "Stein vom Herzen"
Die Heilbronner Ditib-Gemeinde hat grünes Licht für ihren Moschee-Neubau bekommen. Der Vorsitzende nennt das Gemeinderatsvotum ein "Zeichen der Wertschätzung" und weist Vorwürfe gegen seinen Verein zurück.
Nach einem jahrelangen Hin und Her stellt sich der Heilbronner Gemeinderat nun doch noch hinter einen Moschee-Neubau der Ditib-Gemeinde an der Weinsberger Straße. Bei der Ratssitzung am Montag hatten zwei Dutzend Mitglieder der islamischen Religionsgemeinschaft diese Entscheidung im Großen Ratssaal mit langem Applaus bedacht. Die Gemeinde reagiert erleichtert.
Moschee-Neubau in Heilbronn: Ditib-Gemeinde fällt "Stein vom Herz"
Die Mitglieder der Ditib-Gemeinde hatten teils über drei Stunden bis zur Entscheidung des Gemeinderates ausgeharrt. „Uns ist ein Stein vom Herz gefallen“, sagt der Vorsitzende Erdinc Altuntas der Heilbronner Stimme. Dass man nach über zehn Jahren Planungszeit und zwischenzeitlichen Problemen nun doch noch einen gangbaren Weg gefunden habe, sei vor allem Baubürgermeister Andreas Ringle zu verdanken. „Er hat das toll gemanagt, aber auch allen anderen Beteiligten wollen wir ausdrücklich danken.“
Ditib-Vorsitzender: "Müssen aktiver werden und Aufklärung betreiben"
Der Vorsitzende Altuntas sieht in der Zustimmung zum Bebauungsplanentwurf auch ein Zeichen der Wertschätzung für muslimische Bürger von Heilbronn: „Ihr seid ein Teil der Stadtgesellschaft, habt auch das Recht auf ein angemessenes Gemeindehaus.“

Tatsächlich wolle sich die 600 Mitglieder starke Ditib-Gemeinde nicht verstecken, sondern das neue Kulturzentrum neben der Ausübung ihres Glaubens auch als Ort der Begegnung und des Dialogs öffnen, nicht zuletzt um Vorurteile abzubauen und „populistischen Parolen“ entgegenzuwirken. „Wir müssen in diese Richtung aktiver werden und Aufklärung betreiben,“ unterstreicht Altuntas.
Ditib-Vorsitzender weist Vorwurf zurück: "Kein verlängerter Arm Erdogans"
Den Vorwurf, Ditib sei ein verlängerter Arm des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan, weist Altuntas zurück. „Einen Einfluss auf unsere Gemeinde oder auf die Imame gibt es nicht.“ Der Verein sei überparteilich, neben Erdogan-Anhängern gebe es viele Mitglieder, die der Opposition nahe stünden. Gleichzeitig müssten „sowohl der Vorstand als auch die Imame neutral bleiben“.

Altuntas betont außerdem, die Predigten kämen nicht etwa aus der Türkei. Sie würden innerhalb des Vereins von einer Predigt-Kommission auf die gesellschaftliche Lage in Deutschland hin formuliert, mit religiösen, aber auch sozialen und kulturellen Themen, nicht aber mit politischen Aussagen.
Verwirrung um Grundstück in Heilbronn: Darum gehört es der Kölner Ditib-Zentrale
Verschiedene Stadträte hatten in der jüngsten Ratssitzung betont, dass sie viele Heilbronner Ditib-Mitglieder als gute Demokraten und "nette Menschen" kennengelernt hätten. Nico Weinmann (FDP) wusste, dass Ditib nicht vom Landesamt für Verfassungsschutz beobachtet wird.
Gleichzeitig wunderte er sich, dass im Grundbuch als Besitzer für das Vereinsgrundstück in Heilbronn der Ditib-Bundesverband in Köln eingetragen sei. Dies sei bei allen der insgesamt 950 Mitgliedsvereine in Deutschland aus verwaltungstechnischen Gründen so, erklärt Altuntas. „Dort sitzen Fachleute, die so etwa hauptamtlich verwalten und managen.“ Die Teilvereine wären damit überfordert.
Den auf über zehn Millionen Euro veranschlagten Neubau werde der Heilbronner Verein laut Altuntas selbst finanzieren: "Über Kredite bei einer in Deutschland ansässigen Bank, aus Spenden und Veranstaltungserlösen und hoffentlich auch, allerdings in geringem Maße, aus Zuschüssen des Bundesverbandes". Ob vom Minarett ein Muezzin-Ruf erschallt? "Nein, das hat nur symbolischen Charakter", betont Altuntas.