Heilbronner Gemeinderat jetzt aufgeschlossen gegenüber Moschee-Neubau – mit Änderungen
Seit zwölf Jahren gibt es Pläne für einen Moschee-Neubau an der Weinsberger Straße in Heilbronn. Zuletzt schienen sie zu scheitern. Nun stellt sich die Mehrheit der Stadträte hinter das Projekt. Dafür gibt es gute Gründe.
Der Heilbronner Gemeinderat lehnt einen Moschee-Neubau an der Weinsberger Straße nicht mehr ab. Mit 24:14 stimmten die Stadträte – auf CDU-Antrag in geheimer Wahl – für den Bebauungsplan und ernteten dafür von der Zuschauertribüne viel Applaus.
Oberbürgermeister Harry Mergel sprach von einem „verantwortungsvollen Umgang mit dem Thema“ und von „einer der würdigsten Stunden im Gemeinderat“. Jede Religionsgemeinschaft habe das Recht auf einen würdigen Ort zur Ausübung ihres Glaubens, betonte Baubürgermeister Andreas Ringle. Nun biete sich auch die Chance, "den Dialog wieder zu erhöhen: Gerade in Zeiten der Zerstrittenheit müssen wir besser zusammenstehen".

Einigung auf verschlankte Version des Moschee-Neubaus in Heilbronn
Die vom Heilbronner Rathaus und der DITIB-Gemeinde gemeinsam entwickelten Planungen reichen zwölf Jahre zurück. Sie hatten im Ratsrund zwischenzeitlich keine Mehrheit mehr gefunden, weil manche ein Verkehrschaos gefürchtet hatten. Auch die Größe des auf gut neun Millionen Euro veranschlagten Neubaus stieß auf Kritik.
Doch unter Federführung von Andreas Ringle, der alle Beteiligten nochmal an einen Tisch brachte, konnte man sich auf eine verschlankte Version verständigen. Der ursprüngliche Entwurf, der 2014 aus einem Architektenwettbewerb hervorgegangen war, stammt vom Vorarlberger Büro Bernardo Bader, mittlerweile wird das Projekt vom Heilbronner Büro Müller Architekten fortgeführt.
Moschee in Heilbronn: Minarett, begrünter Vorplatz und Tiefgarage
Nun rückt die Moschee, die auch ein Minarett bekommt, im Erdgeschoss um neun Meter von der Weinsberger Straße ab; in den auskragenden Obergeschossen um sechs Meter. Dadurch wird das 17,5 Meter hohe Gebäude in der Kubatur insgesamt kleiner.

Gleichzeitig entsteht ein teils begrünter Vorplatz, der die Zufahrtssituation entspannen soll. Die mit einer Ampel versehene Zufahrt zur Tiefgarage, in die 35 Autos passen, ist 42 Meter lang und bietet einen gewissen Stauraum. Gestrichen wurden gewerbliche Nutzflächen, was die Frequenz reduzieren soll.
In dem neuen Kulturzentrum, für das die bisherigen Baulichkeiten abgerissen werden, finden sich neben einer Moschee Schulungsräume, Vereinsräume, Büroflächen und zwei Wohnungen.
Spannende und konstruktive Moschee-Debatte im Heilbronner Gemeinderat
"Jeder stimmt heute so, wie er denkt", gab Thomas Randecker (CDU) zum Auftakt der Debatte zu verstehen und lobte Ringles Geschick, wodurch das Projekt "in eine gute Richtung weiterentwickelt" werden konnte. Geschlossen hinter der Moschee stehe nach wie vor die SPD, betonte Erhard Mayer. Das Projekt zeige, "dass Heilbronn weltoffen ist, die Vielfalt und den Dialog der Kulturen fördert", sagte Ferdi Filiz (Grüne).
Bedenkenträgern gab er zu verstehen: Auch Türken hätten ein gespaltenes Verhältnis zu Erdogan, dafür dürfe man aber die Muslime vor Ort nicht bestrafen. Musab Sarpkaya (FWV) sprach von einem "eindrucksvollen Gebäude, einem Ort des kulturellen Austauschs, einem Beweis für ein respektvolles Zusammenleben".
Heilbronner Stadträte stellen Erdogan-Frage, warnen aber vor Stigmatisierung
Ditib sei kein Beobachtungsobjekt des Landesamtes für Verfassungsschutz, allerdings gebe es Israel-feindliche Aussagen, wusste Nico Weinmann (FDP). Anderseits kenne er viele Gemeindemitglieder, die sich auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung bewegten. Weiter fragte er rhetorisch: "Welches Signal senden wir aus, wenn wir den Menschen, den Muslimen in unserer Stadt die Ausübung ihrer Religion verwehren würden?" Offen gegen das Projekt sprach in der Sitzung – auch im Namen der AfD – allein Alfred Dagenbach (Pro).
Er fürchtet ein Verkehrschaos und meint, das Gebäude sei in eine Lücke gequetscht und gehöre woanders hin. Es entstehe auf einem vorhandenen Moschee-Standort, erinnerte Malte Höch (UfHN). Dieser warnte vor Stigmatisierungen, betonte aber auch: "Politik und Religion vertragen sich nicht."
Religionsfreiheit sei ein hohes Gut, mahnte Maria Haido (Linke). Auch wenn sie als Aramäerin in der Türkei unterdrückt werde und zunächst skeptisch gewesen sei, stimme sie für die Moschee: "Ich kenne viele von DITIB. Das sind nette Leute."