Heilbronner Moschee-Neubau ist ein Gewinn
Mit der neuen Moschee muss der islamische Verein Ditib offener werden. So könnte er Vorurteile abbauen und das Projekt würde zum Gewinn für die ganze Stadtgesellschaft, meint unser Autor.

Die Vorzeichen hätten kaum schlechter sein können: Die Gesellschaft driftet auseinander. Extremisten und Populisten haben Oberwasser, Politiker scheinen weder kompromiss-, noch handlungsfähig zu sein. Insofern scheint die von einer großen Mehrheit getragene Entscheidung des Heilbronner Gemeinderats für einen Moschee-Neubau nicht in die Zeit zu passen, zumal auch hier zwischenzeitlich nichts mehr zu gehen schien. Doch Baubürgermeister Ringle hat völlig unterschiedliche Positionen unter einen Hut gebracht. Nach der konstruktiven Ratsdebatte sprechen manche von einer kommunalpolitischen Sternstunde. Schade, dass einige Stadträte nicht den Mumm hatten, öffentlich zu ihrer Meinung zu stehen, andere sich hinterm Baurecht und dem Verkehr versteckten.
Moschee in Heilbronn: Ditib verneint Einflussnahme durch den türkischen Präsidenten Erdogan
Im Kern geht es bei diesem Projekt – das städtebaulich und architektonisch ein großer Wurf ist – nämlich auch darum: Ist der Bauherr ein verlängerter Arm des türkischen Präsidenten Erdogan? Ditib verneint dies, verweist auf die vielfältige Mitgliederstruktur und sagt, selbst Predigten seien von unabhängigen Theologen in Deutschland formuliert worden. Ob dies tatsächlich so ist? Nun, jeder sollte sich davon ein Bild machen können.
Der Heilbronner Ditib-Chef Erdinc Altuntas räumt tatsächlich Defizite in Transparenz und Dialog ein. Dies ließe sich in der neuen Moschee ändern. Dann wäre sie ein Gewinn für die ganze Stadtgesellschaft.