Hitzeschutzplan für Bürger: Diese Maßnahmen ergreifen Heilbronn und der Bund
Hitzeschutzpläne sollen die Bevölkerung vor hohen Temperaturen schützen. Doch wie wird das in Heilbronn und durch den Bund umgesetzt?
Die Temperaturen steigen, die Sonne knallt und bei Schülern steigt die Hoffnung auf Hitzefrei: Hitzewellen schränken nicht nur das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit ein. Sie beeinflussen auch die Gesundheit der Menschen und führen im schlimmsten Fall zu Todesfällen. Genau das sollen Hitzeschutzpläne verhindern. Doch wie funktionieren sie?
Hitzeschutzplan des Bundes: Bevölkerung vor Hitze warnen und schützen
Vor zwei Jahren hat der damalige Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach am 28. Juli einen ersten, konkreten Hitzeschutzplan des Bundesgesundheitsministeriums für den Sommer vorgelegt.
Die Ziele des Plans: Die Bevölkerung sensibilisieren, insbesondere die vulnerablen Gruppen – wie Ältere, Vorerkrankte, Pflegebedürftige, Kinder, Alleinlebende, Menschen mit Behinderung und Obdachlose –, um Schutzmaßnahmen vorzunehmen.
Außerdem sollen Todesfälle im Zusammenhang mit Hitze reduziert und vermieden werden und Krankheitsverläufe abgemildert werden. Durch gezielte Warn-Informationen sollen Schutzmaßnahmen ausgelöst werden. Und die wissenschaftlichen Erkenntnisse sollen verbessert und verbreitet werden.
Frankreich als Vorreiter: Deutscher Hitzeschutzplan achtet föderale Zuständigkeiten
Frankreich hat bereits 2004 einen nationalen Hitzeschutzplan aufgestellt, nachdem es im Jahr 2003 bei einer großen Hitzewelle zu zahlreichen Toten in Europa gekommen war. Der französische Plan National Canicule kommt jeden Sommer vom 1. Juni bis zum 15. September zum Einsatz. Frankreich ist ein zentralistisches Land. Der deutsche Plan knüpft an den französischen Erfahrungen an, beachtet aber die föderalen Zuständigkeiten. Das bedeutet, dass manche Verantwortungen bei den einzelnen Bundesländern beziehungsweise Kommunen liegen.
Hitzeschutz als Teil des Klimaschutz: So geht Heilbronn bei Hitzewellen vor
In Heilbronn ist das Thema Hitzeschutz auch Teil des Klimaschutzes. Das Thema Gesundheit und Hitze gehört zu dem ganzheitlichen Klimaschutzteilkonzept zur Anpassung an den Klimawandel in Heilbronn von 2021, erklärt eine Sprecherin der Stadt. Außerdem hat das Gesundheitsamt 2023 einen „Fünf-Punkte-Maßnahmen-Plan“ entwickelt: konkrete Maßnahmen, die sofort umsetzbar sind. Diese werden seitdem auch weiter verfolgt:
- Kommunikationskaskade Hitzewarnung
- Informationen bei Hitzewarnung
- präventive Sensibilisierung
- Trinkwasser bereitstellen
- Karte für heiße Tage, die kühle Orte zeigt
Bei der Kommunikationskaskade Hitzewarnung wird von der Stadt an die stationären, teilstationären und ambulanten Pflegeeinrichtungen sowie an die Quartierszentren eine Hitzewarnung weitergeleitet.
Hitzewarnungen in Heilbronn: Besonders vulnerable Gruppen schützen
Zum Maßnahmen-Plan gehören auch Informationen bei Hitzewarnung auf der Internetseite der Stadt, den Social-Media-Kanälen und auf den digitalen Infotafeln, dem Park- und Verkehrsleitsystem. Außerdem werden die Allgemeinbevölkerung und insbesondere die vulnerablen Gruppen präventiv sensibilisiert.
Trinkwasser und kühle Orte: Heilbronn bietet unterschiedlichen Schutz bei Hitze
Die Stadt Heilbronn stellt zudem im öffentlichen Raum Trinkwasser bereit, etwa durch die Trinkbrunnen am Markt- und Kiliansplatz. Auch das Refill-Netzwerk trägt dazu bei. Für das Netzwerk werden alle Organisationen in der Stadt aufgerufen, sich zu beteiligen: An den sogenannten Refill-Stationen – erkennbar an dem blauen Refill-Aufkleber – kann man sein selbst mitgebrachtes Trinkgefäß kostenlos mit Leitungswasser auffüllen lassen.
Die Stationen sind auch in der Karte für heiße Tage verzeichnet. Die Karte lässt sich über die städtische Webseite finden. Darauf sind unter anderem Innenräume wie die Stadtbibliothek und Außenflächen wie Parks und Friedhöfe verzeichnet. Die Heilbronner Stimme bietet einen Überblick über kühle Orte und kostenloses Trinkwasser in Heilbronn.
Bundesgesundheitsministerium entwickelt Hitzeschutzplan weiter
Der Hitzeschutzplan des Bundes wird weiterentwickelt, 2023 und 2024 lag der Schwerpunkt der Maßnahmen auf der Information, Aufklärung und Sensibilisierung der Bevölkerung. „Dies ist und war wichtig, um kurzfristig die Gefahren, die mit Hitze einhergehen, in das Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken“, schreibt das Bundesgesundheitsministerium auf seiner Internetseite.
Hitzewarnsystem, Schulungen und Infopakete sollen beim Hitzeschutz helfen
Das Hitzewarnsystem des Deutschen Wetterdienstes (DWD) wurde dazu in die Breite getragen. Das geschah unter anderem durch Integration in bestehende Informationsmaterialien und -quellen, zum ersten Mal auch in Rundfunk und Fernsehen sowie als Bestandteil aller Kommunikationsaktivitäten des Bundesministeriums für Gesundheit zum Thema Hitzeschutz. Das Ministerium informierte Pflegedienste und -einrichtungen und veranstaltete mit dem Deutschen Hausärzteverband eine gemeinsame Plakataktion und Schulungen.
2024 wurden auch eine bundeseinheitliche Empfehlung zum Einsatz von Hitzeschutzplänen in Pflegeeinrichtungen und -diensten beschlossen, eine Bundesempfehlung „Musterhitzeschutzplan für Krankenhäuser“ erarbeitet, eine Handlungsempfehlung zur Erreichbarkeit vulnerabler Gruppen zum Hitzeschutz entwickelt und die Informationskampagne „Gib Hitze keine Chance!“ gestartet. Zudem wurde ein Infopaket „Hitzeschutz“ entwickelt und an alle Bürgermeister der deutschen Kommunen verschickt.
Besser informiert gegen Hitze vorgehen: Bundesgesundheitsministerium nutzt verschiedene Möglichkeiten
Für die Weiterentwicklung hat das Ministerium eine Roadmap – also einen Projektplan – zur Weiterentwicklung veröffentlicht. Darin sind einige zentrale Punkte aufgelistet: Die Nutzung des Hitzewarnsystems des DWD soll zum Standard gemacht werden, weiterentwickelt werden und digitale Lösungen geprüft werden.
Etwa die Anwendungssicherheit für Hitzewarnungen über die NINA-Warn-App soll erhöht werden. Die Früherkennung durch Monitoring soll verbessert werden, dafür werden etwa auch Möglichkeiten einer KI-basierten Modellierung hitzebedingter Sterblichkeit untersucht.
Auch eine Hitzeschutzkampagne soll starten, dabei möchte das Ministerium intensiver sensibilisieren, vernetzen und aufklären. Am 4. Juni etwa, gibt es einen bundesweiten Hitzeaktionstag, als zentraler Auftakt für die akuten Hitzeschutzmaßnahmen.
Vulnerable Gruppen schützen: Etwa Kinder und Alte sind von Hitze stärker betroffen
Auch der Schutz der vulnerablen Gruppen steht weiterhin auf dem Plan. Darunter auch die Entwicklung von Musterhitzeschutzplänen für die Bereiche Sport und Kinderbetreuungseinrichtungen. Das Thema Hitzeschutz soll etwa auch weiterhin in der Pflegeberatung und in Pflegekursen berücksichtigt werden.
Zudem soll der Hitzeschutz auf Bundesebene verbindlich verankert werden. Beziehungsweise Maßnahmen und Indikatoren erarbeitet werden, die überprüfen, ob die Ziele zum Schutz vor Hitze der Klimaanpassungsstrategie des Bundes erreicht werden.