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Teure Zufahrtssperren
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Hohe Sicherheitskosten belasten Heilbronner Käthchen-Weihnachtsmarkt 2025

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Bei Großveranstaltungen greifen inzwischen verschärfte Sicherheitsmaßnahmen, zum Beispiel Zufahrtssperren wie beim Heilbronner Weindorf – und bald auch beim Weihnachtsmarkt. Die Kosten sind enorm.


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Nach dem Weindorf ist vor dem Weihnachtsmarkt – und vor dem Pferdemarkt. Neben den üblichen Vorbereitungen machen dem Team der Heilbronn Marketing GmbH (HMG) derzeit – im Nachhall des Anschlags auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt 2024 – verschärfte Sicherheitsmaßnahmen zu schaffen.

Auf der Basis eines vom städtischen Ordnungsamtes vorgeschriebenen Konzeptes kamen etwa beim Lichterfest im Juni 2025 neben Lkw erstmals neuartige Zufahrtssperren eines Schweizer Herstellers zum Einsatz: vom TÜV nach bestimmten DIN-Normen zertifiziert. Die Zugänge zum Weindorf-Areal rund ums Rathaus waren dann komplett mit 70 solcher High-Tech-Poller umkreist. Die Kosten hierfür lagen nach Stimme-Informationen bei knapp 200.000 Euro – allein für die Miete, nicht für den Ankauf.

Kosten für Heilbronner Weihnachtsmarkt wohl drei bis vier Mal so hoch wie fürs Weindorf

Für den Käthchen-Weihnachtsmarkt, der Ende November beginnt, rechnet HMG-Chef Steffen Schoch mit einem noch höheren Betrag: vor allem weil die Veranstaltung nicht nur zehn, sondern 30 Tage dauert und die Fläche die halbe Innenstadt umfasst. Außerdem dürften die Zufahrtssperren wegen der vielen Weihnachtsmärkte beim Hersteller stark nachgefragt werden und seien womöglich nicht im notwendigen Umfang verfügbar – oder nur gegen Aufpreis.

Rund ums Rathaus standen beim Weindorf 70 Zufahrtssperren. Für den Weihnachtsmarkt -- und später auch für den Pferdemarkt -- müssen es viel mehr sein.  Dies wirft Fragen auf.
Rund ums Rathaus standen beim Weindorf 70 Zufahrtssperren. Für den Weihnachtsmarkt -- und später auch für den Pferdemarkt -- müssen es viel mehr sein. Dies wirft Fragen auf.  Foto: Seidel, Ralf

Eine genaue Mietsumme kann Steffen Schoch daher derzeit nicht nennen, aber sie sei „gewiss drei bis vier Mal so hoch wie beim Weindorf“, also so hoch, dass das Paket nicht allein von ihm als HMG-Geschäftsführer, sondern vom HMG-Aufsichtsrat abgesegnet werden müsse. Denn der HMG-Geschäftsführer hat nur einen Spielraum von 150 000 Euro, über den er frei verfügen kann.

Beim Heilbronner Pferdemarkt Ende Februar hängt der Veranstalter quasi noch in der Luft

Gleichsam in der Luft hänge man derzeit beim Pferdemarkt, der vom 21. bis 23. Februar östlich der Innenstadt angesagt ist. Traditionell umfasst dieser Krämermarkt das halbe Stadtquartier: zwischen Allee und Oststraße sowie zwischen Robert-Mayer-Gymnasium und Karlstraße, inklusive schützenwerter Einrichtungen wie Schulen, Agip-Tankstelle, Parkhotel, Harmonie, Tiefgarage und Stadtbahn-Trasse. „Ich weiß derzeit nicht, wie wir das alles absichern können“, erklärt der HMG-Chef. Damit nicht genug: Er habe keine Vorstellung, ob der Pferdemarkt zukünftig in dieser Form und Dimension weiterhin so, am angestammten Ort – oder überhaupt stattfinden kann und darf. 

HMG-Chef Schoch fordert eine bundesweit einheitliche Regelung

„Die Sicherheit der Gäste steht bei uns natürlich an oberster Stelle“, beteuert Schoch. Ein großes Problem ist für Schoch allerdings, dass der jeweilige Veranstalter zwar für die sichere Durchführung eines Events verantwortlich sei, dass es hierfür aber bundesweit keine einheitlichen Regeln gebe. In Heilbronn sei es so, dass das Ordnungsamt jeweils ein Sicherheitskonzept verlange, das der Veranstalter HMG zusammen mit Feuerwehr und Polizei sowie privaten Dienstleistern gemeinsam umsetze.


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Kommentare

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am 30.09.2025 06:34 Uhr

Weit über 200 000 Euro für ein zertifiziertes Sicherheitskonzept für alle Veranstaltungen unter der Federführung einer städtischen GmbH, die jedes Jahr ein Defizit von mehreren Millionen Euro schreibt. Und dieses über den städtischen Haushalt ausgeglichen werden muss. Sieht so die Zukunft unserer Feschtleskultur aus? Mit solchem Irrsinn wie auch zum Beispiel völlig aus dem Ruder gelaufene Brandschutzbestimmungen für öffentliche und gewerbliche Gebäude kann man die Wirtschaft eines Landes auch destabilisieren. Für das Sicherheitskonzept gibt es sicher pragmatischere Lösungen. Nein es muss zertifiziert sein.

Ich erwarte von einem funktionierenden Staat, dass er weiß wer zu uns ins Land kommt. Ich erwarte von unserer Justiz und Politik, dass die Polizei bei potentiellen Straftätern schnell, hart und vor allem nachhaltig durchgreifen kann und den vielen immer gleichlautenden bedauerlichen Worten der Politik nach den tödlichen Anschlägen der Vergangenheit auch folgenreiche Taten folgen. Solche Dinge hätten schon vor 11 Jahren angegangen werden müssen.

Wir werden uns niemals vor jedem gestörten Einzeltäter mit einem Millionen teuren zertifiziertem Sicherheitskonzept schützen können. Das würde das Ende jeder öffentlichen Veranstaltung und Feier in unserer Republik bedeuten.

Jürgen Mosthaf

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Bodo Becker am 29.09.2025 20:29 Uhr

Es zeugt von großem respekt, dass sie sich hier sehr viel einbringen und besonders Herr schoch, ist sehr zu bewundern, wie er das alles hinbekommt, das sind wirklich sehr hohe Kosten, und da muss man dann die einnahmen, neben den mieten? Die ja auch sehr hoch sind, der stände, mit einkalkulieren. Und ob hier überhaupt genug umsatz, stattfinden wird, um diesen hohen schutz zu, gewährleisten. Die bürger sind allerdings nicht oder der steuerzahler ist allerdings nicht alleine dafür verantwortlich, für die umstände, die wir heute zu tage haben, und den schutz, den wir benötigen?

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