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Treffen in der Harmonie
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„Heilbronn ist Stadt der Vielfalt“: Hunderte protestieren gegen AfD-Versammlung

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Mit Fahnen, Liedern und Plakaten: Quer durch Heilbronn ziehen Demonstranten bis zur Harmonie, wo die AfD dieses Wochenende tagt.


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Lieder und Parolen auf der Allee, Grinsen und Handy-Filmen vor der Harmonie: Am Heilbronner Kongresszentrum treffen am Samstagvormittag Demonstranten und AfD-Parteimitglieder aufeinander, nur wenige Dutzend Meter getrennt voneinander – durch ein Stadtbahngleis, ein Flatterband der Polizei und Absperrgitter.

Die Demonstration des „Netzwerk gegen Rechts“ gegen die AfD-Landeswahlversammlung verläuft nach Angaben der Polizei friedlich. Die Veranstalter sprechen von bis zu 700 Teilnehmern, die Polizei schätzt die Zahl auf 450 bis 500. Florian Vollert vom Veranstalter ist damit zufrieden: Mit dieser Anzahl habe man gerechnet, die Reden seien gut gewesen.

Demonstration gegen AfD-Landeswahlversammlung: Das steht auf Plakaten

Die Allee ist am Samstagvormittag dicht. Schwere Laster und Poller verhindern die Durchfahrt, stattdessen stimmen die Demonstranten Slogans gegen die AfD an, sie singen Lieder, schwenken Fahnen und halten Transparente mit Zeilen wie „Demokratie statt Hetze“ oder „Heilbronn ist bunt“ in die Höhe. Andere fordern ein Verbot der AfD. Schon morgens um 7 Uhr ging es mit ein paar hundert Demonstranten am Bahnhof los, einmal quer durch die Innenstadt.

Mit Fahnen und Plakaten gegen die AfD-Landeswahlversammlung: Mehrere Hundert Demonstranten machen vor der Harmonie Lärm. Foto: Ralf Seidel
Mit Fahnen und Plakaten gegen die AfD-Landeswahlversammlung: Mehrere Hundert Demonstranten machen vor der Harmonie Lärm. Foto: Ralf Seidel  Foto: Seidel, Ralf

Dem Netzwerk angeschlossen haben sich Parteien, Gewerkschaften und weitere Gruppierungen. Nicht nur Heilbronner sind dabei, sogar Mitglieder des Linken-Verbands aus dem Main-Tauber-Kreis sind gekommen, Abfahrt um 6 Uhr. Man wolle Solidarität mit den Genossen in Heilbronn zeigen, sagt der Co-Vorsitzende Robert Binder. Die AfD sei eine „unsägliche Partei“, ergänzt er. Man müsse gegen sie einstehen und die Demokratie schützen.

Auch die Gruppe „Omas gegen Rechts“ ist dabei

Auch die in Heilbronn neu gegründete Gruppierung „Oma gegen Rechts“ ist bei der Demo dabei, zu den Mitgliedern gehört Elke aus Leingarten. Schon länger wollte sie sich einer solchen Gruppe anschließen, erzählt sie. Doch lange fehlte die Gruppe in der Region. Jetzt nicht mehr. Sie strahlt: „Das ist mein Verein.“ Der Demo schloss sie sich aus mehreren Gründen an: „Ich bin für Menschlichkeit“, sagt sie. Und gegen Rassismus. „Die Menschheit ist bunt.“ Man müsse die Stimme erheben, so die Leingartenerin. „Von allein passiert nichts.“

Gegen die AfD sprechen sich auf der Allee mehrere Redner aus, immer wieder unterbrochen von Rufen wie beispielsweise „Es gibt kein Recht auf Nazi-Propaganda“. Fürs „Netzwerk gegen Rechts“ positioniert sich Kemi, ihren Nachnamen will sie wie mehrere Redner nicht nennen. Die Zeiten seien schwierig, Preise und Mieten stiegen, bezahlbarer Wohnraum fehle. Diese Momente liebe die AfD, so Kemi: Sie biete aber weder Lösungen, noch wolle sie die Ursachen bekämpfen, sagt sie. „Es werden Sündenböcke geschaffen.“

Vorwurf von Rednern: AfD bietet keine Lösungen, sie kreiert Feindbilder

Mercedes von der Verdi-Jugend sieht das ähnlich: Die AfD befürworte Probleme. So äußert sich auch Lili von der Gruppe „Offener Antifa-Abend in Heilbronn“: Die Partei biete keine Lösungen, sie kreiere Feindbilder.

Auch der evangelische Dekan Christoph Baisch hat eine klare Haltung: Bei der AfD melde sich Verachtung zu Wort, dagegen müsse man aufstehen. „Jeder Mensch ist ein Geschenk Gottes, jeder Mensch hat seinen Wert und seine Würde.“ Es gebe Probleme in der Gesellschaft. Man dürfe aber keinen Menschen herabwürdigen. Das wäre sonst eine „Bankrotterklärung für die Menschlichkeit in unserem Land“, sagt er. „Heilbronn steht für Demokratie, Vielfalt und Menschlichkeit.“

CSD-Redner spricht von einer Gefahr für Minderheiten und Menschenrechte

Als eine Gefahr für Minderheiten und Menschenrechte bezeichnete Niklas vom Christopher Street Day Heilbronn die Partei. Zum Land gehörten Menschen „in aller Vielfalt“, betont er. „Wer schweigt, macht sich schuldig.“

Zum Jahreswechsel 2023/2024 gingen Hunderttausende gegen die AfD auf die Straße, auch in der Region fanden Demos statt. Gründen-Landtagsabgeordnete Gudula Achterberg hatte gehofft, dass damit ein Kipppunkt erreicht sei. „Ich habe mich getäuscht“, blickt sie auf Wahl-Ergebnisse der AfD, die die Demokratie mit Füßen trete.

Die AfD ist nicht zum ersten Mal in der Heilbronner Harmonie. Aus Sicht mehrerer Parteien im Heilbronner Gemeinderat soll sich das ändern. Daran erinnern in ihrer gemeinsamen Rede die Stadträte Tanja Sagasser-Beil (SPD) und Alexander Wezel (Die Partei). Heilbronn sei bunt, offen und vielfältig, so Tanja Sagasser-Beil. Alle seien willkommen, aber nicht wer unter anderem antidemokratisch und queerfeindlich sei. „Wir erwarten, dass dies der letzte AfD-Parteitag in der Harmonie ist.“ Die Heilbronner Linken-Stadträtin Maria Haido ist überzeugt: „Heilbronn ist eine Stadt der Vielfalt, und sie bleibt es auch.“

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