Stimme+
Schwimmende Häuser
Lesezeichen setzen Merken

Hausboote auf dem Neckar in Heilbronn – Zukunftsvision oder bald Realität?

   | 
Lesezeit  3 Min
Erfolgreich kopiert!

Studierende der Hochschule Heilbronn präsentieren ein Konzept für Hausboote in Heilbronn. Damit könnte die Stadt zum Vorreiter in Süddeutschland werden. Doch wie stehen die Chancen für eine Umsetzung?


Externer Inhalt

Dieser externe Inhalt wird von einem Drittanbieter bereit gestellt. Aufgrund einer möglichen Datenübermittlung wird dieser Inhalt nicht dargestellt. Mehr Informationen finden Sie hierzu in der Datenschutzerklärung.


Heilbronn hat den Neckar als Lebensraum entdeckt. Das zeigte sich zuletzt beim Lichterfest. Nun tauchen im Bereich der Oberen Neckarstraße Vorboten zur Neugestaltung des dortigen Ufers auf. Die Neckarpromenade soll einen direkten Zugang zum Fluss erhalten und ein Ort zum Verweilen werden. 

Nutzt Heilbronn als Stadt am Neckar sein Potenzial voll aus? Studierende der Hochschule Heilbronn finden, da geht noch mehr und haben jüngst ihre Ideen zum Thema Hausboote auf dem Neckar vorgestellt. Genauer gesagt war es eine Machbarkeitsstudie. Zu ihrer Präsentation, die im Rahmen ihres Masters „Nachhaltige Tourismusentwicklung“ als praxisbezogenes Projekt benotet wird, sind mehrere Vertreter der Stadt gekommen, unter anderem Stadträte. Auch Thomas und Constanze Hammann vom Landesverband Motorbootsport Baden-Württemberg sowie Steffen Schoch von der Heilbronn Marketing GmbH waren da.

Bedarf oder zumindest Interesse an dem Thema scheint da zu sein. Die Studierenden Kathrin Fuß, Jana Heinzmann und Jens Wieland verwiesen zu Beginn ihrer Präsentation auf eine Studie der DHBW Heilbronn, in der rund 30 Prozent angeben, dass Hausboote Heilbronn attraktiver machen würden.

Mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz haben Studierende der HHN Bilder kreiert, wie ein Hausboot auf dem Neckar einmal aussehen könnte.
Mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz haben Studierende der HHN Bilder kreiert, wie ein Hausboot auf dem Neckar einmal aussehen könnte.  Foto: Hochschule Heilbronn (KI-Visualisierung)

Heilbronn könnte mit Hausbooten zum Vorreiter in Süddeutschland werden

Heilbronn könnte damit sogar zum Vorreiter in Sachen nachhaltige Stadtentwicklung werden. In Süddeutschland gibt es laut dem Trio so ein Vorhaben noch nicht. Als Vorzeigebeispiele zeigen die Studenten unter anderem den Brombachsee in Bayern. Hier gibt es im sogenannten Floating Village 19 mit Ökostrom betriebene Ferienhäuser auf dem See, die fest am Steg liegen und touristisch vermietet werden. Auch in Hamburg ist Wohnen auf dem Wasser auf ungenutzten Kanälen möglich, genauso wie in den Niederlanden oder in Dänemark. Bald auch in Heilbronn? Das Studenten-Trio kann sich vorstellen, Hausboote touristisch zu nutzen. Entweder als Ferienhaus oder aber als Eventlocation für Yoga oder Workshops.

Für ihre Machbarkeitsstudie haben Kathrin Fuß, Jana Heinzmann und Jens Wieland mehrere Standorte unter die Lupe genommen, der an der Rosenbergbrücke würde sich bis dato am besten eignen, nahe der Innenstadt und dem Wertwiesenpark gelegen. Ihr zweiter Vorschlag am Buga-Gelände bei der Kranenstraße war schnell aus dem Rennen, als Thomas Hammann vom Landesverband Motorbootsport Baden-Württemberg anmerkte, dass dort kein Hochwasserschutz gegeben sei und die Strömungsgeschwindigkeit acht Kilometer pro Stunde – teilweise mehr – beträgt.

Einige Herausforderungen bei Hausbooten zu meistern

Auch sonst wurde deutlich: Sollten Hausboote auf dem Neckar realisiert werden, gilt es noch einige Herausforderungen zu meistern. Zubauen wolle man den Neckar nicht, betonten die Studenten. Der schöne Blick vom Ufer aus soll bleiben. Der Schiffsverkehr und die Tiere wie Schwäne oder Enten dürfen nicht in ihrem Lebensraum eingeschränkt werden. Außerdem zählt der Neckar in Heilbronn zu einer der größten Kaltluftschneisen, ist als Belüftung für die Stadt in Zeiten von heißen Sommerperioden also von zentraler Bedeutung. Und, das wurde im Vortrag ebenfalls deutlich: Es braucht planerisch rechtlich viele Schritte, vor allem, was die Zuständigkeiten angeht. Mehrere Stellen müssten miteinbezogen werden.

Zum Beispiel das Amt für Straßenwesen, das Baurechtsamt, das die Verfügung über Grundstücke genehmigen müsste, oder die Wasserrechtsbehörde. „Generell positiv“ steht die Stadt Heilbronn dem Thema Hausboote auf dem Neckar gegenüber, wie es auf Stimme-Anfrage heißt. „Allerdings nicht im Bereich des Altneckars beziehungsweise der Innenstadt. Der Neckar in der Innenstadt sollte nicht zugunsten einiger weniger Nutzer der Allgemeinheit entzogen werden, sondern allen gehören.“

Studiengangsleiterin Martina Shakya (von links) mit den Studenten Jens Wieland, Kathrin Fuß und Jana Heinzmann.
Foto: Lisa Könnecke
Studiengangsleiterin Martina Shakya (von links) mit den Studenten Jens Wieland, Kathrin Fuß und Jana Heinzmann. Foto: Lisa Könnecke  Foto: Könnecke, Lisa

Studiengangsleiterin kritisiert: Neckar werde zu oft als Hindernis, statt als Potenzial gesehen

Weiter heißt es, dass Hausboote nach Ansicht der Verwaltung keinen positiven Effekt auf das Wohnungsangebot haben, da wegen der hohen Kosten für ein Hausboot davon nur eine geringe Anzahl von Nutzern profitierten würden. Gewerbliche Nutzungen für Events oder dergleichen seien „vorstellbar“. Mit Blick auf die Durchfahrtsbreite für Schiffe, mögliche Hochwasserereignisse, Immissionsschutz und eine  dauerhafte Infrastruktur wie Strom oder Wasser heißt es weiter: „Nach jetzigem Kenntnisstand ist von einem hohen Genehmigungsaufwand auszugehen. Entsprechende Erfahrungen fehlen jedoch in Heilbronn“.

Studiengangsleiterin Martina Shakya kritisiert, dass zu viele Abers innovative Ideen im Keim ersticken. Als Hochschule könne man das Thema Hausboote zwar nicht umsetzen, aber immerhin einen kreativen Prozess in Gang setzen. Der Neckar werde viel zu oft als Hindernis, statt als Potenzial gesehen. Dass Machbarkeitsstudien etwas bewirken können, hat eine Ausarbeitung von Studierenden der DHBW Heilbronn zum Thema Surfwelle gezeigt. Zum zehnten Lichterfest stand eine mobile Anlage im Neckarbogen. Vorausgegangen war die Idee für eine Surfwelle auf einem Frachter

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung

Günther Knapp am 23.07.2024 09:51 Uhr

Ideen zu haben ist bestimmt nichts Schlechtes aber den Neckar mit Hausbooten vor allem im alten Neckarlauf zu bepflastern kann keine gute Zukunftsidee sein. Es sind nicht nur die Boote, sondern auch Ver- und Entsorgungsanlagen dieser. Auch Zufahrts- und Zugangsmöglichkeiten sind sicherlich problematisch. Heilbronn ist sicherlich kein Bremser solcher Einfälle, sondern hier mehr für die Bürger die gerade den Alten Neckar mit seitlichen Spazier- und Radwegen so erhalten wollen.

Antworten
lädt ... Gefällt Nutzern Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
  Nach oben