Abseits des Showbusiness betätigt sich Jauch als Winzer. 2008 hat er das Traditionsweingut von Othegraven in der Nähe von Trier gekauft. Etwa eine Woche im Monat sind er und seine Frau dort und packen an. „Das ist ein echter Knochenjob“, betont Jauch. Im Vergleich zu den übrigen Arbeitern sei er immer der langsamste im Weinberg. „Die lachen mich aus.“ Wein, Genuss und Spaß am Feiern seien für ihn ein Anknüpfungspunkt an Heilbronn, sagt Jauch. „Das ist ja hier auch eine tolle Weingegend.“
Günther Jauch in Heilbronn: Demokratie ist zu selbstverständlich geworden
Am Donnerstagabend war Günther Jauch in Heilbronn zu Gast. Dort wurde der Moderator mit dem Preis „Württemberger Köpfe“ ausgezeichnet. Warum er sich um die Demokratie sorgt und was er über einen Nachfolger für „Wer wird Millionär?“ denkt.

Er ist Star-Moderator, gilt als beliebtester Deutscher und wurde mit unzähligen Preisen ausgezeichnet: Günther Jauch. Am Donnerstag kam in der Heilbronner Harmonie noch eine Würdigung dazu. Der 69-Jährige wurde mit dem Demokratiepreis „Württemberger Köpfe“ geehrt. Zuvor stellte sich der Wer-wird-Millionär-Moderator beim Live-Talk „Ohne Ausrede“ von Stimme.tv den Fragen von Chefredakteur Uwe Ralf Heer.
Günther Jauch bei Stimme-Talk „Ohne Ausrede“ in Heilbronn
Ob er den Preis gekannt habe, will Heer zu Beginn wissen. „Ich wusste, dass es ein schöner, seriöser und hochkarätiger Preis ist“, antwortet Jauch, räumt aber ein, dass er „verzweifelt“ überlegt hat, was ihn mit Baden-Württemberg verbindet.
Immerhin, seine Frau sei zwar in Bayern geboren, aber in Friedrichshafen aufgewachsen. „Also alles wieder gut.“ Jauch selbst ist in Münster geboren und hat zwei jüngere Geschwister. Seine Frau Thea Sihler hat er nach langer Partnerschaft 2006 geheiratet. Das Paar lebt in Potsdam und hat vier erwachsene Kinder.
Lob für Schwarz-Gruppe und Experimenta: Günther Jauch lobt Engagement
Schon vor sechs Jahren hat es den TV-Moderator nach Heilbronn verschlagen, als er die Experimenta einweihte. „Das war für mich schon sehr spannend, was in dieser nicht gigantischen Stadt auf die Beine gestellt worden ist“, unterstreicht Jauch und lobt das „zukunftsträchtige“ Engagement der Schwarz-Gruppe. Vor allem für junge Menschen sei das „großartig“ und „fast ohne Beispiel in Deutschland“.
Jauch ist ausgebildeter Journalist, in jungen Jahren arbeitet er als Sportmoderator im Radio. Nach Stationen beim Bayerischen Rundfunk und dem ZDF verschlägt es ihn ins Fernsehen, wo er jahrelang das Reportage-Magazin „sternTV“ und später seine Talkshow „Günther Jauch“ moderiert. Würde ihn ein politisches Format noch mal reizen, fragt Heer. „Nein“, lautet Jauchs klare Antwort. Er sei noch nie umgekehrt, nachdem er eine Tür hinter sich verschlossen habe. „Und das habe ich nie bereut.“
Günther Jauch: Gefühl für den Wert der Demokratie ist verloren gegangen
Dennoch treibt ihn der Zustand der Demokratie um. „Ich glaube, dass wir ein bisschen das Gefühl für den Wert dieser Demokratie verloren haben.“ Wie wichtig demokratische Freiheiten sind, merke man erst, wenn sie abgeschafft werden. Er selbst habe das lange für selbstverständlich genommen und nach dem Mauerfall gedacht: „Jetzt bricht der ewige Weltfrieden aus“, erzählt Jauch. „Da habe ich mich mehr als schwer getäuscht.“ Besonders Antisemitismus stelle er sich entgegen und werde dabei „laut und unangenehm“. Die parlamentarische Demokratie sei oft mühselig aber noch immer die beste Staatsform.
Besorgniserregend findet Jauch Fake News im Internet oder betrügerisch gefälschte KI-Videos, die auch von ihm im Umlauf sind. Sein Rat: „Immer mehrere Quellen anschauen, nicht auf das erste Bild reinfallen.“ Eigentlich könne man gar nichts mehr einfach so glauben. „Man muss eine ganz andere Medienkompetenz entwickeln als früher.“
Jauch über Nachfolge bei „Wer wird Millionär?“: Niemand ist unersetzlich
Deutschlandweit bekannt ist Günther Jauch als Moderator von „Wer wird Millionär?“ bei RTL. Mehr als 1700 Folgen der Quizshow wurden mit ihm ausgestrahlt. Häuft man dabei viel Wissen an? „Das täuscht“, entgegnet Jauch. „Im Grunde stelle ich ja nur Fragen, die ich mir nicht mal selber ausgedacht habe.“ Viele Fragen könne er selbst nicht beantworten.
Noch immer reizen Jauch die Menschen, die in seine Sendung kommen. Seine Schwiegermutter sage immer, dass „Gottes großer Zoo“ bei ihm auflaufe. „Und genau so ist es. Das macht die Sendung für mich nie zu einer Routine.“ Jeder Mensch sei einzigartig und habe eine Geschichte zu erzählen. Er versuche, das zu ermöglichen. Wie viel jemand gewinne, "ist da fast zweitrangig“, so Jauch. Gleichwohl würde er sich wünschen, dass er mal wieder einen Millionär küren kann. "Da warten wir jetzt doch ziemlich lange schon drauf."
Über eine mögliche Zukunft von „Wer wird Millionär?“ ohne ihn macht sich Jauch keine Sorgen. „Die Friedhöfe sind voll von unersetzlichen Menschen.“ Es finde sich immer jemand, der es genau so gut oder besser macht als man selbst.