Umwelthauptstadt Europas 2026: Heilbronn muss sich im Finale geschlagen geben
Nicht ganz unerwartet hat Heilbronn beim Finale in Valencia den Titel der Umwelthauptstadt Europas 2026 verpasst und muss Guimarães aus Portugal den Vortritt lassen. Beim Green Capital Award soll es einen neuen Anlauf geben.
Für Heilbronn war schon der Einzug in die Runde der letzten drei Städte mit Guimarães und dem österreichischen Klagenfurt ein Erfolg. Ein Sieg, so hatte Oberbürgermeister Harry Mergel die Chancen im Vorfeld richtig eingeordnet, wäre "eine Sensation" gewesen.
„Wir sind aufrichtig stolz auf dieses Ergebnis und gratulieren Guimarães zum Titel", sagte Mergel am Mittwochnachmittag nach der Bekanntgabe. "Mit unserer ersten Bewerbung direkt im Finale zu sein ist für uns ein großartiger Erfolg und eine Bestätigung dafür, dass wir mit unseren bisherigen Anstrengungen auf dem Weg zu einer grünen, lebenswerten und umweltfreundlichen Stadt auf dem richtigen Weg sind." Der OB kündigte auch gleich an, dass sich Heilbronn erneut bewerben wird. Dafür werde man sich die Verbesserungsvorschläge der Jury genau ansehen.
Heilbronn trat zum ersten Mal bei dem Wettbewerb an, mit dem die EU-Kommission nachhaltige Konzepte der Stadtentwicklung auszeichnet und mit 600.000 Euro honoriert. Über die Prämie hinaus gilt ein Sieg als Türöffner, der viele Konzepte für Klima- und Umweltschutz beschleunigt. So hatten etwa die Verantwortlichen in Essen, Titelträger von 2017, darauf verwiesen, dass viele Prozesse der Stadtentwicklung durch den Titel der Green Capital in Schwung gekommen seien.
Umwelthauptstadt-Wettbewerb: Heilbronn hatte namhafte Konkurrenz
Der Preis wird seit 2010 vergeben. Zu den bisherigen Gewinnern zählen etwa Stockholm oder Hamburg. In der Vorrunde hatte Heilbronn namhafte Konkurrenten wie Riga oder Cordoba hinter sich gelassen. Die Jury lobte in der Vorauswahl das „umfassende System zur Überwachung der Lärmbelastung, den Landschaftsplan, das Mobilitätskonzept und eine breitere Bürgerbeteiligung“.
Das Mobilitätskonzept Heilbronns zielt etwa darauf ab, bei den Verkehrsmitteln eine Verschiebung zu erreichen, ohne das Auto aus der Stadt zu verbannen. Laut einer Erhebung von 2015 entfallen in der Stadt 58 Prozent auf den Motorisierten Individualverkehr (MIV), also vor allem auf das Auto. Dieser Anteil soll nach Maßgabe des Konzepts bis Ende des Jahrzehntes auf 47 Prozent reduziert werden. Fußwege, Radler und Öffentlicher Nahverkehr sollen die Hälfte der Wege bestreiten, bislang sind es 39 Prozent.

Green Capital Awards: Zeremonie in Valencia fällt bescheiden aus
Im Finale des Green Capital Awards reichte es mit diesem und anderen Konzepten nicht nach ganz oben. Guimarães galt vorab als leicht favorisiert. Die portugiesische Stadt hatte sich schon mehrmals beworben und zuletzt gut abgeschnitten. Einen Schwerpunkt legte die neue europäische Umwelthauptstadt auf die Verbindung von Tourismus und umweltfreundlichen Abfallsystemen. So gibt es etwa bei städtischen Veranstaltungen keine Einwegbehälter mehr.
Das Finale mit den Präsentation vor der Jury sollte eigentlich in festlichem Rahmen in Valencia stattfinden. Doch die südspanische Stadt hat noch immer mit den Folgen des verheerenden Hochwassers im Oktober zu kämpfen. Kurzfristig wurde die Zeremonie in deutlich kleinerem Rahmen abgehalten. Heilbronn sagte in der Folge die Reise einer größeren Delegation nach Spanien ab. Nur ein Kernteam um Baubürgermeister Andreas Ringle war vor Ort, um den Juroren die Bewerbung zu präsentieren.
Green Capital: Das sind die Kriterien
Die Europäische Kommission verleiht jedes Jahr den European Green Capital (EGC) für Städte mit einer Einwohnerzahl über 100.000. Seit 2015 gibt es zudem den Preis den European Green Leaf (EGL) für kleinere Städte ab 20.000 Einwohnern. Zentrale Kriterien sind: Luftqualität, Wasser, biologische Vielfalt, Grünflächen und nachhaltige Landnutzung, Abfall und Kreislaufwirtschaft, Lärm, sowie Maßnahmen, die zur Abschwächung des Klimawandels beitragen oder die Anpassung daran verbessern. Valencia hat den Titel für 2024 gewonnen. Vilnius, die Hauptstadt Litauens, ist Green Capital 2025.