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"Tabletts durch die Gegend geflogen": Weiter Radfahrer-Ärger auf Heilbronner Neckarmeile

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Heilbronner Gastronomen warnen: Die 700 Meter lange Fußgängerzone auf der Neckarmeile berge zu viele Gefahren für Gäste und Fußgänger. Die Stadt will trotzdem am bestehenden Konzept festhalten.       


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Sechs Unfälle mit Radfahrern und E-Scooter-Lenkern hat die Polizei in den Jahren 2023 und 2024 in der Oberen und Unteren Neckarstraße registriert. Dabei gab es einen schwerverletzten und drei leicht verletzte Radfahrer. Bei zwei Zusammenstößen zwischen einem Fußgänger und einem E-Scooter sowie einem Auto wurden die Fußgänger jeweils leicht verletzt. Die Unfälle passierten bei der Einmündung der Lohtorstraße in die Untere Neckarstraße, im südlichen Bereich der Unteren Neckarstraße und im Bereich des Marrahauses. 

Der Radweg, den die Stadt als „sehr wichtige Verkehrsachse für Radverkehr bezeichnet“, führt mitten durch die Neckarmeile, die seit ihrer Gründung im Jahr 2016 zu den größten Gastromeilen Süddeutschlands zählt. Vor allem die Engstelle am Marrahaus in Heilbronn sorgt seit Jahren für Ärger

Fußgänger, Rad- und E-Scooter-Fahrer teilen sich den schmalen Streifen am Heilbronner Marrahaus. Immer wieder kommt es zu brenzligen Situationen.
Fußgänger, Rad- und E-Scooter-Fahrer teilen sich den schmalen Streifen am Heilbronner Marrahaus. Immer wieder kommt es zu brenzligen Situationen.  Foto: Seidel, Ralf

Radfahrer auf der Neckarmeile: Unfälle und gefährliche Situationen 

Dabei ist die Neckarmeile als Fußgängerzone ausgewiesen. Für Erwin Engelhardt, 21 Jahre lang Besitzer des Einzelhandelsgeschäfts Stein und Duft in der Unteren Neckarstraße ist das ein Unding: „Unser Oberbürgermeister sagt immer, die Neckarmeile ist eine Flaniermeile. Aber dort kannst Du nicht flanieren, das ist viel zu gefährlich“, sagt der 73-Jährige, der auch Co-Sprecher der Neckarmeile UG ist.

„Die Fahrradfahrer müssen raus aus dieser Fußgängerzone“, lautet seine Forderung, die er mit seinen Erfahrungen der vergangene Monaten begründet: „Vor kurzem ist ein Fahrradfahrer mit Karacho auf die Tische der Superbude aufgefahren. Gottseidank saß da zu dem Zeitpunkt niemand“, betont Engelhardt, der noch drei Tage die Woche in seinem ehemaligen Geschäft arbeitet.            

Eisdielen-Besitzer: Ecke am Heilbronner Marrahaus als Gefahrenstelle

„Allein in diesem Jahr ist mir es drei Mal passiert, dass ich als Gast wegen Radfahrern mein Bier verschüttet habe“, schildert er. Der gefährlichste Punkt auf der 700 Meter langen Zone sei für ihn das Eck, an dem die Lohtorstraße in die Neckarmeile führt. „Hier treffen auch noch Radfahrer und Fußgänger von der Brücke über die Experimenta zusammen.“

Der Uferweg am Marrahaus sollte ursprünglich eine Breite von fünf Metern haben. Tatsächlich hat die Stadt dann aber eine Wegbreite zwischen Außengastronomie am Gebäude und an den Baumscheiben von vier Metern zugelassen. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) und der Arbeitskreis Lokale Agenda 21 fordern eine Umleitung der Radfahrer durch die Fischer und Kramgasse in die Gerberstraße. Hoffnungen setzen die Interessenverbände der Radfahrer und die Gastronomiebetriebe in die Umgestaltung des Neckarufers. In Fußgängerzonen wie in der Neckarmeile dürfen Radfahrer eine Geschwindigkeit von vier Kilometer pro Stunde fahren. 

Auch die Ecke am Marrahaus sei eine Gefahrenstelle. „Was ich tagtäglich erlebe, kann man sich gar nicht vorstellen“, sagt Alessio Covato, der zusammen mit Simon Schmidt Inhaber des Primafila ist. „Gottseidank ist noch nichts schlimmes passiert, aber Tabletts mit Eis und Getränken sind bereits durch die Gegend geflogen“, schildert der Betreiber der Eismanufaktur, der seinen Gastrobereich, direkt an der Ecke Obere Neckarstraße/Friedrich Ebert-Brücke hat.

„Bei uns sitzen schließlich auch viele Familien mit Kindern, und wenn man sieht, wie E-Roller oder Radfahrer durch die Engstellen rasen, habe ich kein Verständnis“, betont der 39-Jährige, der nur eine Lösung des Problems sieht: „Rad- und Rollerfahrer müssen absteigen und ihr Rad in den gefährlichen Passagen schieben“, fordert Alessio Covato.                            

Stadt Heilbronn: Aktuelle Regelung auf Neckarmeile bleibt bestehen

Da macht die Verwaltung derzeit aber nicht mit. „Die Stadt bleibt aktuell bei der Regelung Fußgängerzone – Radfahrer frei“, antwortet Pressesprecherin Suse Bucher-Pinell auf Anfrage. Die Stadt sei derzeit aber dabei, ein verkehrliches Gesamtkonzept für die Innenstadt zu entwickeln. „Ob sich Änderungen in den Regelungen im Rahmen der verkehrlichen Neukonzeption ergeben, ist derzeit noch offen“, so Bucher-Pinell.


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Unfall-Gefahr auf der Heilbronner Neckarmeile: Radweg muss verlegt werden


Vorwürfe der kommunale Ordnungsdienst würde in der Neckarmeile zu wenig kontrollieren, weist die Stadt zurück. So seien 2024 insgesamt 95 Ordnungswidrigkeiten gegen Radfahrer beanstandet worden, 70 in den Fußgängerzonen. Im laufenden Jahr waren es bisher 29, 18 davon in den Fußgängerzonen, sagt das Ordnungsamt. Explizite Zahlen zur Fußgängerzone Neckarmeile liefert die Stadt nicht.                        

Heilbronner Badstraße wurde zur Fahrradstraße

Für Erwin Engelhardt liegt die einzige Lösung in der Umfahrung der Neckarmeile. „Die Fahrradfahrer müssen raus aus der Fußgängerzone“, betont er. Der 73-Jährige sieht eine weiträumige Umfahrung über die Paula-Fuchs-Brücke und den Neckarbogen bis in die Badstraße als den besten Weg. In der Badstraße hatte die Stadt den dortigen Radweg kürzlich aufwendig ausgebaut. Die Kosten beliefen sich auf 300.000 Euro. Dafür kamen vom Land 250.000 Euro, 50.000 Euro von der Stadt.       


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Markus Henkel am 15.07.2025 07:25 Uhr

Die Heilbronner Stimme macht wie so oft mit diesem tendenziösen Artikel mal wieder Stimmung gegen Radfahrer. Der Weg am Marrahaus vorbei war bereits seit langem ein Radweg, da gab es dort noch keine Gastronomie. Man könnte auch fragen, wie sinnvoll es war, Außengastronomie direkt auf einen Fahrradweg zu bauen.

Wenn schon die Überschrift reißerisch einstimmt mit "Tabletts durch die Gegend geflogen", zitiert Zimmermann im Artikel ausschließlich Personen, die sich gegen Fahrradfahrer äußern. Die Forderung „Die Fahrradfahrer müssen raus aus der Fußgängerzone“ verkennt, dass der Weg eben keine reine Fußgängerzone ist und Fahrradfahrer ein Recht haben, dort zu fahren. Um seine Polemik noch zu untermauern, zitiert Zimmermann noch ein paar Kosten für Radwege, bietet aber keine praktikablen Lösungen an, die den Bedürfnissen ALLER Verkehrsteilnehmer gerecht würden. Mit mehr Hindernissen für Radfahrer bewegt man niemanden zum Umstieg vom Auto. Dabei sind Stau-verstopfte Innenstädte ein Problem, das gelöst werden muss.

Das ist kein Lokaljournalismus, das ist fahrradfeindliche Ideologie im Gewand eines Zeitungsartikels. Mehr Ausgewogenheit statt persönlicher Agenda täte der Heilbronner Stimme gut.

Eine Lösung wäre ein separater Radweg bei der Neugestaltung der Ufer-Promenade. Wenn ich dort mit dem Fahrrad unterwegs bin, achte ich besonders umsichtig darauf, dass man sich mit Passanten und Bedienungen nicht in die Quere kommt. Für die rücksichtslosen Verkehrsteilnehmer hat die Polizei gerade erst vor wenigen Tagen dort Kontrollen durchgeführt. Mit gegenseitiger Rücksichtnahme geht es immer besser, wo der Verkehr eng zusammenläuft.

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