Engstelle am Marrahaus: Stadt Heilbronn hat noch keine Lösung für Gastromeile
Die Engstelle am Marrahaus in Heilbronn ist seit Jahren ein Problem. Die Stadt kündigt Maßnahmen an – unter anderem sollen Alternativen für Radfahrer geprüft werden.
Sobald sich in den Sommermonaten besonders viele Menschen an der Gastromeile Heilbronn rund um das Marrahaus aufhalten, tritt eine altbekannte Problematik zutage. Dann bilden sich Warteschlangen vor dem Eiscafé, die sich vom Kreuzungsbereich der Kaiserstraße bis auf die Friedrich-Ebert-Brücke ziehen, da eilen Kellnerinnen und Kellner zwischen Restaurantgasse und Außentischen umher. Zugleich schlängeln sich Fußgänger, Rad- und E-Scooter-Fahrer durch die Menschenmengen. Der östliche Uferbereich wird dann zur potenziellen Unfallquelle.
Engstelle am Marrahaus: Stadt Heilbronn hat noch keine Lösung für Gastromeile
Die Diskussion um die Engstellen in der Oberen Neckarstraße schwelt seit Jahren – auch aktuell kommt es immer wieder zu Konflikten. Die Stadt bewertet die Situation als „sensibel“, das registrierte Unfallgeschehen sei aber unauffällig. Im April hatte man im Rahmen der Einweihung des verbreiterten Neckaruferwegs angekündigt, sich im nächsten Schritt um Verbesserungen rund um das Marrahaus kümmern zu wollen.
Genauer: Die Präsenz von Verkehrskontrollen und Informationskampagnen zu erhöhen sowie Alternativrouten für Radfahrer zu prüfen, teilt das Amt für Straßenwesen auf Nachfrage mit. Den Radverkehr an dieser Stelle herauszunehmen, sei nicht angedacht, „weil es sich hierbei weiterhin um eine sehr wichtige Verkehrsachse für Radverkehr handelt“, heißt es vom Amt für Straßenwesen.
Schon jetzt habe die Stadt mit Beschilderungen als Fußgängerzone, einer Sensibilisierungskampagne zur gegenseitigen Rücksichtnahme durch den Kommunalen Ordnungsdienst, Ansprachen vor Ort und den Ausbau einer „sehr guten Alternativroute (Badstraße) für Radfahrer“ gehandelt.

Ulrich Baumann vom Arbeitskreis Mobilität: „Seit die Gastro dort eröffnet hat, ist es ein Drama"
Die Strecke ist als Fußgängerzone ausgeschildert, mit dem Zusatz Fahrräder und E-Scooter „frei“ – sie dürfen mit Schrittgeschwindigkeit und besonderer Rücksicht auf Fußgänger durchfahren. Doch genau daran hapert es häufig. Obwohl sich auch „Radfahrer an Regeln halten“ müssen, sagt Volker Geis, der für den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) Heilbronn die Interessen der Radfahrenden vertritt.
Volker Geis und weitere Beobachter werfen der Stadt allerdings vor, die Problematik selbst geschaffen zu haben, indem sie den Betrieben genehmigt hat, ihre Außengastronomie auf dem historischen Radweg zu betreiben. „Die Problematik war von Anfang an bekannt, aber man hat sie bewusst in Kauf genommen“, meint Geis rückblickend. Ulrich Baumann vom Arbeitskreis Mobilität der Lokalen Agenda21 stimmt zu: „Seit die Gastro dort eröffnet hat, ist es ein Drama. Es muss dringend etwas getan werden. Der Zustand am Marrahaus ist unerträglich.“ Hinweise von Umweltverbänden seien anfangs ignoriert worden.
Als Kompromiss galt die Regelung, dass eine vier Meter breite Gasse freizuhalten sei. Doch daran werde sich oft nicht gehalten. Menütafeln würden in den Weg gestellt, Gäste verschöben Stühle und Tische. „Der Durchgang wird dadurch immer schmaler“, meint Ulrich Baumann, „es gibt kaum ein Durchkommen.“ In der Vergangenheit hat er immer wieder an Begehungen teilgenommen, um praktikable Lösungen zu finden.
Situation am Heilbronner Marrahaus: Alternativrouten immer wieder im Gespräch
Davon gibt es aus Sicht von Volker Geis keine, die die Situation grundlegend entschärfen. Eine alternative Verkehrsführung sei denkbar – etwa eine Umleitung des Radwegs ab dem Götzenturm durch die Fischer- und Kramgasse in die Gerberstraße oder durch die Kirchbrunnen- und Kasernengasse. Auch Peter Kaspar, der sich im Interesse der Fußgänger engagiert und eine Broschüre zum Thema veröffentlicht hat, schlägt die temporäre Umleitung der Radroute vor.
Chancen sehen die Männer in der geplanten Umgestaltung des Neckarufers. Welche Veränderungen es in diesem Rahmen auch in der Neckarstraße gibt, lasse sich jedoch erst sagen, wenn die Pläne finalisiert sind, erklärt die Stadt. „Wenn sich Radfahrer und Gastronomen an die Regeln halten würden, wäre die Situation weiterhin unglücklich“, findet Volker Geis. „Aber man könnte damit noch am ehesten leben.“