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Einblick in Tresoranlage
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Ehemaliges Bankhaus in Heilbronn: 3000 Schließfächer unter der Erde

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Ronald Siegle vermietet 3000 Schließfächer im ehemaligen Gebäude der Bundesbank in Heilbronn. Der Unternehmer gewährt Einblick in die hochgesicherte Tresoranlage.


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Unbekannte brechen weit mehr als 50 Schließfächer der Sparkassen-Filiale in Güglingen auf. Die Täter entkommen, die Polizei ermittelt. Was kaum einer weiß, nicht nur Banken und Sparkassen halten Schließfächer für ihre Kunden bereit. In Heilbronn gibt es 3000 Tresorfächer in einem Gebäude an der Moltkestraße - gesichert wie in einem Hochsicherheitstrakt. 

Das markante Geschäftshaus befindet sich gegenüber vom Stadtgarten. Bis 2007 wickelt die Deutsche Bundesbank in dieser Filiale ihre Geldgeschäfte ab. „Wir haben die Immobilie vor mehr als zehn Jahren gekauft“, erzählt Ronald Siegle (44), Vorstand der La Siegle Capitale AG. Seine Familie ist seit vielen Jahren im Immobiliengeschäft tätig. In dem früheren Bankhaus sind heute Ärzte und Büros untergebracht, im Obergeschoss befinden sich Wohnungen.

In dem markanten Gebäude an der Moltkestraße in Heilbronn hatte einst die Bundesbank eine Filiale.
In dem markanten Gebäude an der Moltkestraße in Heilbronn hatte einst die Bundesbank eine Filiale.  Foto: Heike Kinkopf

Ex-Bundesbank in Heilbronn wird zum Schließfach-Bunker mit Hightech-Sicherheit

Nach dem Kauf überlegt Siegle, was er mit den Tresorräumen im Untergeschoss des Gebäudekomplexes anstellt. Seit 2017/18 vermietet er die Schließfächer über eine extra dafür gegründete Firma. „Es gab damals auch Anfragen von Interessenten, die einen Club aufmachen wollten, aber das passt nicht zu dem Gebäude.“

Siegle klopft an die Fensterscheiben seines Büros im Erdgeschoss. „Panzerglas.“ Wer genau hinschaut, entdeckt an vielen Stellen Überwachungskameras. Es geht hinunter ins Untergeschoss. Die Bundesbank habe das Geld auf Paletten gelagert, erzählt Siegle. Von dieser Zweckmäßigkeit ist heute nichts mehr zu sehen.

Nachdem er einige Zutrittskontrollen durchlaufen hat, steht der Kunde vor einer geschätzt 60 Zentimeter dicken goldenen Tresortür. Eine extra Sprengtür schützt zusätzlich. Davor Sitzgelegenheiten, an den Wänden Zeitungsartikel, die von der Geschichte des Gebäudes berichten. Restaurierte Kirchenfenster an den Wänden und das Familienwappen der Siegles wirken nobel.

Von Edelmetallen bis Dokumente: Was Kunden in Schließfächern wirklich aufbewahren

Hinter der schweren Tresortür sind fünf abgeschlossene Zugänge zu den insgesamt 3000 Schließfächern. Wie aus früheren Veröffentlichungen in der Heilbronner Stimme hervorgeht, umfasst der ganze Bunker alles in allem mehr als 400 Quadratmeter.

Ronald Siegle umreißt kurz die Geschichte von Tresoren. Zu Beginn seien überwiegend Edelmetalle darin aufbewahrt worden, dann vermehrt auch Wertpapiere. Irgendwann kommen Schließfächer in Bankhäusern etwas aus der Mode. Bürger und Geschäftsleute schaffen sich eigene kleine Safes für zu Hause an, beschreibt er die Entwicklung.


Moderne Technik als Vorteil: Viele Bankschließfächer gelten als veraltet

Einbrecher jedoch gehen inzwischen dreister vor. Die brechen in Häuser ein, wenn die Bewohner zu Hause sind und zwingen ihre Opfer, den Tresor zu öffnen, sagt Siegle. Seitdem suchen Bürger nach einem sicheren Aufbewahrungsort außerhalb der eigenen vier Wände für das, was ihnen lieb und teuer ist. Das Geschäft mit Schließfächern befinde sich seit Jahren im Aufwind, sagt der 44-Jährige. Seitdem seien einige private Firmen auf den Markt gekommen.  

Ronald Siegle verfolgt Einbrüche in Tresoranlagen wie in Güglingen 

Ins Detail geht Ronald Siegle nicht. Nur so viel: Die Tresorräume seien durch ein ausgeklügeltes und hochmodernes System gesichert. Dagegen sei die Technik so einiger Schließfachanlagen von Geldinstituten deutlich veraltet, ist er überzeugt. Seine Kunden stammen aus der Region und darüber hinaus. „Einige kommen von weit her.“ Die meisten würden durch eigene Recherche auf seine Firma und die Schließfachanlage in der Moltkestraße aufmerksam.

Wie in Güglingen passieren in ganz Deutschland immer wieder spektakuläre Einbrüche in Banken und Sparkassen. Vor drei Jahren beispielsweise räumen Kriminelle eine Schließfachanlage in Berlin aus und machen Beute in Millionenhöhe. „In Güglingen wussten die Täter sicher, dass sie dort mehr als ein Fach knacken können“, schätzt Siegle den Vorgang ein.

Wie Ronald Siegle das Vorgehen von Kriminellen einschätzt

Siegle fragt sich, wie verzweifelt Kriminelle sind, die in eine Bank einsteigen und zahlreiche Fächer öffnen müssen. Die wüssten ja nicht, was sich darin befindet. Er geht davon aus, dass sie es vor allem auf Bargeld und Schmuck absehen. Wenn Täter zum Beispiel nur ein einziges Fach oder sehr wenige Fächer gezielt aufbrechen, geht Siegle von Insider-Wissen aus. Die Täter wüssten genau, was sie suchen.

Zu Siegles Kunden gehören Menschen mit wertvollen Luxusgegenständen genauso wie Geschäftsleute, die Firmendaten sicher hinterlegen, nennt er Beispiele. Auch klassische Geldinstitute kooperierten mit ihm. Es gebe immer weniger Filialen und in den Haupthäusern der Banken und Sparkassen seien die Schließfach-Kapazitäten zuweilen erschöpft.


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