Kreislaufprobleme, Partystimmung und wichtige Botschaften: So verlief die CSD-Parade in Heilbronn
Die erste große CSD-Parade in Heilbronn war ein voller Erfolg. Einzig und allein das Wetter bereitete Probleme. Nicht nur 15 Teilnehmer, auch ein Polizist, landeten zwischenzeitlich im Krankenhaus.

Die Teilnehmer beim Demozug des CSD Heilbronn am Samstag fallen auf. Viele Neugierige bleiben stehen und machen Bilder, als rund 600 Menschen von der Theresienwiese zur Harmonie ziehen und bei schweißtreibenden Temperaturen Flagge zeigen. In dieser Größenordnung gab es den Christopher Street Day (CSD) in Heilbronn noch nie. Sie alle stehen unter dem Motto „sichtbar queer“ für die Rechte der LGBTQIA+-Community ein.
So lief die erste große CSD-Parade in Heilbronn
In Zeiten, in denen die AfD an Zuwachs gewinne, sei es wichtiger denn je, für die eigenen Rechte auf die Straßen zu gehen, sagt Niklas Rosche, einer der Hauptorganisatoren. Die queere Community habe es schon immer schwer in Heilbronn gehabt. Man habe sich entscheiden müssen, zwischen „sichtbar sein und Anfeindungen erleben“ oder „unsichtbar bleiben“. Doch damit sei nun Schluss. „Wir sind genauso Teil der Gesellschaft.“
Niklas Rosche erzählt, dass man sich auf Zwischenfälle eingestellt habe. „Aber das Gegenteil war der Fall“, freut sich der 18-Jährige. Die Menschen hätten ihr Handy gezückt, sich mit den Teilnehmern gefreut und die Parade mit einem Lächeln im Gesicht beobachtet. Das Polizeipräsidium bestätigt das auf Stimme-Anfrage. Einzelne Passanten hätten zwar ihr Unverständnis gegenüber der Veranstaltung ausgedrückt, jedoch nicht in aggressiver Art und Weise.
Heilbronner CSD-Organisator: Anfeindungen aufgrund der eigenen Sexualität
Anfeindungen aufgrund der eigenen Sexualität kennt Niklas Rosche. Vor allem, wenn er mit seinem Freund Hand in Hand unterwegs gewesen sei. Fast jedes Mal seien blöde Sprüche gefallen. „Man lernt, damit umzugehen.“ Aber länger hinnehmen will er das nicht. „Umso mehr geben Veranstaltungen wie diese Energie.“
Unter den Rednern am Samstag ist auch Laura-Zorita Halding-Hoppenheit dabei. Seit fünf Jahrzehnten kämpft die Stuttgarter Stadträtin für Menschen, die aufgrund ihrer Sexualität diskriminiert werden. „Die LGBTQIA+-Community ist meine Familie“, sagt sie. Ganze Generationen habe sie großgezogen und begleitet. Wenn sich damals Familien von ihren Söhnen zurückgezogen haben, weil diese HIV-positiv getestet wurden, sei sie zur Stelle gewesen. Sie habe immer für Menschen gekämpft, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Je größer der Widerstand, desto größer wurde ihr Kampfgeist, so die 80-Jährige.
CSD-Umzug in Heilbronn: Mehrere Teilnehmer landen wegen Hitze im Krankenhaus
Das Fazit von Mitorganisator Niklas Rosche nach dem ersten großen CSD in Heilbronn: „Es hätte nicht besser laufen können.“ Einzig und allein das Wetter bereitete mit seinen zwischenzeitlichen 34 Grad dem einen oder anderen Probleme. Rund 20 Teilnehmer mussten wegen Kreislaufproblemen behandelt werden und die Parade zwischendurch pausieren.
Für manch einen endete der Tag im Krankenhaus. Auch ein Polizist, der den Demozug auf seinem Motorrad begleitete, klappte zusammen, fasst Niklas Rosche zusammen. Auf Nachfrage beim Polizeipräsidium Heilbronn heißt es, dass dieser das Krankenhaus wieder verlassen konnte. „Es geht ihm gut.“
CSD in Heilbronn: Nächstes Mal noch sichtbarer in der Innenstadt unterwegs?
Der ein oder andere Teilnehmer wunderte sich, die Parade nicht durch die Innenstadt zog. „Das wäre schön gewesen“, sagt ein 38-Jähriger Teilnehmer mit Blick auf das Motto: "sichtbar queer".
Niklas Rosche sagt, dass der CSD Heilbronn nächstes Mal präsenter sein will, vielleicht mit einer Kundgebung am Rathaus. Das sei dieses Mal wegen des vorausfahrenden Trucks und den Oberleitungen der S-Bahn, die durch die Innenstadt führen, aus Sicherheitsgründen nicht möglich gewesen.