Ehemalige Bundeswehr-Standorte in Heilbronn-Franken: Folgt mit Aufrüstung ein Comeback?
Die Region Heilbronn-Franken war einst ein bedeutender Bundeswehr-Standort. Doch mit der aktuellen sicherheitspolitischen Lage rückt die Aufrüstung in den Fokus. Die Wehrbereitschaft bei jungen Männern scheint zu wachsen.
Die Region Heilbronn-Franken war jahrzehntelang ein bedeutender Bundeswehrstandort. Zwar erinnern daran nur noch wenige Gebäude und Denkmäler zwischen Heilbronn im Süden und Wertheim im Main-Tauber-Kreis im äußersten Norden der Region. Doch im Zuge der dramatischen geopolitischen Veränderungen und der Erkenntnis, dass Deutschland seine Verteidigung wieder selbst in die Hand nehmen muss, lohnt sich ein Blick zurück und nach vorne.
Schock nach Bundeswehr-Rückzug in Külsheim und Tauberbischofsheim
Der Schock saß damals tief, als Verteidigungsminister Peter Struck am 2. November 2004 die Schließung der Prinz-Eugen-Kaserne in Külsheim und der Kurmainz-Kaserne in Tauberbischofsheim verkündete. In beiden Garnisonsstädten in den strukturschwachen ländlichen Gebieten war die Bundeswehr ein wichtiger Arbeitgeber und Wirtschaftsfaktor. Dort wurde – entgegen dem bundespolitischen Trend – sogar öffentlich für den Erhalt der Bundeswehr demonstriert und tausende Unterschriften wurden gesammelt.
Die Schließung der beiden Kasernen im Norden und die Schließung des Bundeswehrlagers in Siegelsbach waren der Endpunkt einer Entwicklung, die mit dem Ende des Kalten Krieges einherging.
Schließung des Kreiswehrersatzamtes in Heilbronn im Juli 2006
Schon 1993 war die Kaserne in Bad Mergentheim geschlossen worden, 2004 war in Lauda-Königshofen Schluss. In Wertheim verließen die US-Streitkräfte die Kaserne in den 1990er Jahren, genauso wie in Schwäbisch Hall, Crailsheim, Heilbronn und Neckarsulm. Geblieben ist einzig der Standort in Niederstetten. Immerhin gelang es an nahezu allen Kasernenstandorten, erfolgreiche Gewerbegebiete anzusiedeln. Eines der Paradebeispiele war die Ansiedlung des Industrieparks Würth in der ehemaligen Deutschordenskaserne auf dem Drillberg in Bad Mergentheim.
Die Schließung des Kreiswehrersatzamtes in der Lenaustraße in Heilbronn im Juli 2006 war die abschließende Konsequenz dieser Entwicklung. Dort waren in 50 Jahren 220.000 Männer aus der gesamten Region Heilbronn-Franken gemustert worden.
Nach Russlands Überfall auf Ukraine: Wehrpflicht und Aufrüstung gefordert
Knapp 20 Jahre später weht der politische Wind aus einer ganz anderen Richtung. Nach dem Überfall der Ukraine durch die russische Armee ist nicht nur in der Bundeswehr von „Ertüchtigung und Aufwuchs, die der Stärkung der Verteidigungsfähigkeit und der Einsatzbereitschaft dienen“, die Rede, wie ein Sprecher des Verteidigungsministeriums gegenüber der Heilbronner Stimme betont. Auch die Politik ist aufgewacht und stellt ein neues Sondervermögen von 500 Milliarden Euro in Aussicht.
Inzwischen fordert auch eine namhafte Zahl von Politikern die Wiedereinführung der Wehrpflicht, die Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg 2011 ausgesetzt und damit faktisch abgeschafft hatte. „Die Vorbereitungen für den neuen Wehrdienst werden durch das Verteidigungsministerium weiter konsequent verfolgt“, versichert eine Sprecherin beim Bundesamt für Personalmanagement der Bundeswehr in Köln. Ein Gesetz zum neuen Wehrdienst wurde noch im November 2024 im alten Bundeskabinett beraten.
Entwicklung für mögliche neue Bundeswehr-Standorte in Region Heilbronn offen
Was die aktuelle Entwicklung für mögliche neue Bundeswehrstandorte in der Region bedeutet, ist noch völlig offen. „Die Bundeswehr muss für die Landes- und Bündnisverteidigung aufwachsen. Dazu wird in weitgehend allen Bereichen der Infrastruktur erheblich investiert“, betont der Sprecher des Verteidigungsministeriums. Wie die Zeitpläne und die Umsetzung vor Ort aussehen können, lasse sich derzeit aber noch nicht seriös vorhersagen.
Bleibt die Frage nach der Wehrbereitschaft bei den jungen Männern, die als Wehrpflichtige in Frage kommen. „2024 ist das Interesse der 16- bis 29-jährigen Männern am Soldatenberuf um zehn Prozentpunkte von 19 auf 29 Prozent gestiegen“, sagt der Soziologe am Zentrum für Militärgeschichte der Bundeswehr in Potsdam, Dr. Timo Graf. Das Interesse junger Frauen stagniert dagegen mit acht Prozent auf niedrigem Niveau.