Bundeswehr schließt Verwahrlager in Siegelsbach
Siegelsbach - Gestern war die offizielle Schließungsfeier, die letzten Mitarbeiter des Bundeswehr-Verwahrlagers Siegelsbach werden am 31. Dezember abrücken. Damit endet ein Stück Militärgeschichte für den Ort.

Siegelsbach - Gestern war die offizielle Schließungsfeier, die letzten Mitarbeiter des Bundeswehr-Verwahrlagers Siegelsbach werden am 31. Dezember abrücken. Damit endet ein Stück Militärgeschichte für den Ort. Das insgesamt 200 Hektar große Gelände war einst NS-Munitionsanstalt, später lagerten die Amerikanischen Einheiten hier die Pershing-Sprengköpfe von der Heilbronner Waldheide. Einen Teil des Areals nutzte die Bundeswehr, seit 2002 wurde es für ausgemustertes Material der schrumpfenden Truppe als Verwahrlager genutzt. Dessen Schließung war wiederholt angekündigt, aber immer wieder herausgezögert worden. Stattdessen quoll das Areal bisweilen fast über.
Endlose Schlangen
Das ist es auch, was das Bild des Depots in den letzten Jahren prägte. Wo man hinein spicken konnte, reihten sich scheinbar endlose Schlangen von Lkw und Panzern aneinander. "Zwischen den Fahrzeugen haben wir einen Daumenbreit Platz gelassen", dachte Lager-Leiter Klaus Bertram an Zeiten zurück, in denen er bis zu 1400 Ketten- und 1500 Radfahrzeuge unterzubringen hatte. Damit war der Hauptmann als einziger Soldat in der zivilen Einrichtung der Wehrtechnischen Dienststelle 81 im bayerischen Greding "Herr über eine Streitkraft, die zeitweise sogar die der Bundeswehr überstieg", verdeutlichte Gerhard Dahm vom Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung gestern die Dimensionen.
Dass die Bundeswehr stets ein Geheimnis aus den Aktivitäten im Verwahrlager machte, hat Hans-Heinricht Weske als zuständiger Abteilungsleiter im Bundesamt nach eigenem Bekunden selbst nie so recht verstanden. Schließlich lautete die Aufgabe der Siegelsbacher Truppe, "eine wirtschaftliche Trennung von Material, das die Steuerzahler viel Geld gekostet hat".
Die ausgemusterte Fahrzeuge und Waffen wurden teils an befreundete Staaten weiterverkauft, teils verschrottet. "Ihre Tätigkeit war eine Erfolgsgeschichte", bescheinigte Weske Bertram und seinen anfangs 17 und zuletzt neun zivilen Mitarbeitern. Dabei hatte der Hauptmann 2002, als das seinerzeitige Gerätehauptdepot zu einem Verwahrlager umgerüstet wurde, mit eben diesem Schritt überhaupt nicht gerechnet. Das Gelände war fast leer geräumt, als das Bundesamt entschied, hier Großgerät von aufgelösten Kasernen einzulagern.
Bergepanzer
Dafür bot es sich an, wie Dienststellenleiter Wolfgang Vollmar in Erinnerung rief: In der Nähe der Autobahn A6 und mit eigenem Gleisanschluss für Bahntransporte standen dort schließlich 42 000 Quadratmeter Hallen und 20 500 Quadratmeter Freilagerfläche zur Verfügung. Die Flächen wurden teils bis zur Kapazitätsgrenze genutzt. Insgesamt sind über das Siegelsbacher Lager rund 2000 Kettenfahrzeuge, 200 gepanzerte Radfahrzeuge und etwa 3000 Radfahrzeuge verwertet worden.
Als letztes Großgerät werden Bergepanzer 2, eine Variante des Leopard, aus Siegelsbach abgezogen. Ansonsten lagern noch wenige Restbestände wie ausgemusterte Feuerlöscher in den weitläufigen Hallen. Lagerleiter Klaus Bertram, der zum Jahresende in den Ruhestand geht, versicherte gestern bei der Schließungsfeier: "Bis Weihnachten haben wir das Zeug raus."
Der Siegelsbacher Bürgermeister Uli Kremsler erinnerte daran, dass mit Schließung des Verwahrlagers das letzte militärische Überbleibsel im Stadt- und Landkreis Heilbronn verschwindet. Für die Zukunft erhoffe man sich eine friedliche Nutzung des Bauernwaldes.
Unter Beobachtung
Sobald die letzten neun Mitarbeiter des Verwahrlagers Ende des Jahres abrücken, verwaist das abgezäunte Gelände nicht. Die Bundeswehr stellt dann ein vierköpfiges Aufräum-Kommando, das das Gelände unter Beobachtung hält. Außerdem vor Ort bleibt die Polizeidirektion Heilbronn, die mit einem Übungszentrum Untermieter im Feuerwehrhaus ist.
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