Sicherheit der Brücken in Heilbronn: Experte schätzt Zustand ein
In Dresden stürzt ein Brücke in die Elbe. Könnte ein ähnliches Unglück auch in Heilbronn passieren? Ein Experte schätzt die Lage hier ein.
Seit Juli 2024 ist Thomas Feiert Leiter des Amts für Straßenwesen in Heilbronn: Wie viele Fachleute ist auch er an der Aufklärung des Dresdner Brückensturzes besonders interessiert. Als Auslöser werden fehlende Wartung sowie die fatale Kombination von massivem Streusalzeinsatz und infolgedessen die Korrosion des Stahlbetons diskutiert. Mit großer Sicherheit könne er dies für Heilbronn ausschließen, so Feiert. „Wir haben zum Glück nicht viele Brücken in dieser Bauweise.“
Brücken in Heilbronn: Das wird für die Sicherheit getan
Einige Bauwerke älteren Datums wie die 1950 errichtete Peter-Bruckmann-Brücke wurden ertüchtigt. Der zentralen Verkehrsverbindung der B39 über den Neckar wurde „sozusagen ein zweites Korsett verpasst“, erklärt Feiert. Im Jahr 2018 habe man für zwei Millionen Euro Konsolen und Widerlager verstärkt.

„Würde es wie in Dresden zu einem plötzlichen Bruch kommen, würde die Brücke trotzdem nicht einstürzen.“ Die zusätzlichen Verstärkungen würden das Bauwerk trotz der schlechten Gesamtnote von 3,5 so zusammenhalten, dass es zwar zu Rissen in der Fahrbahn kommen würde, aber ein „plötzliches Absacken“ schließt der Experte aus.
Rund 160 Brücken gibt es in Heilbronn. Einige davon haben die Note 3 oder schlechter bekommen. Dazu wird neben der Standfestigkeit auch die Verkehrssicherheit bewertet. Wenn also die Geländer oder Radwege, die bei der Bruckmann-Brücke gegenläufig sind, oder Fahrspuren für den Verkehr nicht sicher genug sind, führt das zur Abwertung. Dies erfordere aber keinen Neubau, sondern eine überarbeitete Planung.
Brücken in Heilbronn: Bauwerke öfter kontrollieren als vorgegeben
Aktuell steht wieder der alle zwei Jahre vorgelegte Brücken-Zustandsbericht an. „Wir werfen jetzt sicher nochmal einen anderen Blick auf den Zustand der Brücken“, gibt sich Feiert selbstkritisch. Viele Bauwerke werden öfter kontrolliert als vom Gesetzgeber vorgesehen. Zum Beispiel wird der Klingenberger Steg engmaschig überwacht. „Da fahren unsere Leute regelmäßig raus und prüfen die Sicherheit.“ Im Zuge des Radschnellwegs RS3 ist ein Neubau geplant. „Bis dahin können wir den Steg voraussichtlich offen lassen.“
Eine schlechte Gesamtnote muss nicht unbedingt heißen, dass die Brücke unsicher ist. Beispielsweise die Paul-Göbel-Brücke, welche die B39 über die Eisenbahn Richtung Weinsberg führt. Bei der Gesamtnote 3,0 bedeutet das, „dass die Brücke irgendwann neu gebaut werden muss, aber nicht sofort“, meint Thomas Feiert. „Für uns ist die Standsicherheit relevant.“
Auch der Böckinger Knoten soll grundinstand gesetzt werden. Bauteile wie Kappen und Widerlager werden getauscht, aber ein Neubau ist nicht notwendig. Die Brücke sei noch nicht so alt und daher nicht mit Spannbeton gebaut. „Die Substanz ist noch gut“, meint Feiert. Trotzdem habe man auf dem Schirm, dass seine Leute immer ein Auge auf die Standsicherheit haben. Auch wenn der Beton abplatzt, heißt das noch lange nicht, dass die Standsicherheit gefährdet ist. Zusammenfassend stellt Thomas Feiert fest: „Die Brücken in Heilbronn sind sicher!“
Brücken im Raum Heilbronn: einfache und handnahe Prüfung
Im Landkreis Heilbronn beobachtet die jeweilig zuständige Straßenmeisterei die Bauwerke auf Auffälligkeiten, wie Schäden an Geländern oder Unfallschäden an den Bundes-, Landes- und Kreisstraßen. Die Bauwerke werden im Wechsel alle drei Jahre einer Haupt- beziehungsweise einer „Einfachen Prüfung“ unterzogen, erklärt Landkreis-Sprecherin Lea Mosthaf.
Die Einfache Prüfung ist eine sogenannte Sichtprüfung. Die Hauptprüfung hingegen ist eine handnahe Prüfung. Dabei wird das Bauwerk mit einem Hammer auf mögliche Hohlstellen im Beton abgeklopft. Dazu sei in der Regel auch eine entsprechendes Besichtigungsgerät, wie zum Beispiel ein Steiger oder ein Brückenuntersichtgerät erforderlich.
„Sollten im Rahmen der jeweiligen Prüfung sicherheitsrelevante Mängel festgestellt werden, was in aller Regel nicht der Fall ist, werden gemeinsam mit dem Baulastträger Sofortmaßnahmen eingeleitet“, so die Sprecherin. Ansonsten erstellt der Bauwerksprüfer einen Prüfbericht, in dem die Schäden dokumentiert und nach den drei Kriterien Standsicherheit, Verkehrssicherheit und Dauerhaftigkeit bewertet werden. „Daraus ergibt sich dann der Gesamtzustandsnote des Bauwerks.“ Der Prüfbericht diene dann als Entscheidungshilfe, ob das Bauwerk saniert werden muss, und wenn ja, was saniert wird.
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