Tote Heilbronnerinnen nach Hostelbrand in Finnland – Sicherheitsmängel festgestellt
Zwei Frauen aus Heilbronn waren nach Lappland gereist, um die Polarlichter zu sehen. Sie starben beim Brand eines Hostels. Die finnische Behörde listet in einem Bericht Sicherheitsmängel der Herberge auf.
Zwei Frauen aus Heilbronn sind vergangenes Jahr beim Brand eines Hostels im finnischen Lappland ums Leben gekommen. Eine Mutter und ihre erwachsene Tochter waren im Februar 2024 nach Äkäslompolo gereist. Eine Freundin der Mutter berichtete der Heilbronner Stimme, die Frauen wollten die Polarlichter sehen. Außer ihnen starb auch ein finnischer Staatsangehöriger in den Flammen.
Nun liegt ein abschließender Bericht der finnischen Behörde für Sicherheitsuntersuchung SIAF vor. Demzufolge wurde das Hostel Silver Fox ursprünglich für Wohnzwecke errichtet. Im Laufe der Jahre sei es umgebaut worden, um es für touristische Unterkünfte zu nutzen. Diese baulichen Änderungen hätten die Brandsicherheit beeinträchtigt. Es fehlten außerdem geeignete Notausgänge.
Hostel in Finnland wird durch Brand komplett zerstört – Frauen aus Heilbronn sterben in Feuer
Die Behörde SIAF wird in Verbindung mit dem finnischen Justizministerium tätig. Sie prüft bei Unfällen und Bränden unter anderem, was zu einem Unglück führte und wie Such- und Rettungsmaßnahmen verliefen. Zum Zeitpunkt des Feuers im finnischen Äkäslompolo hielten sich 28 Menschen in dem zweistöckigen Hauptgebäude auf. Die meisten von ihnen waren ausländische Touristen. Die Herberge wurde bei dem Brand komplett zerstört.

Bei der Umnutzung der Räume sei das persönliche Sicherheitsrisiko nicht immer berücksichtigt worden, so das Ergebnis der Untersuchung. „Die Fluchtwegsicherheit der Räume im Obergeschoss wurde durch die Veränderungen deutlich reduziert.“ Als sich das Feuer ausbreitete und den einzigen Ausgang blockierte, erschwerte das den Gästen in den Zimmern entlang des Flurs die Flucht.
Brand in finnischem Hostel mit Toten: Asche eines Lagerfeuers laut Ermittlern der Grund
Alle, die ihr Leben verloren, wohnten in den Zimmern im Obergeschoss entlang des Korridors. Um ähnliche Vorfälle zu vermeiden, empfiehlt die SIAF dem Innenministerium, dafür Sorge zu tragen, dass die örtlichen Rettungskräfte rechtzeitig über die Unterbringungen von Gästen informiert werden. Das soll eine gezielte Betreuung dieser Gebäude etwa durch die Feuerwehr gewährleisten. „Der Nutzer von Beherbergungsdienstleistungen muss darauf vertrauen können, dass die Einrichtungen sicher sind und von den Behörden angemessen überwacht werden“, sagt der zuständige Ermittler Timo Naskali.
Der Brand ging nach Angaben der Ermittler von der Asche eines Lagerfeuers aus. Diese wurde in einen unbeheizten Schuppen auf der Terrasse an einem Ende des Gebäudes gebracht. Zuvor soll sie mit Schnee gekühlt worden sein. Die Plastikkiste mit der Asche entzündete sich. „Das Feuer hatte sich erheblich ausgebreitet, bevor es im Inneren des Gebäudes entdeckt wurde“, teilt Naskali in dem Bericht mit.
Sicherheitsbericht der Behörde: Kein Plan für Vorfälle in entlegenen Gebieten vorhanden
Das von Asche ausgehende Risiko sei nicht ausreichend bekannt, heißt es in dem Sicherheitsbericht weiter. Ein einheitliches und sicheres Betriebsmodell für den Umgang mit ihr gebe es nicht. Naskali empfiehlt, dauerhafte, effektive und sichere Praktiken für den Umgang mit Asche zu entwickeln.

Die Untersuchung unterstreicht außerdem, wie wichtig die Fähigkeit der Behörden zur Zusammenarbeit sei. Dies gelte insbesondere bei Unfällen mit einer großen Anzahl von Touristen und in dünn besiedelten Gebieten, in denen die Ressourcen knapp und die Entfernungen groß sind. Für Vorfälle mit vielen Touristen wie dem Brand in Äkäslompolo habe es keinen Kooperationsplan gegeben.
Für die psychosoziale Betreuung von Beteiligten nach der Akutphase habe es außerdem keinen Plan gegeben, sodass die Übergabe der Verantwortung nicht erfolgreich war. Die Untersuchung habe gezeigt, dass es regionale Unterschiede in der praktischen Krisenarbeit gibt.
Nach Tod von Heilbronner Touristinnen: Nordlichtausflüge müssen nicht genehmigt werden
Ein weiterer Schwerpunkt der Untersuchung liegt auf dem Risikomanagement von touristischen Aktivitäten. Nordlichtausflüge und ähnliche Aktivitäten sind in Finnland als wenig riskant eingestuft und benötigen keine Genehmigung der Behörden. Stattdessen liegt es an jedem Dienstleister selbst, was er für die Sicherheit tut. Materialien zu Sicherheitsfragen seien zwar leicht verfügbar, erreichen aber nicht alle.
„Der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftszweig“, stellt der Bericht fest. Die Verantwortung für das Sicherheitsmanagement sei jedoch fragmentiert und liege nicht in einer Hand. Die Sicherheitsbehörde SIAF rät dazu, Richtlinien für Aktivitäts- und Erlebnisdienste zu aktualisieren. Diese Informationen sollen Timo Naskali zufolge auch ausländische Betreiber erreichen.