Markus Frohnmaier ist Spitzenkandidat der AfD für 2026 – Emil Sänze führt die Landesliste an
Beim Landesparteitag der AfD in Heilbronn zeigt sich die Partei im neuen Geschlossenheitsmodus und attackiert vor allem die CDU.

Das Selbstbewusstsein beim AfD-Landesparteitag zur Aufstellung einer Landesliste zur Landtagswahl ist, befeuert durch gute Umfragewerte, fast schon überschäumend. Zunächst beim Co-Landesvorsitzenden Emil Sänze sowie dem am Samstag in Heilbronn frischgekürten Spitzenkandidaten der Partei, Markus Frohnmaier, später auch bei zahlreichen Rednern.
Sänze schlägt den Co-Landesvorsitzenden Frohnmaier zu Beginn des zweitägigen Parteitags als Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2026 vor. Dieser wird kurz darauf nominiert, bei nur einer Gegenstimme, es folgen stehende Ovationen. Der 34-jährige Bundestagsabgeordnete tritt aber weder auf der Landesliste noch in einem Wahlkreis für die Landtagswahl 2026 an. Der 74-jährige Emil Sänze wiederum wird auf Listenplatz eins für die Landtagswahl gesetzt.
AfD demonstriert beim Parteitag in Heilbronn neues Selbstbewusstsein und Geschlossenheit
Doch Frohnmaier soll mehr als ein Spitzenkandidat sein, er soll „Ministerpräsident“ werden. Lorbeeren gibt es von der Co-Partei- und Fraktionsvorsitzende Alice Weidel. Am Freitag war sie noch in Budapest bei einer Konferenz rechtspopulistischer Parteien, am Samstagmorgen im Kongreßzentrum „Harmonie“ wird sie mit Ovationen empfangen. „Ich bin stolz, dass wir diesen Landesverband so gut geordnet und aufgestellt haben“, sagt Weidel und verweist auf den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban: „Er lässt an euch alle herzliche Grüße ausrichten.“ Sie habe in Ungarn „wunderbare Leute, unsere konservativen Partner in Europa und USA“, getroffen. Sie lobt ausdrücklich ihren Gefolgsmann: „Ich glaube, dass wir mit Markus Frohnmaier das richtige Gesicht für unsere Kampagne haben, der uns zu einem hervorragenden Ergebnis führen wird“.
Man werde bei der Landtagswahl das beste Ergebnis in einem westlichen Bundesland einfahren, das jemals geholt worden sei.
CDU wird im Wahlkampf als Hauptgegner auserkoren und massiv angegriffen
Frohnmaier enttäuscht die Erwartungen seines Publikums nicht. Er betont den Anspruch, Ministerpräsident zu werden und reitet heftige Attacken, vor allem auf die CDU, auf Bundeskanzler Friedrich Merz, dem er Wählertäuschung vorwirft, sowie den Spitzenkandidaten der CDU für die Landtagswahl 2026, Manuel Hagel. Jener verkörpere den „klassischen CDU-Funktionär“. Frohnmaier weiter: „Unsere Aufgabe wird sein, dem Bürger deutlich zu machen, dass die CDU für Patrioten und Konservative unwählbar ist.“ In der Landespolitik will er die Wirtschaft stärken, die er von „grüner Ideologie“ ruiniert sieht.
Der erklärte Hauptgegner für die AfD ist, zumindest beim Parteitag, die CDU. „Noch nie gab es eine Partei, die in so kurzer Zeit mehr Wahlversprechen gebrochen hat als die CDU“, setzt gleich zu Beginn der Bundestagsabgeordnete Martin Hess die Tonlage.

Führungsduo zieht positive Bilanz und sieht AfD strategisch gestärkt für die Landtagswahl
Das betonte Selbstbewusstsein korrespondiert mit einer professionellen Organisation des zweitägigen Listenparteitags, bei der sich die Führungsriege nahezu komplett durchsetzt. Es ist der erste Delegiertenparteitag, den die AfD Baden-Württemberg abhält. Das neue Wahlrecht für die Landtagswahl mit einer Landesliste hat die Partei, die vom Verfassungsschutz in Baden-Württemberg bisher als rechtsextremer Verdachtsfall geführt wird, weiter diszipliniert.
Es gibt keinen zerfetzenden Streit wie einst, keine selbstzerstörerischen Auseinandersetzungen auf offener Bühne bei der Besetzung der Landesliste. Die zwei weiteren vorsorglich reservierten Wochenenden für die Fortsetzung des Listenparteitags sind nicht mehr notwendig.
Am Ende des zweitägigen Parteitags ziehen Sänze und Frohnmaier gegenüber unserer Redaktion ein positives Fazit. „Dieser Erfolg kommt nicht von ungefähr. Rottweil war ein reinigendes Gewitter“, so Sänze in Anspielung auf den chaotischen Parteitag im Februar 2024. Man habe die Partei mitgenommen, auch „fast jeden Verband“ berücksichtigt. Der zum Ministerpräsidentenkandidaten ausgerufene Frohnmaier verteidigt seinen Verzicht auf eine Landtagskandidatur, dies sei seinem Respekt vor der Gewaltenteilung geschuldet. Und: „Ich kann mich klar auf die Ministerpräsidentenkandidatur konzentrieren und will ein extrem gutes Ergebnis einfahren.“
Dass niemand mit der AfD koalieren will, sieht Emil Sänze nicht als Problem. „Im neuen Landtag werden sich ganz neue Konstellationen und Sachzwänge ergeben.“ Die „Brandmauer“ könne schneller fallen, als man denke.
Hohe Disziplin bei Listenwahl – Frauen bleiben in der AfD Baden-Württemberg klar unterrepräsentiert
Die inzwischen 8.000 Mitglieder zählende Partei hat sich erkennbar professionalisiert, viele schreiben das dem Führungsduo zu. Bei den ersten 19 Listenplätzen gibt es keine Gegenkandidaturen, die Kandidaturen sind schon im Vorfeld geeint. Der Wahlmarathon verläuft diszipliniert über die beiden Tage hinweg, während die Gegendemonstranten vor dem Kongresszentrum „Harmonie“ in Heilbronn schon am Samstag um die Mittagszeit das Feld räumen. Kritiker des Kurses der Parteiführung kommen nicht zum Zug – oder sie outen sich nicht. Listenplatz eins geht völlig unangefochten an Emil Sänze aus Rottweil, Nummer zwei ist Martin Rothweiler aus Villingen-Schwenningen, bisher ohne Mandat. Der Landtags-Fraktionsvorsitzende Anton Baron aus Öhringen wird für Platz drei nominiert.
Auf den weiteren aussichtsreichen Listenplätzen bis Platz 30 gibt es eine Mischung von bisherigen Landtagsabgeordneten und neuen Kandidaten, es gibt nur wenige Fragen und kaum Frauen als Kandidaten. Die erste Kampfkandidatur gibt es überhaupt erst um Platz 20, dort wirft Emely Knorr aus Heilbronn den bisherigen Landtagsabgeordneten Udo Stein (Schwäbisch Hall) aus dem Rennen. Er kommt dann aber auf Platz 31 zum Zug. Viele Bewerber auf der insgesamt 60 Personen umfassenden Liste zeichnen ein düsteres Bild des Landes, das von „Zerfall“ geprägt sei, in dem man seine Meinung nicht mehr sagen könne, Grundwerte und Grundrechte bedroht seien, Regierungskritik ausgegrenzt und kriminalisiert werde.