7000 Unterschriften für mehr Tempo im Klimaschutz gesucht
Neue Gruppe German Zero will mit einem Bürgerbegehren in Heilbronn erreichen, dass die Stadt schon bis 2035 klimaneutral wird.

Sie wollen mit einem Bürgerbegehren und einem späteren Bürgerentscheid Druck auf Verwaltung und Gemeinderat machen – um beim Klimaschutz in der Stadt mehr aufs Tempo zu drücken. Die neue Heilbronner "German-Zero"-Gruppe sieht den Masterplan Klimaschutz der Stadt zwar als durchaus zielführend an. Aber: "Es dauert alles zu lange. Heilbronn muss nicht erst 2045 oder 2050 klimaneutral sein, sondern schon 2035. Sonst macht das Klima, was es will, und wir Menschen können nichts mehr ausrichten", betont Mitglied und Physiker Heinz Schwalb (75).
Idealistische Bürger, die sich um die Klimafolgen sorgen, haben die neue Gruppe vor neun Monaten gegründet. Unverpackt-Laden-Inhaber Patrick Wimmer (33) und Tee-Gschwendner-Inhaber Karl-Josef Jochim (58) sind dabei, sie wollen nicht, dass demnächst das Wasser nach Starkregen ihre Geschäfte flutet. Sie sorgen sich vor Hochwasser, vor einer weiteren Überhitzung der Innenstädte. Von unten solle man den Klimaschutz anpacken und verändern, in Gemeinden könne man sehr viel erreichen, sagen sie.
Jetzt suchen sie Unterstützer und Mitstreiter, damit Heilbronn bis 2035 klimaneutral wird. Ihre Unterschriftenlisten tragen die klare Forderung, dass die Stadt "unverzüglich ein Planungsbüro beauftragt", das innerhalb eines Jahres einen Klimaaktionsplan zur Klimaneutralität der Stadt bis 2035 erstellt. Kosten für die Expertise: rund 200 000 Euro, das habe die Stadtverwaltung nach Angaben der German-Zero-Vertreter selbst berechnet.
Weitere Infos zum Projekt:
www.klimaentscheid-heilbronn.de
6000 bis 7000 Unterschriften von Heilbronnern über 16, die europäische Staatsbürger sind, werden gebraucht, damit aus dem Bürgerbegehren ein Bürgerentscheid werden kann. Am Ende könnte ein Votum stehen, das die Stadt anweist, die Forderung in die Tat umzusetzen. Es ist ein weiter Weg, das wissen die German-Zero-Vertreter. Aber: Sie haben Hoffnung, etwas bewegen zu können und die Menschen "in ihrer Komfortzone" wachzurütteln. "Es geht nicht ohne konkrete Maßnahmen", sagt Heinz Schwalb. Ihm geht es auch um die Lebensbedingungen seiner Enkel.
Bis März soll die Unterschriftensammlung mit Listen laufen. Nur in Papierform sind die Unterschriften gültig. Bei Veranstaltungen treten die Klimaschützer auf, von der Homepage kann man das Formular herunterladen. "Kleine Unterschrift, große Wirkung. Wir haben es in der Hand", steht da in großen Lettern. Zudem sprechen sie Interessengruppen, Firmen und Geschäfte an, legen Flyer aus. Warum sie glauben, dass das Projekt klappen kann? "Die Wissenschaft ist auf unserer Seite", findet Patrick Wimmer. Heinz Schwalb verweist auf Waiblingen und Schorndorf, wo solche Projekte Erfolg hatten. Das ist für ihn "ein positives Zeichen".