Der Digitale Knoten Stuttgart (DKS) ist ein Großprojekt zur Digitalisierung des Bahnverkehrs rund um die Landeshauptstadt. Herzstück ist das moderne Zugleitsystem ETCS, das mehr Züge in kürzerem Takt und mit höherer Zuverlässigkeit ermöglichen soll.Der Ausbau erfolgt in drei Stufen – die dritte reicht bis Lauffen und soll die Modernisierung des Stellwerks umfassen, was Voraussetzung für die Reaktivierung der stillgelegten Zabergäubahn ist. Ohne diese Finanzierung müsste das Projekt wohl auf unbestimmte Zeit gestoppt werden.
Wie geht es weiter mit der Zabergäubahn? Einschätzungen aus den Rathäusern
Die Zabergäubahn soll in ferner Zukunft wieder von Lauffen nach Leonbronn fahren. Doch Zeitplan, Kosten und Nutzen sorgen bei den beteiligten Kommunen für unterschiedliche Einschätzungen.

Das Stichwort Zabergäubahn lässt Lauffens Bürgermeisterin Sarina Pfründer erst einmal tief durchatmen. „Ich bin ein Kind der Stadtbahn, aber die Zabergäubahn – das ist ein Ding der Zukunft“, beginnt sie.
Seit der Stilllegung der 20 Kilometer langen Bahnstrecke von Lauffen bis nach Leonbronn im Jahre 1995 ist die Hoffnung vieler Menschen in der Region auf eine Reaktivierung groß.
Zabergäubahn: Lauffen, Brackenheim, Güglingen und Zaberfeld geben Einschätzung ab
Im Dezember 2023 schloss man einen Grundsatzbeschluss mit allen betroffenen Kommunen und sagte Ja zur Zabergäubahn – samt der damit verbundenen Investitionskostenanteile. Zusätzlich gründeten sich Vereine, Analysen mit hohem Fahrgastpotenzial wurden vorgelegt, und zuletzt gab es ein Bekenntnis von Bahnchef Richard Lutz, dass Gelder für das Projekt bewilligt werden. 30 Millionen Euro werden allein für die Modernisierung des Stellwerks in Lauffen benötigt – ein ausschlaggebender Punkt für die Realisierung der Zabergäubahn.
Zunächst also eine gute Nachricht für Bahnfreunde. Doch die positiven Signale haben bislang kaum Bewegung gebracht. „So richtig scheint es nicht vorwärts zu gehen“, meint auch Diana Danner, Bürgermeisterin der Gemeinde Zaberfeld. „Ich bin seit sechs Jahren im Amt, und seitdem ist man nicht wirklich vorangekommen.“

Zabergäubahn wird von Busverkehr ersetzt – Schiene überhaupt eine Verbesserung?
Am vergangenen Montag gab es ein Gespräch unter Ausschluss der Öffentlichkeit zwischen den betroffenen Kommunen und Vertretern des Landratsamts. Dort wurde der Zeitplan besprochen. Die Gutachten und Ergebnisse sollen im Herbst in den Gemeinderäten diskutiert werden.
Bürgermeisterin Danner ist der Reaktivierung grundsätzlich nicht abgeneigt: „Es wäre auf jeden Fall ein Standortvorteil.“ Dennoch sieht sie – wie auch ihre Kollegin Sarina Pfründer – derzeit keine große Dringlichkeit. „Wir haben eine Busverbindung hinaus ins Zabergäu“, sagt Pfründer. Das sei ein funktionierendes System.
Man tausche mit dem Wechsel zur Bahn nur die Technik aus. „Außerdem sehe ich für Lauffen die Hauptströme an Passagieren nach Heilbronn und Stuttgart, nicht ins Zabergäu.“ „Wir fahren aktuell ganz gut mit dem ÖPNV-Angebot“, betont auch Bürgermeisterin Danner. Die Zabergäubahn würde nur dann eine echte Verbesserung bringen, wenn die geplante halbstündige Taktung wirklich umgesetzt wird. „Sonst ist das Busangebot deutlich attraktiver.“
Reaktivierung Zabergäubahn: „Es ist nicht unser Projekt mit der höchsten Priorität“
„Es ist nicht unser Projekt mit der höchsten Priorität“, so Sarina Pfründer weiter. Vorrang hätten der Ausbau der Kindertagesbetreuung und zwei Brückensanierungen. „Wenn man nicht genug Geld hat, muss man genau schauen, was man angeht.“
Der 2023 festgeschriebene Investitionskostenanteil für die Stadt Lauffen lag bei 826 795 Euro. „Seitdem diese Summe akzeptiert wurde, hat sich die finanzielle Lage in Lauffen verschlechtert. Uns sind wichtige Gewerbesteuern weggebrochen, und den anderen betroffenen Kommunen geht es sicher nicht besser“, merkt Pfründer an. Dazu kommen später noch die Kosten für die Inbetriebnahme. „Für uns eine klare finanzielle Mehrbelastung. Die Zabergäubahn hat für uns keinen zwingenden Nutzen, aber wir unterstützen das Zabergäu und die Bahn natürlich solidarisch, keine Frage.“

Kommunen haben Grundsatz zugestimmt: „Würde mich wundern, wenn eine abspringt“
Brackenheims Bürgermeister Thomas Csaszar lässt das Bus-Argument nicht gelten: „Auf der Schiene ist man deutlich schneller unterwegs. Der Bus steht nämlich auch im Feierabendverkehr.“ Er sieht die Zabergäubahn als zentral für Brackenheim – besonders in Sachen Tourismus, mit Blick auf die neu eröffnete Weinwelt. „Wir stehen zur Zabergäubahn, und ich gehe davon aus, dass wir an die Reaktivierung glauben können“, sagt er. Für Brackenheim würden Investitionskosten von knapp 2,4 Millionen Euro anfallen, abhängig von den Schienenkilometern – im Fall der Stadt sind es 4,9 Kilometer. „Wir haben alle diesem Grundsatz zugestimmt. Es würde mich wundern, wenn jetzt eine Kommune abspringt.“
Auch Michael Tauch, Bürgermeister in Güglingen, blickt optimistisch auf die Reaktivierung: „Ich sehe in der Zabergäubahn eine große Chance für das ganze Zabergäu. Ich glaube an die Umsetzung des Projekts und werde mich weiterhin dafür einsetzen.“ Er spricht allerdings auch von einem „Generationenprojekt“. Die Deutsche Bahn geht im Optimalfall von einer Inbetriebnahme zwischen 2030 und 2032 aus.
Diana Danner merkt abschließend an: „Das Land muss sparen, und am 8. März sind Landtagswahlen – da kann alles wieder anders aussehen.“