Endstation Lauffen? Verkehrsclub fordert Plan B für Zabergäubahn
Wie geht es weiter mit der geplanten Reaktivierung der Zabergäubahn? Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) in der Region fürchtet, das Projekt könnte der zuletzt wieder infrage gestellten Bahndigitalisierung zum Opfer fallen und bringt eine Alternative ins Spiel.
„Wird unsere Region wegen Stuttgart 21 zum Verlierer?“, sorgt sich das Mobi-Netzwerk, dem neben dem VCD auch die Frankenbahninitiative, der Verein Zabergäu pro Stadtbahn und weitere Initiativen angehören. In einem Brief, der an Abgeordnete aus der Region ging, zeigt sich das Netzwerk alarmiert, die angepeilte Wiederbelebung der vor Jahrzehnten aufgegebenen Bahnstrecke zwischen Lauffen und Zaberfeld könnte ins Stocken geraten oder gar ganz scheitern.
Die Ursache der Unruhe hat nur indirekt mit Stuttgart 21 zu tun. Im Zuge des Großprojekts in der Landeshauptstadt will die Deutsche Bahn die Digitalisierung der Schiene voranbringen. Dazu wird rund um Stuttgart zum ersten Mal in diesem Umfang das European Train Control System (ETCS) eingeführt, das Züge per Funk steuert und klassische Signale überflüssig machen kann.
Zabergäubahn hängt mit Mammutprojekt ETCS zusammen
Das ETCS-Projekt besteht aus mehreren Paketen, die ersten beiden Stufen sind finanziert und im Bau. Um die dritte, die bis in die Region Heilbronn reichen soll, gibt es Streit zwischen Bund und Deutscher Bahn. Die Finanzierung ist weiter unklar. Crux aus Sicht der Region: Aus dem Topf der Digitalisierung soll das Stellwerk Lauffen finanziert werden.
Für ein Revival der Zabergäubahn muss es erneuert werden. Das Stellwerk stammt aus den 50er Jahren. Nichts daran darf verändert werden, weil es längst keine Ersatzteile mehr gibt. Die Modernisierung ist mit 30 Millionen Euro veranschlagt. Würde der Betrag der Zabergäubahn zugeschlagen, wäre die Wirtschaftlichkeit des Projekts dahin.
Zabergäubahn: Unterschriftsreifer Vertrag mit Landkreis Heilbronn auf Eis
Das ist auch der Grund, warum eine unterschriftsreife Planungsvereinbarung zwischen der DB Infrago, Infrastrukturtochter der Bahn, und dem Landkreis auf Eis liegt. Darin war ursprünglich die Finanzierung für das Stellwerk ausgelagert. Die Kommunen, die sich an der Zabergäubahn finanziell beteiligen müssen, wären fein raus.
In diesem Punkt hat der Konzern einen Rückzieher gemacht und vermerkt, die Millionen aus dem Stellwerk müssten im Zweifel doch aus dem Reaktivierungsprojekt kommen – eine Klausel, die der Landkreis nicht unterschreiben kann. Hier kommt der Vorschlag von VCD und Mobi-Netzwerk ins Spiel. Dieser Plan B sieht vor, die Planung voranzutreiben und vorerst einen Pendelverkehr zwischen Lauffen und Zaberfeld anzupeilen.
Endstation Lauffen: Zabergäu-Pendelbahn wohl kaum finanzierbar
Für Züge aus dem Zabergäu wäre Lauffen also vorerst Endstation, dort entstünde ein Behelfsbahnsteig und ein Anschluss per Handweiche zum Rangieren an die Hauptstrecke. Trotzdem wäre die reaktivierte Bahn erstmal abgehängt vom Verkehr nach Stuttgart oder Heilbronn. „Da die Reaktivierung einige Zeit dauern wird, ist es denkbar und zu erwarten, dass in dieser Zeit auch eine Lösung für die Anschlussfrage gefunden wird“, so das Kalkül des Netzwerks. „Besser die Zabergäubahn fährt bis Lauffen, als dass sie überhaupt nicht fährt.“
Vom Pendelbahn-Provisorium hält Lutz Mai wenig. Der erste Landesbeamte treibt das Thema im Landratsamt voran und erinnert daran, dass es früher schon ähnliche Überlegungen gab. Sie alle scheiterten daran, dass eine Lösung mit Umstieg in Lauffen niemals die geforderten Werte für die Wirtschaftlichkeit erreichten, weil das Fahrgastpotenzial bei einem solchen Rumpfbetrieb geringer ausfiele. „Schade, dass es vorerst nicht weiter geht“, sagt Mai zum Digitalisierungs-Dilemma. Er rechnet aber damit, dass es eine Lösung zwischen Bund und Bahn geben wird.