Zukunft des Kindergartens Zwergennest? Widderner Gemeinderat fällt Entscheidung
Die Kinderzahlen sind rückläufig. Dies hat zwei bedeutende Folgen für die zukünftige Betreuungssituation in Widdern.

Günter Vogel wird sichtlich emotional. Schließlich hat er das Zwergennest Anfang der 90er Jahre mit aufgebaut. „Aufgrund der Entwicklung der Kinderzahlen und der wirtschaftlichen Situation ist es aber leider nicht sinnvoll, den Kindergarten in Unterkessach weiterzubetreiben“, erklärt der stellvertretende Bürgermeister, der den erkrankten Verwaltungschef Kevin Kopf vertritt, in der Dezember-Sitzung des Gemeinderats.
Die Kapazitäten in dem naturnah gelegenen Kindergarten am Unterkessacher Ortsrand werden derzeit nicht annähernd ausgeschöpft: Die Regelgruppe in dem Stadtteil von Widdern kann bis zu 25 Kinder aufnehmen, die altersgemischte Gruppe 15 Mädchen und Jungen. Derzeit betreut das Zwergennest-Team jedoch nur sieben Kinder. Drei davon leben im Stadtteil, drei in Widdern selbst, ein Kind kommt von außerhalb ins Zwergennest.
Nur noch wenige Kinder im Zwergennest in Widdern-Unterkessach
Ab dem kommenden Spätsommer kommen vier der sieben Kinder in die Schule, sodass dann ab September 2026 möglicherweise nur noch drei Kinder das Zwergennest besuchen. Eine Schließung des Kindergartens in Widdern-Unterkessach erscheint naheliegend.

Anastasia Krämer vom Zwergennest-Elternbeirat erklärt gegenüber dem Gemeinderat: „Wir sind traurig über die Entwicklung. Allerdings ist es wirtschaftlich kaum darstellbar, einen Kindergarten für lediglich drei Kinder zu betreiben.“ Gleichwohl sei die Betreuungssituation in der beschaulichen Einrichtung hervorragend. Es gebe genug Kapazität, auf jedes einzelne Kinder einzugehen, das Betreuerteam sei sehr gut eingespielt und es habe in diesem Jahr keinen einzigen Schließtag – etwa aufgrund von Personalmangel – gegeben. Und auch, wenn der Kindergartenbetrieb im Schafrain 11 eingestellt werde, laufen die Betriebskosten für das Gebäude ja weiter.
Rückläufige Kinderzahlen in Widderner Kindergärten
Im Kindergarten Rasselbande in der Widderner Kernstadt befinden sich in den beiden Regelgruppen sowie in der Krippe insgesamt 47 Kinder. Die Kapazität ist für 60 Kinder ausgelegt. Ende August kommen in Widdern 17 dieser Kinder in die Schule. Für die Folgejahre skizziert Günter Vogel, der in seiner Freizeit gerne das Wacken Open Air besucht, einen weiteren Rückgang der Zahlen. Für den 1. September 2028 sei nach aktuellen Hochrechnungen nur noch mit 31 Kindern zu rechnen. Zwar hält es Anastasia Krämer für realistisch, Kinder aus Nachbargemeinden anzuwerben, darauf dürfe man sich laut Vogel aber nicht verlassen.
Maren Vetter ist die wirtschaftlich klamme Situation der Gemeindekassen zwar bewusst, sie hebt jedoch andererseits den pädagogischen Auftrag der Verwaltung hervor. Die Gemeinderätin hält die Schließung des Zwergennests für übereilt: „Der Standort funktioniert. Wir sollten das Zwergennest zunächst noch erhalten und uns die Situation in zwei Jahren nochmal anschauen.“ Gemeinderat Johannes Erb schlägt einen Kompromiss vor: „Wir können die Schließung nun entscheiden. Falls sich bis zum Sommer in Sachen Kinderzahl Unerwartetes entwickelt, können wir die Entscheidung immer noch revidieren.“
Gemeinderat Widdern beschließt, Kindergärten zusammenzulegen
Mit zwei Gegenstimmen entscheidet der Gemeinderat, die beiden Kindergarteneinrichtungen ab dem 1. September 2026 zum Gesamtkindergarten in Widdern zusammenzulegen.
Darüber hinaus ist geplant gewesen, den Widderner Kindergarten um eine Gruppe aufzustocken. Allerdings liefen die Kosten für den Erweiterungsbau aus dem Ruder: Aus den ursprünglich geplanten 650.000 Euro wurde aufgrund von zusätzlichen Baumaßnahmen eine Gesamtrechnung von rund 1,2 Millionen. Angesichts der ohnehin rückläufigen Kinderzahlen, die keine zusätzlichen Kapazitäten notwendig machen, beschließt der Gemeinderat einstimmig, den Erweiterungsbau des Widderner Kindergartens zunächst nicht mehr weiterzuverfolgen.
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