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Weinbau in Neckarsulm in Gefahr? Neue Ideen für brachliegende Flächen am Scheuerberg
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Mühsame Handarbeit lohnt sich oft nicht mehr. Nun gibt es Ideen, wie die steilen Hanglagen am Neckarsulmer Scheuerberg für Biotope oder neuartige Bewirtschaftungsformen genutzt werden können.
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Viele Flächen wurden der Stadt in den vergangenen Jahren zum Verkauf angeboten oder Pachtverträge nicht mehr verlängert. Die „Stadtweinberge“ werden mehr. „Wir sind aber kein Weinbaubetrieb“, sagt die Neckarsulmer Bürgermeisterin Suzanne Mösel. Die Bewirtschaftung überlasse man dem Maschinenring. Wie auch viele Wengerter in den zurückliegenden Jahren bemerke man: „Es lohnt sich nicht.“
Am Scheuerberg stellt sich nun die Frage: Erhalt der historischen Kulturlandschaft und des traditionellen Weinbaus, alternative Bewirtschaftungsformen wie den Viti-Forst oder die Umwandlung von Weinbergen in Biotope wie Magerrasen?
Schon jetzt liegen einige Flächen am Neckarsulmer Scheuerberg brach
„Wer heutzutage eine Wanderung am Scheuerberg unternimmt, erkennt die zunehmende Nutzungsaufgabe einzelner Weinbergsflächen, insbesondere an den steilen Lagen unterhalb der ehemaligen Scheuerburg“, hat Annabelle Mall festgestellt. Die Umweltwissenschaftlerin hat im Auftrag der Stadt eine Studie zum Scheuerberg erstellt. Auch die Winzer sind mit einbezogen worden. Fehlende Nachfolge, sinkende Erträge, steigende Produktionskosten, höhere Umweltauflagen und geringere Nachfrage von Weinen zwingen viele zum Aufgeben. Nun droht auch noch die Erhöhung des Mindestlohns für Saisonarbeiter, der die Kosten weiter steigen lässt.
Die teilweise steile Hanglage mit 40 bis 50 Prozent Gefälle sei wegen der Handarbeit arbeits- und kostenintensiver. Die Handlese erfordere 200 bis 300 Arbeitsstunden pro Hektar, die maschinelle Lese nur zwei bis vier Stunden für dieselbe Fläche.
Noch ist der Scheuerberg bei Neckarsulm vom Weinbau geprägt. Dies könnte sich aber in der Zukunft ändern.
Foto: Seidel, Ralf
Zudem verursache der Klimawandel zunehmend Trockenstress, frühere Traubenreife, reduzierte Säurewerte und Sonnenbrand. Die Gefahr dabei: „Im Falle einer vollständigen Nutzungsaufgabe würden sich die Flächen am Scheuerberg zu vergrasten Brachflächen mit einzelnen dominierenden Sträuchern wie der Brombeere entwickeln.“ Auch der Schädlingsdruck aus solchen verwilderten Weinbergen ist ein Problem.
Eine Aufgabe des Weinbaus in Neckarsulm würde die Landschaft entscheidend verändern
Eine vollständige Aufgabe der Bewirtschaftung sei aufgrund des landschaftsbildprägenden und kulturhistorischen Charakters des Zeugenbergs und westlichsten Ausläufers der Löwensteiner Berge keine Option. Dennoch ist der Rückgang der Rebflächen und die Zunahme der Brachen jetzt schon durch Luftbilder dokumentiert.
„Um zukünftig auf dem Markt bestehen bleiben zu können, ist es daher erforderlich, Kosten in der Bewirtschaftung einzusparen“, erklärt Mall. „Grundsätzlich ist nach aktuellem Stand ein Weinbaubetrieb langfristig überlebensfähig, wenn die Erlöse bei 100.000 Euro pro Betrieb liegen. In Württemberg stagnieren die Erlöse seit 20 Jahren bei rund 40.000 Euro pro Jahr.“
Weinbau in Neckarsulm: Die Kosten liegen meist über dem Ertrag
Alleine die Herstellung und Restaurierung von Trockenmauern verursache jährliche Kosten von mehr als 1000 Euro pro Quadratmeter. Besonders unrentable Rand- und Steillagen könnten in Biodiversitätsflächen umgewandelt werden, so lautet ein Vorschlag der Studie. Aber auch hier ist die Pflege in der Regel kosten- und arbeitsintensiv. Eine Beweidung wäre kostengünstiger. Bei Nutzungsaufgabe besteht weiterhin eine Pflegepflicht durch den Eigentümer.
Annabelle Mall gibt auch konkrete Empfehlungen: Der Weinbau müsse „ökologisch verträglicher“ beispielsweise durch pilzwiderstandsfähige Rebsorten (Piwi) werden. In den trockenen Steillagen müssten Bewässerungsanlagen gebaut werden.
Photovoltaik am Neckarsulmer Scheuerberg ist eher nicht erwünscht
Auch PV-Anlagen, Aufforstung oder die Umwandlung in landwirtschaftliche Flächen wurden in der Studie geprüft, aber aus mehreren Gründen zurückgestellt. Sicher könne man nur sein: In manchen Zonen am Neckarsulmer Scheuerberg wird es weiterhin Weinreben geben. In anderen weiden künftig möglicherweise Schafe – oder es wachsen sogar Mandel- und Aprikosenbäume zwischen den Rebzeilen. Letztlich bleibe der Ertrag sogar gleich, obwohl Rebzeilen herausgenommen werden, hat der Leiter des Amts für Stadtentwicklung Manuel Heer erfahren. Auch Stadträtin Beate Lang hat bereits gute Erfahrungen mit Agroforst: „Die Bäume bringen Wasser und Schatten.“
Flächentausch
Mit einem Kataster will die Stadt ermitteln, welche Parzellen in den nächsten Jahren „auf den Markt“ kommen. Es könnte für einen Weinbaubetrieb interessant sein, eine Randlage gegen ein besseres Grundstück zu tauschen. An der Spitze des Scheuerbergs könnte aufgeforstet werden, an den Rändern Biotope entstehen. So entstehe beim Weinbau kein Flickenteppich, auch wenn die Rebfläche insgesamt wohl eher weniger werden wird.
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