"Hatten wir zuletzt 1981": Frostschäden in Löwensteiner Weingut bei 80 bis 90 Prozent
Die Frostschäden von Ende April haben im Weinbau teils dramatische Auswirkungen. Manche Wengerter hat es besonders hart erwischt – zum Beispiel in Löwenstein.

Die Frostschäden in Württemberg könnten eine ganze Reihe an Winzern in Schwierigkeiten bringen. „Wir gehen davon aus, dass auf bis zu 50 Prozent der Weinbaufläche Frostereignisse eintraten“, erklärt der Geschäftsführer des Weinbauverbands, Hermann Morast, jetzt auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Das Ausmaß sei jedoch teils recht unterschiedlich: "Vom Totalausfall bis hin zu vereinzelten Triebschädigungen."
Dabei sei nicht klar zu benennen, welche Regionen am stärksten betroffen gewesen seien. Die Nachtfröste hatten am 23. und 24. April zugeschlagen und die noch jungen Triebe zum Welken gebracht.
Frostschäden: In Löwenstein tragen manche Reben 2024 gar keine Trauben
Besonders hart getroffen hat es beispielsweise das Weingut Bihlmayer aus Löwenstein, dessen Marke Weinschwestern weit über die Region hinaus bis nach Berlin bekannt ist. Seniorchef Bernd Bihlmayer beziffert die Schäden gegenüber der Heilbronner Stimme auf 80 bis 90 Prozent, „das ist schon sehr gravierend“. „So etwas hatten wir zuletzt 1981“, erinnert sich der Weingärtner. So gut wie alle Lagen vom Tal bis in die Höhenlagen seien betroffen. Manche Anlagen, vor allem in Löwenstein selbst, hätten einen Totalausfall. „Nur in ein paar Flecken sieht es etwas besser aus, etwa in Hößlinsülz oder beim Rittelhof“.
„Ganz besonders erwischt hat es überall den Lemberger, da wird es 2024 wohl gar nichts geben. Nur ein bisschen besser steht der Trollinger da.“ Bei manchen Sorten könnte vielleicht ein späterer Austrieb über die Beiaugen, also Nebenknospen, „noch etwas bringen“. „Aber das braucht Zeit und Wärme“, weiß der erfahrene Winzer, „und wie uns das Unwetter in Gemmingen gezeigt hat, gibt es noch viele Unwägbarkeiten“.

Frostschäden in Löwensteiner Weingut: Konsequenzen für den Verkauf
Was die geringe Ausbeute von wohl nur zehn bis 20 Prozent eines normalen Jahrgangs für die Vermarktung bedeutet? „Vom Lemberger und Trollinger haben wir zum Glück noch was im Keller. Aber andere Sorten wie etwa Chardonnay werden wohl im Laufe des Jahres 2025 ausgehen", erklärt Bernd Bihlmayer. Wie bereits 1981 versuche man die Lücken mit Wein aus der Pfalz zumindest etwas zu schließen. „Der Schwiegersohn stammt von dort und wird uns nach der Lese im Herbst frisch gepressten Saft bringen, den wir dann hier bei uns im Keller ausbauen.“
Dieser Pfälzer Wein von Bihlmayer aus Löwenstein werde dann mit einem etwas veränderten Etikett vermarktet: Aus der Marke Weinschwestern werde wohl wie schon 2017 „Wanderlust vom Weinschwager". Preiserhöhungen wollen die Bihlmayers nach heutigem Stand kaum vornehmen. „Das ist gefährlich. Und bei einer kleinen Menge kannst du mehr verlieren, wenn Kunden abspringen.“ Immerhin werde die Hagel-Versicherung zumindest „einen kleinen Ausgleich schaffen“. Ähnlich sieht es Hermann Morast vom Weinbauverband.
Konkurrenz im Handel nimmt weiter zu: Preisdruck ist heftig
Zur Kostenfrage sagt Frank Schulz vom Deutschen Weininstitut (DWI): "Die Gesetze auf dem freien Markt sprechen dafür, dass die Preise steigen. Aber wir sind keine Insel: Der Preisdruck in der Branche ist heftig." Im Handel konkurrierten die deutschen Winzer mit Weinbauern aus der ganzen Welt. Daher sei es für die betroffene Betriebe schwierig, die höheren Preise, die sie theoretisch verlangen müssten, auch wirklich zu erlösen.
Die Lage auf dem deutschen Weinmarkt ist ohnehin angespannt. Auch wegen der inflationsbedingten Kaufkraftverluste griffen Verbraucher 2023 demnach häufiger zu günstigerem Wein aus dem Ausland.
Winzer haben auch mit steigenden Betriebsbkosten zu kämpfen
Der Preis für heimische Weine im Lebensmitteleinzelhandel stieg unterdessen um durchschnittlich 31 Cent auf 4,51 Euro je Liter - und damit stärker als der ihrer internationalen Pendants. Als Grund für die Erhöhungen 2023 nennt das DWI vor allem höhere Betriebskosten. Daher seien wohl auch in diesem Jahr gewisse Preissteigerungen nicht zu vermeiden, sagt Schulz.
Manche Regionen und Betriebe seien zwar vom Frost stark gebeutelt, die größten Anbaugebiete jedoch weitgehend verschont geblieben. Extreme Auswirkungen beim Preis erwartete Schulz durch die Schäden daher nicht. Zahlreiche Winzer würden sich stattdessen andere Absatzquellen erschließen – zum Beispiel über mehr Tourismus.