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Gute Aussichten für den Weintourismus in der Region

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Die Weinbauschule eröffnet ein Muster-Ausschank-Häuschen unterhalb der Weinsberger Weibertreu. Weinerlebnisführer sind eine Erfolgsgeschichte. Nun ist bessere Vernetzung gefragt.

Mit Sekt und Brezeln hat die Weinbauschule Weinsberg jetzt unterhalb der Weibertreu ihren Muster-Weinausschank im Burgberghäuschen eingeweiht.
Mit Sekt und Brezeln hat die Weinbauschule Weinsberg jetzt unterhalb der Weibertreu ihren Muster-Weinausschank im Burgberghäuschen eingeweiht.  Foto: Seidel, Ralf

Südtirol und Österreich haben den Weintourismus nahezu perfektioniert, auch die Pfalz und Südbaden erfreuen sich eines großen Zulaufs, ja sogar Franken hat den Sprung vom Mauerblümchen zur In-Region geschafft. Und Württemberg? Zwar gibt es auch hier schöne Weinberge und viele Winzer. Doch lange hatten es die zu 70 Prozent genossenschaftliche organisierten Wengerter nicht nötig, überregional auf sich aufmerksam zu machen: weil die Schwaben ihren Wein selber tranken, wegen guter Erlöse, aber auch, weil man sein Geld zur Not eben in anderen Branchen verdient.

Doch spätestens seit der Trollinger kein Selbstläufer mehr ist, die Literflaschen-Fans rar werden und der Konkurrenzdruck wächst, wurde mit der Verfeinerung der Qualitäten auch das Marketing forciert - und der Weintourismus als zeitgemäße Wertschöpfungquelle entdeckt. "Wir sind auf einem guten Weg," heißt es inzwischen landauf, landab, auch wenn man traditionellen Tourismus-Hochburgen meist noch hinterherhinkt.


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High-End-Weinausschank

Von einem "Meilenstein für uns" sprach kürzlich Dr. Dieter Blankenhorn von der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt (LVWO) in Weinsberg. Mit Frank Berkenhoff vom Staatlichen Vermögens- und Bauamt, Weinsbergs Bürgermeister Stefan Thoma und Weinbaupräsident Hermann Hohl sowie anderen Mitstreitern widmete der LVWO-Direktor unterhalb der Weibertreu das historische Burgberghäuschen zu einem "High-End-Weinausschank mit toller Aussicht " um, so Thoma. Ähnlich wie es sie in Flein, Dürrenzimmern, Grantschen, am Breitenauer See und am Wartberg in Heilbronn bereits gibt.

In dem für 70.000 Euro ertüchtigten Staatshäuschen, inklusive 80 Meter langem Holzgeländer, steckt allerdings mehr drin als der wochenendliche Ausschank. Vielmehr ist mit ihm ein Bildungsauftrag verbunden. Nachwuchswinzer sollen hier in der Praxis lernen, wie man weintouristische Aktivitäten auf die Beine stellt und was man dabei alles bedenken muss: baulich, technisch, organisatorisch.


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Zum Beispiel allerhand bürokratische Herausforderungen, die mit Aktivitäten im Außenbereich verbunden sind: zum Schutz der Natur, zum Schutz der Gastronomie. Zwar habe man mit dem Landkreis inzwischen eine wegweisende "Hüttenverordnung" formuliert, erklärte Hohl. Allerdings wünsche er sich Lockerungen bei der Bewirtschaftung. In anderen Bundesländern seien Lokale inmitten der Reben längst üblich. Letztlich müsse die Politik Farbe bekennen, wie wichtig ihr der Tourismus tatsächlich ist, meinte auch Blankenhorn. Es dürfe nicht bei Lippenbekenntnissen bleiben.

Ausbildung zum Weinerlebnisführer

Gleichzeitig wird das Musterhäuschen in die Ausbildung und in die Angebote der Weinerlebnisführer eingebaut, so LVWO-Marketing- und Tourismusreferentin Vanessa Hauert. Sie sprach von einer "wahren Erfolgsgeschichte", die jüngst von der Industrie- und Handelskammer (IHK) zertifiziert wurde. Innerhalb von gut zehn Jahren seien an der LVWO über 200 solcher Führer ausgebildet worden, jeweils an 25 Unterrichstagen mit 160 Lehreinheiten über neun Monate hinweg gegen einen Kostenbeitrag von 1300 Euro.

Institutionalisiert hat sich die Gruppe in ihrem von Ulrich Foth angeführten Verein, der inzwischen Baden und Württemberg vereint. Manche der Führer haben einen Betrieb, andere kooperieren mit Winzern. Im Internet finden sich weit über 200 buchbare Angebote, fast an jedem Wochenende mehrere.

Pläne für bessere Vernetzung und Profilierung

Wie die vielen Aktivitäten besser vernetzt und am Ende mit einem eigenen regionalen Profil als buchbare Pakete über eine Drehscheibe mit fester Stelle nach außen kommuniziert werden können: darüber zerbricht sich aktuell eine Lenkungsgruppe den Kopf. Sie erwuchs aus einer Initiative mit Brackenheims Altbürgermeister Rolf Kieser, Heilbronns Ex-WG-Chef Karl Seiter und dem Brackenheimer WG-Mitglied Walter Lang aus dem Tourismusverein Neckar-Zaber.

Sie soll am Ende aber das ganze Heilbronner Land plus Hohenlohe und Nachbarbereiche umfassen. Nach einem von der LVWO moderierten Workshop mit wichtigen Tourismus-Protagonisten - Verbände, Winzer, Köche, Hotels bis hin zum Heilbronner Landrat Norbert Heuser - geht es nun an die weitere Profilierung und am Ende um die Institutionalisierung, ähnlich wie bei den Bio-Musterregionen, die vom Land gefördert werden.


Weinwege Württemberg

So eine Art rote Fäden des regionalen Weintourismus bilden die Württemberger Weinstraße über eine Länge von 510 Kilometern, der Württemberger Weinradweg (355 km) und die Württemberger Weinwanderwege (470 km), an denen mehrere Hundert vinophile Angebote aufgereiht sind: feste Adressen, Feste, Events oder etwa Führungen. 2017 wurden sie als "Weinwege Württemberg" gebündelt, seit 2022 ist diese Marke unter dem Dach der Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg (TMBW) angesiedelt.

So bilden die Weinwege die Schnittstelle zwischen dem auf Landesebene vermarkteten "Weinsüden" und regionalen Marketingaktivitäten der beteiligten Tourismusorganisationen, Erlebnisführer oder Winzer.

Weintouristische Angebote

www.weinerlebnistour.de

www.weinwege-wuerttemberg.de

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