Ökologie, Ökonomie und Soziales unter einem Hut
In der deutschen Weinbranche gibt es zwei Nachhaltigkeitssiegel. Bei Zertifizierung noch viel Luft nach oben. Bundesweit sind nur rund 60 Betriebe zertifiziert.

Nachhaltigkeit gewinnt auch im Weinbau immer mehr an Bedeutung. Dabei gilt es, die Aspekte Ökologie, Ökonomie und Soziales unter einen Hut zu bekommen. Weltweit haben sich in den letzten Jahren verschiedene Programme für eine nachhaltige Weinerzeugung entwickelt.
Betriebe, die nachhaltig wirtschaften, sind bestrebt, die gesamte Betriebsführung - vom Außenbetrieb über die Kellerwirtschaft und die Vermarktung - im Rahmen einer ganzheitlichen Nachhaltigkeitsbetrachtung stetig zu optimieren. Jeder Arbeitsschritt ist dabei regelmäßig zu hinterfragen und im Idealfall zu verbessern. Im Weinberg bedeutet das, Pflanzenschutz- und Düngemittel nur nach Bedarf und unter Berücksichtigung von Umweltschutzkriterien einzusetzen. Hier gilt die Devise "So viel wie nötig, so wenig wie möglich". In der Flaschenweinproduktion werden dünnwandige Flaschen und Schraubverschlüsse eingesetzt, da diese sparsamer herzustellen und zu transportieren sind - oder noch besser: Mehrwegflaschen.
Mehr als Öko

Bei der Vermarktung wird darauf geachtet, dass Speditionen beauftragt werden, die nachhaltig arbeiten, anstatt die Weine mit dem eigenen Transporter auszufahren. Es wird versucht, in allen Bereichen möglichst ressourcenschonend zu wirtschaften. Dazu gehört zum Beispiel die Umstellung auf Ökostrom. Ein solches Handeln beeinflusst aber nicht nur ökologische, sondern auch wirtschaftliche Aspekte, da letztlich auch Kosten reduziert werden sollen. Soziale Aspekte wirken sich beispielsweise über faire Bezahlung der Mitarbeiter und Weiterbildungsangebote aus, aber auch über die Pflege und Bewahrung der Kulturlandschaft.

Der Unterschied zwischen der reinen ökologischen Anbauweise und einer nachhaltigen Weinwirtschaft ist, dass bei der Zertifizierung ökologischer Betriebe nur umweltrelevante Aspekte in den Anbaurichtlinien erfasst sind, aber soziale und ökonomische Aspekte unberücksichtigt bleiben. Eine nachhaltige Weinwirtschaft ist umfassender, beinhaltet aber natürlich auch Aspekte des ökologischen Weinbaus.
Zwei maßgebliche Verbände
In Deutschland haben sich zwei Verbände zur Zertifizierung nachhaltig wirtschaftende Güter und Genossenschaften etabliert, an deren Siegel sich Verbraucher orientieren können: Das Institut für Nachhaltige Entwicklung (Dine) wurde schon 2009 als Institut an der Hochschule Heilbronn gegründet. Den Hut auf haben hier die Professoren Armin Gemmrich und Ruth Fleuchaus. Außerdem gibt es seit 2013 die bundesweit etwas bekanntere Vereinigung Fair"n Green mit Sitz in Bonn. Die Zahl der bisher zertifizierten Betriebe ist überschaubar: rund 60.