Welche Händler mit dem Adventsgeschäft zufrieden sind – und welche nicht
Der Einzelhandel im Raum Heilbronn erlebt viel Frequenz am zweiten Adventswochenende. Mit den Geschäften sind viele Händler zufrieden – aber nicht alle.
Der Einzelhandel in der Region zeigt am zweiten Advents-Wochenende ein geteiltes Stimmungsbild. Einzelhändler im Umland von Heilbronn berichten von guter bis sehr guter Nachfrage. Die Umsätze ziehen vielerorts weiter an, Händler beobachten ein steigendes Interesse der Kunden am persönlichen und individuellen Einkaufserlebnis.
Am ersten Advents-Wochenende hatte sich besonders in Heilbronn eine gute Stimmung im Einzelhandel abgezeichnet – mit 70.000 Besucher an einem Tag in Heilbronn. An den Boom konnten die Händler am zweiten Wochenende nicht anknüpfen. In Heilbronn blieb der Umsatz in vielen Geschäften trotz der zeitweise rappelvollen Innenstadt hinter den Erwartungen zurück. Das vorige Wochenende hatte die Messlatte freilich auch sehr hoch gehängt.
Zweites Adventswochenende: Volle Fußgängerzone in Heilbronn, verhaltener Umsatz im Einzelhandel
Jürger Maurer vom gleichnamigen Schneidwaren-Geschäft: „Ich wollte am Samstag im Laden aushelfen, konnte stattdessen aber in der Werkstatt Aufträge abarbeiten.“ Bei Tritschler zeigte man sich mit dem Umsatz zufrieden, jedoch: „Es war nicht ganz so wie am vergangenen Wochenende“, so Verkäuferin Claudia Glück. „Die Frequenz war gut, der Umsatz könnte besser sein“, konstatiert Ulla Winter, Inhaberin des Wohnambiente-Anbieters Kultiv im KAI in der Kaiserstraße. „Aber ich möchte keine negative Stimmung verbreiten.“

„Ich bin sehr zufrieden heute“, meinte hingegen der Bad Rappenauer Modehändler Frank Bauer am Samstagnachmittag. Das Einkaufswochenende habe sogar das erfolgreiche Wochenende davor übertroffen. „Der Umsatz steigert sich erfahrungsgemäß Richtung Weihnachten.“ Generell beobachtet der Inhaber des Fachgeschäfts, das im November sein 100-jähriges Bestehen feierte, eine Rückkehr zum stationären Handel.
„Ich möchte keinenegative Stimmungverbreiten.“Ulla Winter
„Die Kunden spüren, dass die mittelständischen Betriebe mit ihrem individuellen Angebot und dem persönlichen Gespräch Sicherheit bieten.“ Im Laden gibt es seit längerem eine Cafébar, mit frisch zubereiteten Spezialitäten aus der Maschine. An diesem Wochenende verschenkte Bauer auch Plätzchen, die Familien des Hohenstaufen-Gymnasiums in Bad Wimpfen selbst gebacken haben.
Einkaufen am zweiten Adventswochenende in Schwaigern, Eppingen und in Öhringen
Auch das Modegeschäft Bolz, das in Schwaigern und Eppingen Filialen betreibt, freut sich über anziehende Geschäfte: „Gegenüber dem ersten Advents-Wochenende hat es noch zugenommen, das merkt man auch an den Zahlen“, berichtet Filialleiterin Petra Frey. Zulauf erhält die Firma Bolz offenbar verstärkt durch Kunden aus Heilbronn. „Die schätzen die Beratung und dass sie eine Vorauswahl persönlich präsentiert bekommen.“
Renate Rau-Maier, Mitinhaberin der Buchhandlung Rau in Öhringen, freut sich über einen „sehr guten“ Umsatz am Freitag. Samstagmorgen sei es auch noch gut gegangen. Nachmittags habe die Kundschaft wegen des Regens nachgelassen. Gleichwohl beobachtet auch sie ein „leichtes Anziehen“ gegenüber dem letzten Wochenende.
Renate Raus Kollege Karl Knoll von der gleichnamigen Eppinger Buchhandlung freut sich über ein gutes Wochenende. „Wir haben in Eppingen Weihnachtsmarkt und da haben wir bis 22 Uhr geöffnet“, so der Buchhändler, der im kommenden Jahr sein 40-jähriges Jubiläum feiert. Überhaupt würden Aktionstage den Einzelhandel beleben. „Vor einer Wochen, bei der langen Einkaufsnacht, war bei uns die Hölle los.“
Mehr Umsatz im Eppinger Handel – Trend bis Weihnachten zeichnet sich ab
Eppingens Modehändler Oliver Spiess teilt die Beobachtungen seiner Kollegen. Der Umsatz sei gegenüber dem Vorwochenende nochmals gestiegen, der Trend werde sich bis Weihnachten fortsetzen. Umsatz- und Frequenzbringer sind laut Spieß Events wie der Weihnachtsmarkt in Eppingen mit verlängerten Öffnungszeiten der Händler oder die lange Einkaufsnacht. „Solche Aktionstage spielen in der Einzelhandelspolitik eine immer wichtigere Rolle“, ist der Modehändler überzeugt.

Spiess bemerkt eine größer werdende Aufmerksamkeit aus dem Umland Eppingens. Vor allem aus Heilbronn und dem Raum Sinsheim würden verstärkt Kunden kommen. „Die Leute suchen das Gemütliche, das Heimelige, das sie eher in den kleinen Städten finden.“ Beim Einkaufen spiele nicht nur der Bezug von Ware eine Rolle, sondern: „Es geht ums Parken, ums Wohlfühlen, ums Essen Gehen, das Zusammenspiel aller Akteure.“
Wie der Handelsverband das Weihnachtsgeschäft in Baden-Württemberg einordnet
Die Geschäfte am zweiten Adventssamstag zeigten sich leicht verbessert im Vergleich zum ersten Adventssamstag dieses Jahres, was eine vorsichtig positive Entwicklung des Weihnachtsgeschäfts signalisiert, das langsam Fahrt aufnimmt. Dies geht aus einer aktuellen Umfrage des Handelsverbands Baden-Württemberg (HBW) hervor, an der rund 180 Händler aus verschiedenen Einzelhandelsbranchen im Land teilnahmen.
Knapp die Hälfte der Befragten konnte am zweiten Adventssamstag ein Umsatzplus im Vergleich zur Vorwoche verzeichnen. Weitere gut 15 Prozent erzielten ähnliche Umsätze wie am ersten Adventssamstag. Ein Drittel der Befragten berichtete über geringere Einnahmen. 75 Prozent der Befragten erwarten eine stabile oder steigende Kundenfrequenz.

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