"Mit den Nerven am Ende": Gemminger Kellerwohnung nach Unwetter besonders betroffen
Durch Teile von Gemmingen rauschte bei einem Unwetter Wasser und Schlamm – auch in eine Wohnung. Die Aufräumarbeiten dauern an. Dabei spendet eine Sache Trost.

Vollgelaufene Keller sind das eine. Etwas ganz anderes aber ist es, wenn der Keller zu einer Wohnung umgebaut ist. So wie bei Erhan Can in der Hausener Straße – die Einliegerwohnung, in der seine Eltern leben, wurde von der Schlammflut stark in Mitleidenschaft gezogen. „Ich bin mit den Nerven am Ende“, sagt Can am zweiten Tag nach dem Unwetter.
Zusammen mit Freunden und Familie steht er im Schlamm. Seine Eltern seien zum Glück gar nicht da gewesen, als es passiert sei. Sie sind momentan in der Türkei, wollen in wenigen Wochen zurückgekommen. „Ich habe sie angerufen und ihnen ganz sanft gesagt, dass ein bisschen Wasser in die Wohnung gelaufen ist“, erzählt Can. Mehr habe er bewusst nicht erzählt. Die Sache sei sehr schlimm für ihn und seine Eltern, die sich in der Wohnung sehr wohlfühlten. „Das ist Heimat für sie.“
Unwetter in Gemmingen sorgt für Massen an Wasser und Schlamm
Als er gesehen habe, was der Schlamm in der Wohnung anrichtete, habe er fast einen Herzinfarkt bekommen. Auf der Hausener Straße sei ein Fluss aus Schlammwasser entstanden, berichtet der 46-Jährige. Nachbarn haben Videos davon gemacht. Fassungslos schaut er sie auf dem Handy an. Erhan Cans Haus liegt in diesem Moment ungünstig in einer Biegung, der Schlammfluss rauscht voll auf ihn zu. Auf der anderen Seite verläuft der Staudbach, der ebenfalls zu einem Fluss ansteigt. Wasser und Schlamm drücken die Fenster der Kellerwohnung ein, zerstören fast alles an Inventar.
Inzwischen steht ein Container vor dem Haus, in dem die ganzen zerstörten Möbel und Geräte liegen. Der Schaden geht laut Can in die Zehntausende. Wann die Kellerwohnung wieder bewohnbar ist, kann er noch gar nicht abschätzen. Mit einem Sachverständigen der Versicherung habe er bereits telefoniert, sagt Can – zum Glück habe er einen Elementarschaden-Zusatz unterschrieben. Doch für den kaputten Hausrat bekomme er wohl nichts.
Nachbarschaftshilfe nach Unwetter in Gemmingen: Auch Fremde packen mit an
Wie vielen anderen Betroffenen in diesen Tagen stehen Can die Tränen in den Augen, wenn er über das Geschehen spricht. Als „Gänsehautsituation“ beschreibt er die nachbarschaftliche Hilfe. „Das war der Wahnsinn. Da waren plötzlich jede Menge Leute, bekannt, nicht bekannt, mit Schaufeln und Eimern gestanden und haben geholfen.“ Auch sein Neffe Orkan Can (33) findet das besonders erwähnenswert. Bei all dem Ärger und der Arbeit, die der Starkregen verursacht habe, das habe ihn sehr beeindruckt, sagt er.
Auch am Donnerstag – drei Tage nach der Sturzflut – dauern die Aufräumarbeiten in Gemmingen an. Die Spuren des Unwetters sind teilweise getrocknet, sind aber vielerorts noch deutlich zu sehen. Zahlreiche Gärten wurden überschwemmt und zerstört, auch hier werden Arbeiten wochen- oder gar monatelang andauern. Mit Kleinbaggern werden Schlammschichten abgetragen und entsorgt.
Frischer Sand für Plätze des TC Gemmingen
Ähnlich beim Tennisclub Gemmingen. Dort waren am Donnerstagnachmittag Tennisspieler und Mitarbeiter der Firma Reimold aktiv, um die letzte Mulde Schlamm abzutransportieren, die einen Platz beschädigt hatte. „Unsere Herren und Damen haben die tiefen Löcher wieder geglättet und auch schon den frischen Sand eingeworfen“, heißt es auf der Facebookseite des Tennisclubs Gemmingen unter der Überschrift „Bald wieder Matchball statt Matschball“. Es sehe alles erstmals wieder nach Tennisplatz aus. Vom TC Stetten bekomme man noch weiteren Sand.


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