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Igel aus Auffangstation in Untereisesheim vermisst – Soccer Court als Ursache?

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Wurden durch den neuen Soccer Court in Untereisesheim Tiere und Lebensraum geschädigt? Das meint zumindest eine Anwohnerin. Der Bürgermeister weist die Vorwürfe von sich.


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Susanne Anker hat ein Herz für Igel. Seit 2018 betreibt sie aus „privater Tierliebe“ eine Igelstation in ihrem Garten in Untereisesheim. Dort hat sie Schlafhöhlen und Futterhäuschen für die Tiere aufgestellt, die sie liebevoll „Stachelritter“ nennt. Bis zu 15 freilebende Exemplare hätten sich regelmäßig bei ihr eingefunden, bis die Zahl vor rund drei Monaten auf die Hälfte geschrumpft sein soll. 

Den Grund dafür vermutet Anker in dem neu gebauten Soccer Court auf dem Schafbuckel, der im September eröffnet hat. Dadurch, so Ankers Verdacht, seien die Igel zu Tode gekommen oder aus ihrem gewohnten Umfeld vertrieben worden. Nun fordert die 53-Jährige von der Gemeinde, dass „der Soccer Court in der Form, wie er da ist, wegkommt“, erklärt sie gegenüber unserer Redaktion. 

Ärger um Soccer Court in Untereisesheim – Bürgermeister bestreitet Vorwürfe

In den Augen von Susanne Anker begann der Schaden schon bei den Bauarbeiten für das Spielfeld, die im Sommer stattfanden. Dabei sollen auf der Fläche die dortigen Lebensräume zerstört und damit gegen das Natur- und Artenschutzrecht verstoßen worden sein.

Der Untereisesheimer Soccer Court war Ende Oktober "vorübergehend wegen Reparaturarbeiten geschlossen". Mittlerweile sind die Öffnungszeiten angepasst.
Der Untereisesheimer Soccer Court war Ende Oktober "vorübergehend wegen Reparaturarbeiten geschlossen". Mittlerweile sind die Öffnungszeiten angepasst.  Foto: Plückthun, Ute

Den Vorwurf weist Christian Tretow, Bürgermeister von Untereisesheim, in einer schriftlichen Stellungnahme von sich. Von einem geschützten Lebensraum könne nicht die Rede sein: „Die Fläche ist schon seit Jahren als Sandspielfläche für den Spielplatz genutzt und vollständig eingesandet gewesen.“ Entfernt worden seien lediglich ein zuvor künstlich errichteter Erdhügel sowie ein Baum, der sich als instabil und potenzielle Gefahr herausgestellt hatte.

Igelstation-Betreiberin: Biotop in Untereisesheim „wissentlich beschädigt“

Weiter bemängelt Susanne Anker, dass das angrenzende Biotop, das unterhalb der Sportanlage liege, missachtet worden sein soll. Der Boden sei für die Arbeiten mit schwerem Gerät bearbeitet und der Lebensraum für Tiere und Pflanzen damit „wissentlich beschädigt worden“. Die dort lebenden Igel und Echsen seien vertrieben worden. Bürgermeister Tretow widerspricht diesem Vorwurf. Das Biotop würde gar nicht direkt an den Soccer Court angrenzen. Dazwischen befinde sich eine Wiese, die nicht bebaut ist. Somit sei es falsch zu behaupten, dass direkt neben dem Biotop Baumaßnahmen stattgefunden hätten. 

Igelhäuschen wie dieses hat Susanne Anker auf ihrem Grundstück in Untereisesheim aufgestellt.
Igelhäuschen wie dieses hat Susanne Anker auf ihrem Grundstück in Untereisesheim aufgestellt.  Foto: privat

Untereisesheim: Wurde beim Bau des Soccer Courts gegen Naturschutz verstoßen?

Susanne Anker geht es mit ihrem Protest gegen den Soccer Court um „die Gesundheit der Menschen“, aber besonders auch um ihre geliebten Stachelritter. Seit der Eröffnung im September beobachte sie, dass sich das Verhalten der Igel verändert hat. Durch das Sportfeld und den dadurch entstehenden Lärm seien sie in ihrem natürlichen zeitlichen und räumlichen Ablauf gestört worden. Um aus dem Biotop zu ihrem Garten zu gelangen, müssten die Tiere den Soccer Court durchqueren, was unter den gegebenen Umständen schwierig sei. 

Dienstaufsichtsbeschwerde

Mitte November hat Susanne Anker beim Landratsamt Heilbronn eine Dienst- und Fachaufsichtsbeschwerde (DAB/FAB) gegen Christian Tretow in seiner Funktion als Bürgermeister von Untereisesheim eingereicht, die der Heilbronner Stimme vorliegt. In dem Schreiben hat sie ihre Vorwürfe gegen den Rathauschef formuliert. Das Landratsamt gibt keine Informationen zu konkreten Fällen an. Eine DAB gegen Bürgermeister käme häufig vor, erklärt ein Sprecher. Grundsätzlich jeder könne eine einreichen. Sie richte sich gegen eine „Verletzung der Rechte und Pflichten eines Beamten“. Eine FAB hingegen richte sich gegen Entscheidungen oder Maßnahmen von Behörden. Der Betroffene werde um eine Stellungnahme gebeten, die anschließend geprüft wird. Wird ein Verstoß festgestellt, kann es zu einem Disziplinarverfahren kommen.

Laut Anker wird auch von Seiten der Nutzer des Soccer Courts gegen den Naturschutz verstoßen. Durch Fußballspiele komme es zu einer Lärmbelästigung, die sowohl Anwohner als auch Kleinstlebewesen schädigt. Immer wieder werde außerdem ein Ball über das Spielfeld hinausgeschossen und lande im Biotop, woraufhin „die Flora und Fauna darin zertreten“ werde. Nach Angabe von Christian Tretow würde allerdings die Baumreihe zwischen Soccer Court und Biotop einen Ball abfangen, der über den Fangzaun fliegt. „Weder kam es zu Baumaßnahmen unmittelbar am Biotop, noch kommt es zu irgendeiner Schädigung durch die Nutzer“, stellt er klar.

Beschwerden über Soccer Court in Untereisesheim halten an

Mit den Vorwürfen zur Lärmbelästigung ist Susanne Anker allerdings nicht allein. Schon Ende Oktober meldeten sich Anwohner in einer Bürgerfragestunde zu Wort und beschwerten sich über den Lärm, der an „Psychoterror“ grenze (wir berichteten). Immer wieder käme es auch vor, dass Menschen das Biotop als Toilette missbrauchten. Diese Beschwerde eines Bürgers bestätigt auch Susanne Anker.

Die Gemeinde hat auf die Beschwerden reagiert, indem die Öffnungszeiten des Soccer Courts im Winterhalbjahr auf die Zeit zwischen 9 und 16 Uhr begrenzt wurden. Sonntags ist der Zugang komplett untersagt. Eine Entscheidung, die nicht bei allen Bewohnern auf Verständnis stößt. Es brauche einen Ort, an dem Kinder sich austoben können, so die Forderung in den Sozialen Netzwerken, die auch ursprünglich zum Bau des Sportplatzes führte. Allerdings, so die Ansicht mancher Anwohner, sei der Ort auf dem Schafbuckel mitten im Wohngebiet unglücklich gewählt.

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