Sprengungen bei Leingarten für 200 Meter tiefen Schacht: Start verzögert sich
Für das Stromtrassenprojekt Suedlink steht in Leingarten der Bau eines Schachts an. Sprengungen wurden hierfür seit Längerem angekündigt, doch wie ist der aktuelle Stand der Arbeiten?
Seit Anfang August informiert die Stadtverwaltung die Bürger in Leingarten über ein anstehendes, außergewöhnliches Ereignis: Sprengungen beim Umspannwerk am östlichen Ortsausgang in Richtung Böckingen.
Im Amtsblatt war mehrfach von bevorstehendem Lärm, kurzen Vollsperrungen und spürbaren Erschütterungen die Rede. Hintergrund ist der Bau des Suedlink, der auf 16 Kilometern unter Tage durch ehemalige Schächte des Salzbergwerks verlaufen soll. Ein 200 Meter tiefer Schacht soll die Kabel zum Umspannwerk in Leingarten führen.
Sprengung am Umspannwerk in Leingarten – Suedlink-Schacht-Bau verzögert sich
Doch bislang blieben die angekündigten Auswirkungen aus. Keine Ampel schaltete auf Rot, kein Knall war zu hören, keine Erschütterungen spürbar. Wurde überhaupt schon gesprengt?
Die Antwort ist eindeutig: „Nein“, sagt Felix Hellmich, stellvertretender Bauamtsleiter der Stadt Leingarten. „Als vor drei Wochen der Strom in Leingarten ausfiel, machte das Gerücht die Runde, die Sprengungen könnten verantwortlich gewesen sein“, so Hellmich.
Daraufhin habe er direkt seine Kontakte zur Baustelle kontaktiert. Der Grund war ein anderer – ein Unfall bei Bauarbeiten am anderen Ende der Stadt. Ihm wurde mitgeteilt, dass bisher keine Sprengung stattgefunden hat – und daran habe sich bis heute nichts geändert.
Sprengarbeiten in Leingarten bis 30. Juli 2027 genehmigt – Start weiter offen
Eine Sprenganzeige einer von TransnetBW beauftragten Firma erreichte die Stadt am 13. Juni, wie Hellmich berichtet. „Die Stadt Leingarten hat keine Bedenken geäußert, da die Landesbergdirektion bereits eine Stellungnahme zum Schallschutz abgegeben hat.“ Die Firma erhielt eine Genehmigung für Sprengungen im Zeitraum vom 1. Juli 2025 bis zum 30. Juli 2027. „Wann die Sprengungen konkret beginnen, wurde uns nicht mitgeteilt“, sagt Hellmich. Nach seinem Kenntnisstand fanden zuletzt seismische Messungen des Baugrunds im Bereich der geplanten Trasse statt.
Auch Helene Dann, Sprecherin von StromNetzDC Baden-Württemberg, einem Projektpartner des Netzbetreibers TransnetBW, bestätigt, dass bislang nicht gesprengt wurde. Sie informiert über eine Verschiebung der Arbeiten: „Aus bauablauftechnischen Gründen werden die Sprengarbeiten nun erst zu einem späteren Zeitpunkt notwendig.“
Einen konkreten Termin nannte sie nicht, dieser werde jedoch rechtzeitig mit allen Beteiligten abgestimmt. Heißt: Die spektakulär klingenden Sprengungen werden kommen – aber nicht sofort. Bis 2027 bleibt TransnetBW Zeit, die Arbeiten durchzuführen. Wenn es dann so weit ist, wird man es hören – und sicher auch kurz spüren.
Wegen Sprengarbeiten in Leingarten: Feuerwehr übt für Notfall im Schacht
Die Sprengungen in Leingarten sind für den Schachtbau erforderlich, da das Gestein äußerst hart ist, so TransnetBW. Sie erfolgen streng kontrolliert, dauern nur wenige Sekunden und sind auf höchstens zwei pro Tag begrenzt. Die Erschütterungen sollen deutlich unter den zulässigen Grenzwerten liegen. So sind Gebäude und Infrastruktur demnach nicht gefährdet – Schutznetze und Matten verhindern Steinflug.
Zu Sprengzeiten sollen die B293, die K2154 sowie umliegende Feldwege zeitweise voll gesperrt werden. Mobile Ampeln regeln den Verkehr. Die Stadt Leingarten ist weder organisatorisch noch finanziell beteiligt. Schon vor Beginn der eigentlichen Arbeiten nutzte die Freiwillige Feuerwehr Leingarten den bisher 37 Meter tiefen Schacht für Rettungsübungen.