Suedlink-Konverter bei Leingarten vor Testphase – Einblicke in Baustelle
Binnen knapp zwei Jahren ist der Konverter für die Stromautobahn Suedlink bei Leingarten in die Höhe gewachsen. Noch laufen letzte Installationsarbeiten, bald startet der Testbetrieb. Der Konverter wird früher benötigt als das Suedlink-Kabel.
Matthias Heumann ist ganz in seinem Element. Alle Daten zur Suedlink-Baustelle hat er parat, von der Zahl der anwesenden Bauarbeiter über die aktuell beteiligten Unternehmen bis zur Anzahl der Gullideckel und anderen Schächten. Der 73-Jährige aus Leipzig müsste gar nicht hier sein, schließlich hat er das Rentenalter längst erreicht. Doch immer wieder lässt der gelernte Elektromonteur und studierte Elektroingenieur sich auf solche Projekte ein, wenn er angefragt wird. „Es macht mir einfach Spaß“, sagt er dann.
Einblicke in Suedlink-Baustelle in Leingarten: Konverter geht bald in die Testphase
Hier, auf der Baustelle für den Konverter des Suedlink-Kabels bei Leingarten, betreut Heumann die Bereiche Qualitätssicherung, Infrastruktur sowie Gas, Wasser und Abwasser. Seit eineinhalb Jahren ist er vor Ort, hat sich sogar zusammen mit seiner Frau eine Wohnung in der Region gesucht. Und kann inzwischen schon ein wenig Bilanz ziehen: „Hier ist sehr viel in sehr guter Zeit mit sehr guter Qualität gebaut worden. Das erfreut den Techniker.“
Die akkurate Organisation, bei der alle Teile einen festen Platz haben, Sicherheit penibel kontrolliert wird und alles genau nach einem Plan abläuft, fasziniert den Ältesten auf dieser Baustelle. Anderswo gehe es anders zu – Heumann hat auch schon Projekte in Nahost und noch weiter im Ausland begleitet.
Finale des Suedlink-Konverterbaus naht: Neue Baustelle wird vorbereitet
Dass das Finale des Konverterbaus naht, machen Heumann und Boehnke auch an den Baukränen fest. Zeitweise hätten sechs Stück auf der Baustelle gestanden, erzählen sie. Nun sind es nur noch zwei, und einer davon gehört gar nicht zu diesem Projekt, sondern zur Schachtbaustelle, die gerade vorbereitet wird – in Kürze soll mit dem Abteufen eines Schachts bis hinab in das Salzbergwerk Heilbronn begonnen werden.
Dort soll das Suedlink-Kabel aus dem Bergwerk wieder an die Oberfläche treten, verläuft dann durch bereits verlegte Rohre entlang der Straße nach Frankenbach bis zu den Konvertern.
Suedlink-Konverter in Leingarten: So funktioniert die Technik
Was dort genau vor sich geht, ist für Elektroingenieure einfach zu beschreiben, aber für Laien nur schwer zu verstehen. „Es ist am einfachsten und verursacht am wenigsten Verlust, wenn man den Strom durch das Suedlink-Kabel als Gleichstrom schickt“, erklärt Boehnke.
Daher wird der Ertrag aus gut 250 Windrädern, der bei Brunsbüttel in das Kabel geleitet wird, dort zunächst von einem Konverter in Gleichstrom umgewandelt. In Leingarten muss er aber wieder in Wechselstrom zurückgewandelt werden, mit 50 Schwingungen pro Sekunde, wie es das deutsche Stromnetz vorgibt. Und dafür wurden die beiden großen, 20 Meter hohen, 70 Meter langen und 60 Meter breiten Gebäude errichtet – dort vollzieht sich dieser Prozess.
Am Ende der Gebäude stehen je drei Transformatoren, die dann die drei Phasen des Wechselstroms übernehmen und herunterregeln auf 380 Kilovolt – um dann in das Hochspannungsnetz einzuspeisen.
Suedlink-Baustelle in Leingarten: Wie der Konverter das Netz stabilisieren soll
Das soll zwar erst ab 2028 geschehen. Gebraucht wird der Konverter aber schon vorher. „Wenn immer mehr fossile Kraftwerke abgeschaltet werden, benötigen wir Anlagen, die ein Kraftwerk simulieren“, erläutert Heumann. Sie speisten zwar keinen Strom ins Netz, sorgten aber dafür, dass die Frequenz bei 50 Hertz bleibt. „Wenn sie auf 49,6 sinkt, wird es dunkel im Land“, warnt der Ingenieur.
Wie vor einigen Wochen in Spanien und Portugal, wie jüngst in Tschechien. Deutschland habe immer noch den Ruf, das stabilste Übertragungsnetz zu haben. Und das soll mit dem Neubau bei Leingarten auch weiterhin gesichert sein. Im März oder April soll die Anlage startbereit sein. Sie läuft dann, so heißt es im Fachjargon, im statischen kommerziellen Betrieb, kurz Statcom.
Der Aufenthalt in den beiden Konvertergebäuden ist dann allerdings lebensgefährlich. Es drohen nicht nur Lichtbögen – alleine die magnetischen Felder würden den Organismus massiv beeinträchtigen. Besichtigungen im laufenden Betrieb sind somit ausgeschlossen. Daher öffnet Transnet-BW als Bauherr letztmals am 10. und 11. Oktober die Baustelle für die Öffentlichkeit: In kleinen Gruppen werden Besucher, die sich zuvor angemeldet haben, über das Gelände geführt, kündigt Unternehmenssprecherin Louisa Oeltjenbruns an. Details werden noch geklärt und demnächst bekanntgegeben.