Für 55 Millionen Euro: S4-Ausbau zwischen Leingarten und Schwaigern abgeschlossen
Das Nadelöhr ist beseitigt, die Stadtbahnstrecke der S4 zwischen Schwaigern und Leingarten ist jetzt zweigleisig. So profitieren die Fahrgäste von dem 55-Millionen-Euro-Projekt.

Seit dem 15. Juni rollt der Verkehr auf der Stadtbahnstrecke zwischen Heilbronn und Eppingen wieder. Zuvor war die sogenannte Kraichgaubahn auf diesem Abschnitt noch einmal für mehrere Wochen nicht befahrbar, nachdem es schon im zweiten Halbjahr 2024 eine komplette Sperrung gegeben hatte. Fahrgäste mussten auf Busse ausweichen.
Jetzt ist eines der aufwendigsten Nahverkehrsprojekte der Region in jüngster Zeit abgeschlossen. Zwischen Eppingen und Heilbronn wurde die Strecke modernisiert, auf dem rund 3,5 Kilometer langen Abschnitt zwischen Schwaigern und Leingarten ein zweites Gleis eingebaut.
S4-Nadelöhr zwischen Leingarten und Schwaigern beseitigt, zweites Gleis eingebaut
Von einem „wichtigen Tag für die Region“ und einem „Beitrag auf dem Weg zur Klimaneutralität“ sprach Elke Zimmer, Staatssekretärin (Grüne) im Landesverkehrsministerium, bei einer Feier zum Abschluss der Arbeiten am Schwaigerner Bahnhof. Man liefere „Argumente, das eigene Auto stehen zu lassen“, wenn der Nahverkehr zuverlässig und in attraktivem Takt laufe.
Der eingleisige Abschnitt hatte immer wieder Probleme im Betrieb bereitet, weil sich Verspätungen aufschaukelten, sobald ein Zug am Nadelöhr auf den anderen warten musste. Der Verkehr soll aber nicht nur stabiler werden. Seit dem Fahrplanwechsel zum 15. Juni gibt es auch neue Verbindungen, wobei der Takt zuvor schon dicht war.
Die Karlsruher Albtal-Verkehrsgesellschaft (AVG) hat einzelne Stadtbahnen in den Stoßzeiten zusätzlich eingeflochten. Nimmt man den Regionalexpress RE 45 zwischen Karlsruhe und Heilbronn dazu, den die Deutsche Bahn im Stundentakt betreibt, ergibt sich etwa morgens von 6 bis 8 Uhr ungefähr ein Viertelstunden-Takt zwischen Eppingen und Heilbronn.

Auch gibt es besonders flotte Verbindungen. So braucht der Zug um 6.30 Uhr ab Eppingen nur 23 Minuten bis Heilbronn, sechs weniger als üblich. Er hält auch nur an fünf statt 13 Haltestellen. Damit gibt es die Sprinter-Stadtbahnen wieder, die zwischenzeitlich aus dem Angebot gefallen waren. Besonders erfreulich für Leingarten: Seit die Bauarbeiten abgeschlossen ist, hält dort auch der RE, der die Stadt zuvor links liegen ließ.
Rund 55 Millionen Euro haben Neubau zwischen Schwaigern und Leingarten und die Modernisierung auf der ganzen Strecke Eppingen-Heilbronn gekostet, 85 Prozent davon steuerten Bund und Land bei. Aber auch die Kommunen entlang der Strecke mussten ihren Beitrag leisten, die Gemeinderäte in Eppingen, Gemmingen, Leingarten und Schwaigern hatten dafür 2019 den Weg frei gemacht.
Ausbau der S4 zwischen Schwaigern und Leingarten: Kommunen mussten sich an Kosten beteiligen
Schmerzhaft war das vor allem für Gemmingen. Die kleinste der beteiligten Gemeinden musste mit rund 900.000 Euro einen relativ großen Anteil an der Streckenmodernisierung übernehmen, weil ein vergleichsweise großer Teil der Strecke über die Gemarkung der Gemeinde führt. An den Gemminger Kraftakt erinnerte auch Lutz Mai, Erster Landesbeamter im Landratsamt Heilbronn, der betonte: „Die Betriebsqualität wird und muss sich verbessern.“
Mit dem Ausbau, der auch neue Weichen oder einen neuen Bahnsteig in Schwaigern Ost umfasste, ist die Kraichgaubahn aber nicht auf Vordermann gebracht. Zwischen Bretten und Karlsruhe gibt es ein acht Kilometer langes eingleisiges Stück, das die AVG perspektivisch ausbauen will. Auch zwischen Eppingen und Bretten ist eine Modernisierung geplant. Obwohl auch hier bei Sulzfeld auf einem Teilstück nur eine Schienenstrang liegt, sei ein Ausbau in diesem Fall betrieblich nicht notwendig, heißt es seitens der AVG.
Historisch war die Kraichgaubahn seit ihrem Bau ab Ende des 19. Jahrhunderts weitgehend zweigleisig, erst später wurden Gleise entfernt - nach Kriegsschäden oder weil die Nachfrage sank. Zeitweise war sogar im Gespräch, den Bahnverkehr zwischen Eppingen und Heilbronn aufzugeben. Die Stadtbahn in den Kraichgau gilt mittlerweile als großes Erfolgsmodell.