Heilbronn hatte am 8. Oktober bereits die 1000. Einbürgerung des Jahres verkündet. Im ganzen Jahr 2024 waren 786 Menschen mit ausländischen Wurzeln eingebürgert worden. Der Landkreis Heilbronn verzeichnet 1072 Einbürgerungen, knapp 350 mehr als im vergangenen Jahr. Auch im Hohenlohekreis stieg die Zahl der Einbürgerungen stark an: Von 141 Anträgen im Jahr 2019 auf 286 im Jahr 2023. Im laufenden Jahr wurden rund 350 Anträge gestellt, noch nicht alle Verfahren sind abgeschlossen.
Heilbronner Behörden entdecken Unstimmigkeiten bei Einbürgerung und Sprachtests
Bei der Prüfung von Einbürgerungsanträgen im Raum Heilbronn stoßen Behörden vermehrt auf Unregelmäßigkeiten. Im Fokus stehen gefälschte Sprachzertifikate und sogenannte Stellvertreter-Prüfungen.
Noch ermittelt die Polizei die Hintergründe. Betrug bei Sprach- und Integrationstests ist mittlerweile ein Delikt, das auch in der Region auffällig geworden ist. Hinweise darauf erhielten Beamte der Kriminalpolizei Heilbronn, weil sie zu gefälschten Theorieprüfungen bei Führerscheinen einer Fahrschule in Heilbronn ermitteln, teilt Polizeisprecher Frank Belz (53) mit. Elf Männer und eine Frau waren im April festgenommen worden. Sie sollen im Zusammenhang mit sogenannten Stellvertreter-Prüfungen stehen. Dabei legte eine Person, die vorgibt, der Prüfling zu sein, die theoretische Fahrprüfung ab. Die Stellvertreter sollen aus der syrisch-kurdischen Volksgemeinschaft kommen, hieß es.
Sprecher des Landratsamts Heilbronn: Zertifikat durch unerlaubte Mittel erworben
Dabei gab es bei den Fälschern bei den Sprach- und Einbürgerungstests unterschiedliche Vorgehensweisen. Zum einen handele es sich um sogenannte Totalfälschungen, bei denen Dokumente komplett gefälscht sind, erläutert ein Sprecher des Landratsamts Heilbronn. „Zum anderen um formal echte Zertifikate, bei denen die betreffende Person allerdings weder einen Sprachkurs besucht noch eine Sprachprüfung abgelegt hat.“ Das Zertifikat habe sie aber trotzdem durch unerlaubte Mittel erworben. In der Regel wenden die Betrüger dabei die Stellvertreter-Masche an. „Auf diese Prüfungssituation hat die Einbürgerungsbehörde keinen Einfluss“, macht der Sprecher klar.
„Abläufe und Voraussetzungen werden durch das Bundesamt für Migration und Integration (BAMF) bestimmt.“Anhörungen In den Einbürgerungsbehörden finde keine Prüfung statt, sondern mindestens zwei Anhörungen. Beim ersten Termin spreche man mit dem Einbürgerungsbewerber auf Deutsch. Antrag und Unterlagen lege er vor, heißt es aus dem Ausländeramt der Stadt Heilbronn. „Dadurch bekommen unsere Mitarbeiter einen guten Eindruck über die Sprachkenntnisse“, teilt eine Sprecherin der Stadt mit.
Zwölf Träger bieten Vollzeit-Integrationskurse im Raum Heilbronn an
Im Stadt- und Landkreis Heilbronn böten zwölf Träger Integrationskurse an, erklärt Inna Moskova, die bei der Volkshochschule Heilbronn die Abteilung Deutsch-Integration leitet. 700 Unterrichtsstunden beinhalte der Vollzeit-Integrationskurs. „70 bis 80 Prozent absolvieren den Kurs ohne Pause und schließen ihn erfolgreich ab“, sagt die 55-Jährige. Anders bei den Abendkursen, der eineinhalb Jahre dauere. „Nur 50 Prozent der Teilnehmenden beenden den Kurs ohne Unterbrechung.“

Betrugsversuche nach der Stellvertreter-Masche beim sogenannten Deutschtest für Zuwanderer (DTZ), hält Moskova für nahezu ausgeschlossen. „Das sind ausschließlich Teilnehmer aus unseren Kursen. Die haben wir mehrmals gesehen, die Unterlagen geprüft, da kann kein anderer kommen. Das ist unmöglich.“
Prüflinge in Heilbronn ohne Ausweis erschienen
Anders sei es bei den Selbstzahler-Prüfungen. „Der war ein Mal vorstellig und hat den Pass vorgelegt. Den sehen wir dann erst wieder, wenn er zu Prüfung kommt.“ Da habe es Fälle gegeben. Prüflinge seien ohne Ausweis erschienen. „Die werden von uns nicht zugelassen.“
Für wahrscheinlicher hält es Moskova, dass Prüfteilnehmer Zertifikate fälschten. Die Person sei nie bei einem Kurs gewesen. In diesem Zusammenhang hätten Behörden darum gebeten, bereits ausgestellte Zertifikate zu prüfen. Es stellte sich heraus, dass 80 Prozent gefälscht seien. „Unklar bleibt, wie viele Fälschungen unentdeckt bleiben.“

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