In der Stadt Heilbronn standen 171 Einbürgerungen im Jahr 2025 aus Syrien an. 130 gebürtige Türken erhielten den deutschen Pass, ebenso wie 93 Kosovaren. Im laufenden Jahr wurden zudem 58 Iraker und 51 Russen eingebürgert. Um den Andrang bei den Ausländerbehörden zu bewältigen schuf die Stadt drei neue Stellen, die mit rund 280.000 Euro zu Buche schlugen. Im Landkreis Heilbronn wurden 6,5 neue Stellen geschaffen.
Run auf deutschen Pass: Rekordzahlen bei Einbürgerungen im Raum Heilbronn
Mit den gelockerten Regeln wächst auch die Zahl der Antragsteller auf einen deutschen Pass. Der Trend beschäftigt Politik und Gesellschaft und wirft auch in der Region Heilbronn Fragen auf.
Am 8. Oktober hat die Stadt Heilbronn die 1000. Einbürgerung des Jahres verkündet. Das ist neuer Rekord in der Käthchenstadt. 2024 hatten insgesamt 786 Bürger mit ausländischen Wurzeln einen deutschen Pass bekommen. Das war bisher der höchste Wert an Einbürgerungen in der Stadt. Im Landkreis Heilbronn gab es in diesem Jahr bereits 1072 Einbürgerungen, 2024 waren es in zwölf Monaten 725.
In Heilbronn lobte Oberbürgermeister Harry Mergel bei einer Feierstunde die gebürtige 30-Jährige Albanerin Sigida Hajdari, der er als 1000. Neu-Heilbronnerin Einbürgerungsurkunde und Blumenstrauß überreichte als sehr gutes Beispiel, „wie man mit Mut, Willen und Engagement in der neuen Heimat Fuß fassen und die neue Gesellschaft annehmen kann“. Die 30-Jährige Hajdari, die 2013 ohne Deutschkenntnisse in die Stadt kam, Fachabitur machte und als medizinische Fachangestellte arbeitet, sei „ein Vorzeigebeispiel“ für eine gelungene Integration.
Leiter der Heilbronner Ausländerbehörde: Doppelstaatsbürgerschaft hat Einbürgerung attraktiver gemacht
Doch die Möglichkeiten auf schnellere Einbürgerungen, die der Gesetzgeber einräumt, werfen auch viele Fragen auf. Gegner der Gesetze sprechen von einer „Verramschung“ des deutschen Passes. Denn die starke Zunahme der Einbürgerungszahlen auch in Heilbronn und den Landkreisen, liegt nach Einschätzung der Ausländerbehörden auch an der Änderung des Staatsangehörigkeitsrechts, das es seit Juni 2024 ermöglicht, sich bereits nach fünf Jahren, in Sonderfällen gar nach drei Jahren, Aufenthalt einbürgern zu lassen.

Zuvor waren es acht Jahre. Diese sogenannte Turbo-Einbürgerung nach drei Jahren hat die Schwarz-Rote Regierung am 8. Oktober wieder zurückgenommen. Sie wurde in der Region auch nur in Einzelfällen vergeben. Die Möglichkeit, auch die bisherige Staatsbürgerschaft des Heimatlandes zu behalten, habe die Einbürgerung attraktiver gemacht, erklärt Matthias Riegler, Abteilungsleiter der Heilbronner Ausländerbehörde.
Gefälschte Zertifikate für Sprachtests: Keine Unregelmäßigkeiten in der Region Heilbronn
Unregelmäßigkeiten bei der Einbürgerung, wie sie aus Berlin oder anderen deutschen Bundesländern bekannt wurden, habe es in der Region nicht gegeben. „Die Mitarbeiter des Ausländeramts halten sich bei der Prüfung stets an die gesetzlichen Bestimmungen“, versichert der Pressesprecher des Landkreises Heilbronn, Andreas Zwingmann.
Auch bei der Stadt seien immer persönliche Vorsprachen und ein Test bei der Ausländerbehörde nötig. „Im Anschluss an den Termin werden Ausländerbehörde, Sicherheitsbehörden sowie das Jobcenter abgefragt“, sagt eine Sprecherin der Stadt auf Anfrage. In mehreren deutschen Städten waren im Laufe des Jahres gefälschte Zertifikate für Sprachtests und erfolgreich absolvierte Integrationskurse aufgetaucht. Das führte zu Forderungen der Deutschen Polizeigewerkschaft, Einbürgerungsverfahren einstweilen auszusetzen.
Wie entwickeln sich die Einbürgerungszahlen? Kontroverse im Heilbronner Gemeinderat
Wie sich die Zahlen künftig nach der Rücknahme der Turbo-Einbürgerung entwickeln, wagt auch in der Region niemand vorherzusagen. Ein Rückgang der Anträge auf Einbürgerung ist aber unwahrscheinlich. Die Meinung der Heilbronner Gemeinderatsfraktionen ist jedenfalls geteilt. „Meiner Meinung nach steht die Einbürgerung am Ende eines gelungenen Integrationsprozesses“, betont Thomas Randecker. „Dazu benötigt man mindestens fünf Jahre, eher länger“, betont der CDU-Fraktionsvorsitzende.
„Wir halten eine achtjährige Frist für die Erlangung der deutschen Staatsbürgerschaft für angemessen“, unterstreicht AfD-Fraktionschef Raphael Benner.
Zwischen Offenheit und Kontrolle: Heilbronner Politiker über Einbürgerungspolitik
Rainer Hinderer bedauert die Rücknahme der Drei-Jahres-Frist. „Wir freuen uns über jeden ausländischen Mitbürger, der die deutsche Staatsbürgerschaft annimmt – egal ob nach drei, fünf oder mehr Jahren“, betont der SPD-Vorsitzende. Holger Kimmerle spricht von „einem Rückschritt bei der Neuregelung“. „Das ist das falsche Signal – gerade in einer Stadt wie Heilbronn, die für so viele Zugewanderte längst ein Zuhause geworden ist“, so der Grünen-Stadtrat.
Herbert Burkhardt (Freie Wähler Heilbronn) fordert eine Integration mit Augenmaß: „Der deutsche Pass darf nicht zur Formsache werden. Es muss gewährleistet bleiben, egal ob nach drei, fünf oder acht Jahren, dass Sprachkenntnisse, Werteverständnis und wirtschaftliche Selbständigkeit konsequent geprüft werden“, so Burkhardt. Ähnlich sieht das Nico Weinmann, Vorsitzender der FDP-Fraktion: „Die Einbürgerung soll kein frühzeitiges Statussymbol, sondern Ausdruck einer vollständigen Integration sein. Fünf Jahre Mindestaufenthalt halte ich daher für angemessen“, lautet sein Fazit.