SLK-Chef Thomas Weber: „Krankenhausreform für möglichen Nato-Bündnisfall überdenken“
Der SLK-Verbund sieht sich gut aufgestellt – in Friedenszeiten. Doch wie ist die Lage bei einem Kriegsszenario wie dem Bündnisfall? Geschäftsführer Thomas Weber mahnt.
Deutschland als Aufmarschgebiet und militärische Drehscheibe für Zehntausende Nato-Soldaten und etwa 1000 Kriegsverletzte täglich, die auf dem Gebiet der Bundesrepublik versorgt werden müssten: Mit einem solchen Szenario rechnen Militärstrategen für den Fall, dass Russland ein Nato-Bündnisland angreifen und Artikel 5 des Nato-Vertrags, der Bündnisfall, greifen würde.
Eine weitere düstere Annahme: Schon 2028 könnte Russland dazu bereit sein, genau das zu tun, denn der Staat unter seinem autokratischen Herrscher Putin rüstet massiv auf.
Versorgung von Kriegsverletzten: Zivile Krankenhäuser wie SLK-Kliniken müssten voll einsteigen
Angesichts dessen ist die politische und gesellschaftliche Diskussion über die Wiedereinführung der Wehrpflicht und eine deutlich bessere Ausstattung der Bundeswehr in vollem Gange. Die möglichen zivilen Auswirkungen, etwa auf das deutsche Gesundheitssystem, rücken nur langsam in den Fokus.
Dabei sagen Bundeswehrärzte klar: In einem solchen Krisenfall würden die an den fünf Bundeswehr-Krankenhäusern der Republik beschäftigten Mitarbeiter wahrscheinlich in Frontnähe verlegt werden. Zivile Krankenhäuser, wie die SLK-Kliniken in Heilbronn und Bad Friedrichshall, müssten voll in die Versorgung von Kriegsverletzten einsteigen. Was es zur Vorbereitung braucht, hat ein ukrainischer Chirurg aus Kiew im Videogespräch mit unserer Redaktion erklärt.
Kliniklandschaft widerstandfähig im Bündnisfall machen: „Krankenhausreform überdenken“
Die SLK-Verantwortlichen sagen: Der Verbund sei sehr gut aufgestellt, man könne dem „Versorgungsauftrag für die Stadt Heilbronn und den Landkreis Heilbronn für die kommenden Jahrzehnte adäquat gerecht werden“ und „die übergeordneten Ziele der Krankenhaus-Reform, nämlich die Qualität von Behandlungen aufgrund einer Bündelung medizinischer Kompetenzen in großen Zentren zu steigern, mit unserem sehr breiten Leistungsspektrum erreichen“. Sie sagen aber auch: „Das gilt für Friedenszeiten.“
Aus Sicht von SLK-Geschäftsführer Thomas Weber „ist es notwendig, Teile der Krankenhausreform nochmal zu überdenken, um die bundesweite Krankenhauslandschaft für einen möglichen Nato-Bündnisfall widerstandsfähiger aufzustellen“. Es sei völlig klar: „Die Krankenhäuser können solche Krisen – und die Vorbereitung auf solche – nicht nebenbei erledigen. Es braucht hierzu einen ganzheitlich-strukturellen Ansatz der Politik mit steuernder Wirkung.“
Fragen wie die nach der übergeordneten Koordination, der Zusammenarbeit mit der Bundeswehr oder der Versorgung mit Medikamenten müssten vorab geklärt werden. „Es ist entscheidend, dass die Politik überprüft, ob es zukünftig anderslautende Vorgaben für die Landeskrankenhausplanung braucht, die sich dann auch an notwendigen Reservekapazitäten orientiert.“
SLK-Unfallchirurgie: Team nimmt regelmäßig an Schulungen teil
Mitglieder seines Teams nähmen bereits regelmäßig an speziellen Trauma- und Disasterkursen teil, sagt Professor Wolfgang Linhart, Direktor der Klinik für Unfallchirurgie am Standort Gesundbrunnen.
Spezielle Ressourcen an beiden SLK-Standorten mit einem auch nachts anfliegbaren Hubschrauber-Landeplatz und verschiedenen Zertifizierungen und Vorhaltungen für die Versorgung Schwerstverletzter seien bereits vorhanden: „Das Thema gewinnt aber nicht nur auf übergeordneter politischer Ebene, sondern auch konkret innerhalb des SLK-Verbundes zunehmend an Bedeutung. So haben wir, bereits als Folge der Corona-Pandemie, unsere Lieferketten überprüft, diese flexibler aufgestellt und auch unsere Lagerhaltung im Sinne einer sinnvollen Bevorratung optimiert.“ Die Energie- und Wasserversorgung werde aktuell noch widerstandsfähiger gemacht, sowie Alarmierungs- und Einsatzpläne regelmäßig angepasst.