Stimme+
Raketen und Co.
Hinzugefügt. Zur Merkliste Lesezeichen setzen

Andrang bei Feuerwerkhersteller Zink in Cleebronn – warum Kunden Schlange stehen

   | 
Lesezeit  2 Min
audio Anhören
Erfolgreich kopiert!

Beim alljährlichen Werksverkauf des Feuerwerkherstellers Zink stehen Pyroliebhaber gerne früh an. Für viele hat das Tradition. Das Cleebronner Unternehmen geht von einem stabilen Umsatz aus.


Externer Inhalt

Dieser externe Inhalt wird von einem Drittanbieter bereit gestellt. Aufgrund einer möglichen Datenübermittlung wird dieser Inhalt nicht dargestellt. Mehr Informationen finden Sie hierzu in der Datenschutzerklärung.

Es dauert keine fünf Minuten. Um 8.02 Uhr ziehen die ersten Kunden von dannen – zufrieden, mit Feuerwerkskörpern in den Armen. Auch an Tag zwei des Werksverkaufs beim Cleebronner Feuerwerkshersteller Zink stehen Pyrotechnik-Liebhaber seit dem frühen Morgen an, lange bevor sich das Tor öffnet. Weder Minusgrade noch Schnee halten sie ab. Viele zieht es wegen der Produktqualität zum Werksverkauf nach Cleebronn, für manche hat es ganz einfach Tradition.

Professionelle Pyrotechnik aus Cleebronn: Großer Andrang am Montag

Es ist die professionelle Pyrotechnik, mit der sich Zink einen Namen gemacht hat, sagt Georg Alef, seit 2024 Geschäftsführer. „Ich habe die Ware immer sehr gefeiert.“ Mit einem lauten „Morgen!“ begrüßt der Rheinländer seine Kunden, die antworten ähnlich gut gelaunt. Es seien nicht mehr so viele wie am Montag, dem Start des bundesweiten Verkaufs von Böllern und Feuerwerk. „Da standen sie bis dort hinten“, sagt Alef und weist die Straße hinunter. Trotzdem herrscht Andrang.


Im Inneren läuft der Verkauf an, Georg Alef schwirrt zwischen Lager und Verkauf, es gibt viel zu organisieren. Auch seine Familie packt mit an. Mitarbeitende ziehen die Artikel aus den Regalen und beraten bei Bedarf über Effekte. Die Produktspanne reicht von Kinderfeuerwerk, Knallartikeln und Leuchteffekten über Premium-Raketen bis hin zu pyrotechnischer Munition, neu sind in diesem Jahr im Kinderbereich etwa „Feenstaub“ und „Elfenfeuer“. Das ausgewiesene Preissegment reicht von Kleinbeträgen bis zu 260 Euro für das „Pyro Concept“.

Einschränkungen oder Verbote bei privatem Feuerwerk treiben viele Kunden an

Rund 197 Millionen Euro gaben die Deutschen 2024 für Silvesterknaller aus, und trotz alljährlicher Debatten bleibt die Nachfrage groß. Georg Alef rechnet auch in diesem Jahr mit einem stabilen Umsatz, der sich seit den Corona-Jahren auf hohem Niveau hält. Gerade infolge von Einschränkungen oder Verboten bei privatem Feuerwerk würden viele Kunden sogar mehr kaufen, meint er. Verbote führten oft zu problematischen Zuständen: „Es fördert die Illegalität.“

Knaller dürfen in vielen Städten – ganz neu auch im Heilbronner Stadtgebiet – nicht gezündet werden. Die Produktpalette von Zink falle nicht unter das Böllerverbot, allenfalls hinzugekaufte Waren. Geschäftsführer Alef verfolgt die Debatte um das Knallerverbot. Er kann sich vorstellen, dass es etwa für Tiere Stress bedeutet, sieht die Verantwortung aber auch bei den Haltern und wirbt für gegenseitige Toleranz.

Gerade angesichts steigender Rohstoff- und Lieferpreise für Importartikel sei die regionale Aufstellung von Zink in Cleebronn ein klarer Vorteil. Ihn treibe an, das technische und kreative Know-how in Deutschland zu halten, sagt Georg Alef, das sei auch ein Stück weit nachhaltiger. Für kommendes Jahr sei zudem geplant, Kunststoffe auch im professionellen Bereich „weitgehend zu eliminieren“.

Feuerwerks-Einkauf bei Zink: Gruppe aus Brackenheim pflegt Tradition

Für eine Gruppe aus Brackenheim gehört der Einkauf bei Zink traditionell dazu. Tanja Fender, Hauke Vollrath, Kevin Heilmann und Celine Fender sind gemeinsam gekommen. Rund 100 Euro, das sei etwa das jährliche Budget für alle aus der Gruppe. „Nicht übertreiben“ will Hauke Vollrath. „Wenn mir das ein Loch in den Geldbeutel reißen würde, würde mir auch der Spaß vergehen. Aber ein bisschen gehört es für Silvester dazu.“ Feuerwerk, das  mache den Jahresabschluss zu etwas Besonderem. „Ich würde nie tausende Euro ausgeben, aber finde es schön, wenn der Himmel leuchtet.“

Das Böllerverbot halten die Kunden aus Brackenheim für übertrieben. „Ich verstehe, dass es für die Umwelt schlecht ist und Tieren Angst macht“, sagt Celine Fender. Aber Feuerwerk gehöre dazu, wenigstens „einmal im Jahr“. Für Hauke Vollrath sei die Debatte reine Popularisierung, es gebe schließlich größere Umweltsünden.

Zink-Geschäftsführer Alef: Feuerwerk ist gelebte Kultur

Feuerwerk, das ist für Georg Alef gelebte Kultur, eine Gemeinschaftsaktion. In anderen Ländern gehöre es das ganze Jahr über zu besonderen Anlässen, nur hierzulande sei die Diskussion groß. Für den Chemiker und Bauhaus-Fan ist Feuerwerk eine Mischung aus Wissenschaft, Forschung und Handwerk – ein Mittel, sich künstlerisch auszudrücken. So wie bei der in diesem Jahr aufgelegten „rein weißen“ Jubiläumsrakete zum 75-jährigen Bestehen von Zink, 30.000 Stück seien online schnell vergriffen gewesen. Sein Kopf sei voll mit Visionen, sagt Alef – er tüftelt gedanklich schon am nächsten Feuerwerk.

Zink stand vor dem Aus: Neuer Geschäftsführer übernimmt 

Zink ist ein familiengeführter Traditionsbetrieb mit derzeit 20 Mitarbeitenden. 2024 sollte die Produktion eingestellt werden, mit Georg Alef fand sich ein neuer Geschäftsführer. Zuvor war Alef bei Weco, einem der größten Feuerwerkshersteller aus dem Raum Köln, tätig und organisierte dort unter anderem das Spektakel „Kölner Lichter“ – so auch wieder in diesem Jahr im August. Nach der Corona-Pandemie gründete er 2022 gemeinsam mit Sebastian Funke und Bertram Bach die Firma Feuerwerk Kultur und Fabrik – und übernahm Zink in Cleebronn. 

Kommentare öffnen
Nach oben  Nach oben