Illegale Angler im Raum Heilbronn: Fischereivereine schlagen wegen Wilderei Alarm
Fischereivereine in Leingarten und Heilbronn-Böckingen schlagen Alarm: In den letzten Monaten häufen sich die Fälle von Fischwilderei. Dies schadet Vereinen, Tieren und Natur.
Fischüberreste, illegale Angelschnüre und Reusen – dazu eine leere Alkoholflasche am Ufer: Für Anika Brandstätter, Schriftführerin des Fischereivereins Leingarten, ein eindeutiges Zeichen: Hier waren Schwarzfischer am Werk.
„Die Fälle häufen sich seit Kurzem und die Leute werden immer dreister“, klagt Brandstätter. Vereinsmitglieder hätten bereits am helllichten Tag Angler am Eichbottsee und am Leinbach in Leingarten erwischt – ohne Vereinszugehörigkeit oder Erlaubnis.
Schwarzangler bereiten Probleme – Fischereivereine in der Region Heilbronn schlagen Alarm
„Anzeichen von Schwarzfischerei erkennen wir meist an Überresten, Müll und Fallen“, erklärt die Schriftführerin, die regelmäßig die Abschnitte des Vereins am Leinbach kontrolliert. Dabei entfernt sie häufig ausgelegte Angelschnüre mit Haken. „Eine Sauerei“, sagt Brandstätter. „Die Fische hängen lange am Haken und verenden qualvoll.“
Die Folgen: Laut elektronischer Fischzählung ist der Bestand im Leinbach um 50 Prozent zurückgegangen, weiß Brandstätter. „Ob allein Angler dafür verantwortlich sind, ist unklar. Es gibt auch andere ‚Schwarzangler‘ – etwa Kormorane und Fischreiher.“
Aggressiver Schwarzangler am Neckar: „Er flüchtete, fuhr mir mit Auto über den Fuß“
In den vergangenen drei Jahren hat Brandstätter rund 20 Hinweise auf Schwarzangler sichergestellt. Erwischt hat sie zuletzt einen Anfang September. „Er flüchtete und fuhr mir mit dem Auto über den Fuß“, berichtet sie. Den Vorfall filmte sie und erstattete Anzeige.
Aus solchen Gründen rät Sven Tschuschke, Vorsitzender des Fischereivereins Heilbronn-Böckingen, von eigenständigen Kontrollen ab. „Viele reagieren aggressiv“, warnt er. „Ich habe daher die Anweisung gegeben, sich nicht in Gefahr zu bringen und lieber die Polizei zu rufen.“ Am Neckar, wo dem Verein ein Abschnitt zugeteilt ist, habe es bereits Konfrontationen gegeben. „Zum Glück kam es noch zu keiner Handgreiflichkeit.“ Viele Schwarzangler entkommen unerkannt. Ohne Vereinsausweis oder Tageskarte seien sie kaum von berechtigten Anglern zu unterscheiden. Die Angel ist zudem schnell weggeworfen, wenn die Wasserschutzpolizei kontrollieren will.
Polizei meldet mehr Fälle von Fischwilderei – Dunkelziffer wohl höher
Die Polizei ist über die Zunahme an Fällen informiert, bestätigen beide Vereine. Eine Sprecherin der Wasserschutzpolizei erklärt allerdings: „Es gehen nur wenige Anzeigen bei uns ein. Die meisten Fälle stellen wir selbst bei Kontrollen fest.“ 2024 registrierte die Wasserschutzpolizeistation am Neckar insgesamt 16 Fälle, 2025 bislang 17. Insgesamt wurden dieses Jahr 442 Kontrollen durchgeführt. Beim Präsidium Heilbronn selbst gingen vier Anzeigen ein.
Trotz aller Maßnahmen sieht Annika Brandstätter wenig Hoffnung auf Besserung. „Ich habe den Eindruck, dass die Strafen nicht ausreichend abschrecken und viele Anzeigen im Sande verlaufen.“ Dabei drohen beim Fischwildern bis zu zwei Jahre Freiheitsstrafe oder Bußgelder bis zu 5000 Euro. Laut Polizei wird jede Anzeige ernst genommen. Brandstätter setzt auf wachsame Bürger und intensivere Kontrollen. „Damit diese Dreistigkeit endlich ein Ende findet.“

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