Schwarzfischer im Raum Heilbronn und Hohenlohe – „Es gab auch schon Verletzte“
Schwarzangler an Neckar, Jagst und Kocher werden zunehmend zu einem Problem. Gegenüber Kontrolleuren treten sie zum Teil aggressiv auf. Vereine und der Landesfischereiverband fordern härtere und schnellere Strafen.
Für den Landesfischereiverband Baden-Württemberg und für Vereine in der Region wird Schwarzfischen immer mehr zum Problem. Nahezu alle sprechen von einem Anstieg der Fälle im Neckar, in der Jagst oder im Kocher. Dabei werden die Schwarzfischer immer dreister. Da sie offenbar kaum strafrechtliche Konsequenzen zu befürchten haben, treten sie gegenüber Kontrolleuren zunehmend fordernder und aggressiver auf. „Es gab auch schon Verletzte durch Messerstechereien“, sagt Ingo Kramer, Geschäftsführer des Landesfischereiverbands Baden-Württemberg. Der 61-jährige Fischereibiologe und Ökologe spricht von einer unbefriedigenden Situation. „Eine Änderung oder Besserung ist nicht in Aussicht.“
Verein aus Jagsthausen kämpft seit Jahren gegen Schwarzfischerei
Derzeit seien am Rhein ganze Banden zu beobachten, die dort schwarzfischen. Auch in der Region wird Angeln ohne Angelschein immer häufiger festgestellt. Hans Frank ist Gewässerwart der Fischhegegemeinschaft Mittlerer Neckar. „Die Fälle von Schwarzfischerei haben in den vergangenen Jahren zugenommen“, sagt der 70-Jährige. Die Gemeinschaft wurde 1979 gegründet, Frank ist Gründungsmitglied. Problematisch sei beispielsweise, dass zunehmend lebende Fische als Köder verwendet werden, um nach Raubfischen zu angeln. Das ist in Deutschland verboten. Was auch immer mehr auffalle: Schwarzfischer zeigten gefälschte Angelscheine vor. „Die werden immer dreister“, sagt Frank.

Seit Jahren kämpft der Fischereiverein Jagsthausen gegen Schwarzfischerei. Erst vor wenigen Tagen sei es wieder mutmaßlich zu einem Fall gekommen. Ein Mann habe sich mit einer Angelroute vom Ufer der Jagst entfernt, als er von einem Mitglied des Vereins kontrolliert werden sollte. Man suche nach Zeugen, erklärt Gewässerwart Marcus Götz. Sein Eindruck: Es werden deutlich mehr Fälle.
Schwarzanglern droht Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder Geldstrafe
Vereine und der Verband üben heftige Kritik an der strafrechtlichen Verfolgung. Bei Fischwilderei handelt es sich um eine Straftat. Steht ein Tatverdächtiger fest, werden Verfahren von den Staatsanwaltschaften eingestellt, so die Kritik. Weisungen aus dem Justizministerium, Verfahren wegen Schwarzfischen einzustellen, gebe es nicht, teilt ein Sprecher mit. Das Strafmaß für Schwarzangeln liege zwischen einer Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder einer Geldstrafe.
Neben dem Schwarzangeln könne auch ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz in Betracht kommen. Dies sei dann der Fall, wenn dem Fisch länger anhaltende erhebliche Schmerzen oder Leiden zugefügt werden.
Schwarzfischerei in Jagsthausen: Fische erleiden oft stundenlange Qualen
Dies könnte in Jagsthausen der Fall sein. Dort treffen Mitglieder immer wieder auf Legeschnüre – im Wasser ausgelegte Schnüre – die mit Haken und Ködern versehen sind. Fische, die anbeißen, durchleiden oft stundenlange Qualen. Gewässerwart Götz erklärt. dass daran meistens kleinere Döbel hingen. „Ich habe aber auch schon tote Fische gesehen.“ In den allermeisten Fällen kämen die Schwarzfischer aus Osteuropa, teilen die Vereine mit. Doch auch dort müsse man sich an geltende Regeln beim Angeln halten. „Man kann nicht in ein anderes Land gehen und machen, was man will“, sagt Götz.
Fischhegegemeinschaft Schöntal zeigt Täter an – Ruf nach härteren Strafen
Markus Hannemann, Gewässerwart der Fischhegegemeinschaft Schöntal, spricht hingegen von vereinzelten Problemen mit Schwarzfischern. Der 55-Jährige betreut Gewässer, die sich über die Landkreise Schwäbisch Hall, Hohenlohe, Heilbronn und Neckar-Odenwald erstrecken. Täter werden angezeigt. „Wir hoffen natürlich, dass sie verurteilt werden.“
Klaus Lohmann, Vorstand des Fischereivereins Heilbronn spricht sich für härtere Strafen aus. „Wenn direkt der Zahlbescheid an den Schwarzfischer ausgegeben wird, würde uns das schon helfen“, sagt der 60-Jährige.