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Angler wütend über Schwarzfischer in Jagsthausen – „Das ist eine Straftat“ 

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Der Fischereiverein Jagsthausen fühlt sich von Polizei und Justiz im Stich gelassen. Das Verfahren gegen einen Verdächtigen wurde mangels öffentlichen Interesses eingestellt. Die Täter machen indes munter weiter.

Ein vom Fischereiverein ausgemachter Schwarzfischer. „Die haben Ortskenntnis“, sagt Wolf-Dieter Buck.
Foto: Fischereiverein Jagsthausen
Ein vom Fischereiverein ausgemachter Schwarzfischer. „Die haben Ortskenntnis“, sagt Wolf-Dieter Buck. Foto: Fischereiverein Jagsthausen  Foto: Fischereiverein Jagsthausen

Wolf-Dieter Buck und die Jagst. Beide sind unzertrennlich miteinander verbunden. „Wir haben in Neudenau direkt an der Jagst gewohnt. Bevor ich laufen konnte, konnte ich schwimmen“, sagt er im Jagsttäler Dialekt. Der heute 73-Jährige wohnt seit 1977 in Jagsthausen. Ein Jahr später tritt er in den Fischereiverein ein. Und jetzt – nichts als Ärger.

Schwarzfischer an der Jagst: Ruhe des Vereinslebens ist gestört

Angeln bedeutet für Buck Ruhe. Abschalten. Dabei wirkt das Leben im Jagsttal eh schon entschleunigt. „Was glauben Sie, wie glücklich ich bin, wenn mich kein Fisch stört“, sagt er und lächelt. Diese Ruhe ist seit fünf, sechs Jahren gestört. Bucks Vereinskameraden seien stinksauer. Eine Unruhe sei im Verein spürbar, die Kameraden reagierten zum Teil nicht mehr besonnen. Der Grund: Dem Fischereiverein machen seit einigen Jahren Wildfischer das Vereinsleben schwer.

Sie kommen in der Dämmerung, am Wochenende, vorzugsweise bei schönem Wetter, erklärt Buck. Sie sitzen in den Büschen und holen mit ihren „Ramsch-Angeln“ die Fische aus dem Wasser, die der Verein alljährlich einsetzt. Schlimmer noch. Mitglieder des Vereins haben schon Angelschnüre entdeckt, die abends an einem Baumstamm am Ufer festgemacht waren. Die Angelschnur ist mit einem Bleigewicht versehen. Am Haken hängt ein Wurm.

„Die kommen am nächsten Morgen und ziehen die Schnüre raus. Wenn ein Fisch dran ist, zappelt er die ganze Nacht dran rum.“ Weidmännisch sei das nicht, ärgert sich Buck. 

Wolf-Dieter Buck (73) vom Fischereiverein Jagsthausen sagt, die Stimmung im Verein sei wegen der Schwarzfischer schlecht. Foto: Jürgen Kümmerle
Wolf-Dieter Buck (73) vom Fischereiverein Jagsthausen sagt, die Stimmung im Verein sei wegen der Schwarzfischer schlecht. Foto: Jürgen Kümmerle  Foto: Kümmerle, Jürgen

Schwarzfischerei an der Jagst: Täter verfügten über Ortskenntnis

Tatenlos bleiben die Mitglieder des Fischereivereins nicht. „Erst vor einem Monat hat uns unser Gewässerwart per Whatsapp geschrieben, dass gerade einer von denen einen Wurm auf den Haken aufzieht“, sagt Buck. Zu zweit seien sie hingefahren, um ihn zur Rede zu stellen. Als sie mit ihm sprechen wollten, sei er geflüchtet. „Die haben Ortskenntnis. Die Fluchtroute war geplant“, sagt Buck. Der Verein habe bereits eigenständig mit den Ermittlungen begonnen. Die Schwarzfischer seien Mitarbeiter eines Werks in der Nähe von Jagsthausen, ist sich der Verein sicher. Die osteuropäischen Arbeiter seien in einem Mehrfamilienhaus in Jagsthausen untergebracht.

Ein Mann, der im Mehrfamilienhaus wohnt, teilt auf Stimme-Nachfrage mit, dass er nichts von Schwarzfischerei wisse. Fünf Mal habe der Verein die Taten bei der Polizei gemeldet. Ein Sprecher des Polizeipräsidiums Heilbronn erklärt hingegen, dass nur ein Fall bekannt sei. 

Fischereiverein Jagsthausen
Der Fischereiverein Jagsthausen hat 112 Mitglieder. Davon seien fünf Jungfischer und zehn Jugendfischer, teilt Wolf-Dieter Buck mit. „Die sind mit Eifer bei der Sache.“ Die Aufnahmegebühr beträgt 250 Euro, der Mitgliedsbeitrag 150 Euro im Jahr. Dazu kämen 20 Stunden Arbeitseinsatz. Der Verein betreut fünf Kilometer der Jagst. Im Frühjahr habe man junge Aale und Hechte eingesetzt, erklärt Buck. 

Fische verenden am Ufer – Vereinsmitglied entsorgt verwesten Kadaver 

Auf ihren Kontrolltouren entlang der Jagst treffen die Vereinskameraden immer wieder auf Hinterlassenschaften. Auf zwei Karpfen seien sie unlängst gestoßen, vor Ort ausgenommen und filetiert. „Den Rest lassen sie liegen.“ Rotaugen, die zu klein waren, hätten am Ufer gelegen, anstatt sie zurück in die Jagst zu bringen. Der Ortsförster habe sie auf einen Wels hingewiesen, der verendet im Wald gelegen habe. „1,20 Meter lang, sauber filetiert.“ Der Kadaver sei schon deutlich verwest gewesen. „Einer aus dem Verein musste ihn abholen und entsorgen.“

Angelschnüre, Haken, niedergetrampeltes Gras, leere Bierflaschen, Fischkadaver. Nicht nur der Fischereiverein ist betroffen. Jagstaufwärts betreut Hans-Sigmund von Berlichingen (42) einen Teil der Jagst. Auch er habe in der Vergangenheit schon Schwarzfischer beobachtet, erklärt er. Ein Mal habe er auch einen erwischt. Bei einer Ortsbegehung am Dienstag sei ihm nichts aufgefallen. 

Angler an der Jagst in flagranti erwischt

Besonders ärgert die Vereinskameraden der Fall eines Schwarzfischers. Der habe gemütlich in seinem Stuhl gesessen und geangelt. Der Verein zeigte den Mann an. Nach den Ermittlungen der Polizei ging die Akte zur Staatsanwaltschaft. Dort wurde das Verfahren gegen den Täter mangels öffentlichen Interesses eingestellt.

Konkret sei kaum Schaden entstanden, der Mann sei nicht vorbestraft und man sei davon ausgegangen, dass die Einleitung des Verfahrens bereits als Warnung diene, teilt eine Sprecherin der Heilbronner Staatsanwaltschaft mit.

Bürgermeister meint: Straftat gehöre verfolgt

„Wir sind hilflos. Unsere Hoffnung war, dass die Staatsanwaltschaft das bestraft und das innerhalb der Gesellschaft kommuniziert wird“, sagt Buck, der 15 Jahre lang Polizist war. Der Einstellungsbescheid habe den Verein getroffen. Jagsthausens Bürgermeister Roland Halter (66) sagt, dass an ihn das Problem noch nicht herangetragen worden sei. Seine Meinung dazu ist klar. „Das ist eine Straftat und sie gehört strafrechtlich verfolgt.“ 

 


Hintergrund: Zahlen und Daten zum Fischereiverein Jagsthausen

Der Fischereiverein Jagsthausen hat 112 Mitglieder. Davon seien fünf Jungfischer und zehn Jugendfischer, teilt Wolf-Dieter Buck mit. „Die sind mit Eifer bei der Sache.“ Die Aufnahmegebühr beträgt 250 Euro, der Mitgliedsbeitrag 150 Euro im Jahr. Dazu kämen 20 Stunden Arbeitseinsatz. Der Verein betreut fünf Kilometer der Jagst. Im Frühjahr habe man junge Aale und Hechte eingesetzt, erklärt Buck. 

 

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Kommentare

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Andrea Buchbender am 26.09.2024 11:37 Uhr

Wenn der von Bürgermeister Kopf in Widdern geplante riesige soziale Brennpunkt Wirklichkeit wird, dürfte es in der Jagst und in der Kessach demnächst gar keine Fische mehr geben.

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