Schemelsbergtunnel noch lange gesperrt: So kommen die Arbeiten bei Weinsberg voran
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Der Schemelsbergtunnel zwischen Heilbronn und dem Weinsberger Tal ist noch monatelang gesperrt – anfangs folgte auf die Sperrung ein Verkehrschaos. Und nun? Wie die Arbeiten an der B39 laufen.
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Ratterratterratter. Die Hände des Bauarbeiters vibrieren wie die Rüttelplatte, deren Griffe sie umschließen. Der Mitarbeiter der Firma Leonhard Weiss verdichtet einige Quadratmeter Schotter tief im Inneren des Schemelsbergtunnels. Ein paar Meter weiter senkt ein Fahrer die Schaufel seines Radbaggers in einen Haufen Schotter. Dahinter ist noch ein Bagger zugange. Weiter hinten noch einer. Und dann noch einer. An der Decke sorgt alle paar Meter ein Baustellenlicht für Helligkeit. Doch im Vergleich zur früher ist es ziemlich duster.
Schemelsbergtunnel zwischen Heilbronn und Weinsberger Tal noch lange gesperrt
Am 2. Januar ging es los mit den Sanierungsarbeiten, die den 35 Jahre alten Schemelsbergtunnel auf den neuesten Stand der Betriebs- und Sicherheitstechnik bringen sollen. „Zunächst wurde der Asphalt herausgebrochen“, sagt Alexander Metz. Er verantwortet als Projektleiter des Regierungspräsidiums Stuttgart (RP) die Tunnelinstandsetzung und den Bau des Rettungsstollens. Das RP wiederum agiert im Auftrag des Bundes, der das 36,4 Millionen Euro teure Gesamtprojekt finanziert.
Schemelsbergtunnel: 2700 Kubikmeter Asphalt wurden herausgebrochen
Inklusive Notfallgehweg ist der Tunnel 11,50 Meter breit: 2700 Kubikmeter Asphalt in mehreren Schichten und 1500 Kubikmeter Beton wurden in den vergangenen Wochen herausgebaggert, überschlägt Metz. Außerdem wurden alle Kabelwege entfernt: etwa 15 laufende Kilometer Kupferkabel für die Betriebstechnik kamen raus. Des Weiteren wurde die Beschichtung auf den Wänden der Betoninnenschale mit sogenannten Höchstdruckwasserstrahlen entfernt, berichtet Alexander Metz. Mit 2500 bar traf das Wasser auf die Wände. „Das ist recht viel.“
Die Betoninnenschale wird auch später wieder beschichtet, denn sie sei vor allem nachhaltig, sagt Martin Wagner, Geschäftsführer der Firma Müller und Hereth. Das Karlsruher Fachbüro für Tunnel- und Felsbau fungiert im Schemelsberg als Bauüberwachung. Wagner erklärt: Dank der Beschichtung werde das Licht reflektiert, was wiederum helfe, Kosten für die Tunnelbeleuchtung zu sparen. Außerdem schützt die Schicht den Beton und erleichtert später die turnusgemäße Reinigung.
Im Schemelsbergtunnel haben die Baumaschinen das Regiment übernommen. Zurzeit werden Leitungsarbeiten erledigt.
Foto: Seidel, Ralf
Denn das ist klar: Auch wenn der Tunnel instand gesetzt ist und er dann den aktuellen Richtlinien für Straßentunnel entspricht: Tageweise Sperrungen, wie es sie all die Jahre gab, werden den Autofahrern erhalten bleiben. „Der Tunnel muss auch künftig regelmäßig gereinigt und gewartet werden“, sagt RP-Projektleiter Alexander Metz.
An sechs Tagen pro Woche wird im Schemelsbergtunnel gearbeitet
Sechs Tage in der Woche sind die Bauarbeiter im Schemelsbergtunnel zurzeit zugange, teilweise auch nachts. Ein riesiger Strahlventilator bläst frische Luft rein – weshalb es vor allem auf den ersten Metern in der Röhre ordentlich zieht. Demnächst werden die beiden Eingänge mit eigens angefertigten Stahltoren verschlossen. Bisher hätten Tore eher gestört: Es musste ja viel Material nach draußen transportiert werden.
Eine der ersten Arbeiten seit der Vollsperrung war der zweite Durchstich vom Fußgänger-Fluchtstollen zum Straßentunnel. 25 Meter liegen zwischen Tunnel- und Stollenmitte. Anders als der Tunnel hat der Fluchtstollen nur einen Eingang und führt auf der Heilbronner Seite 431 Meter in den Berg hinein, aber nicht wieder hinaus. Mit zwei sogenannten Querschlägen ist der Rettungsweg mit der Verkehrsröhre verbunden.
Zurzeit laufen im vorderen Bereich des Straßentunnels, also auf der Heilbronner Seite, vor allem Leitungsarbeiten, erläutert Projektleiter Metz. Die Löschwasser- und Entwässerungseinrichtung wird, wie so ziemlich alles, erneuert. Vor dem Eingang stapeln sich meterhoch blaue Rohre. Martin Wagner: „Es sind Löschwasserrohre.“ Dahinter lagern schwarze Kabellehrrohre. Autofahrer ahnen nicht, was unter ihnen alles verläuft – und was den Tunnel zu einem ziemlich komplexen Bauwerk macht: Neben Löschwasser- und Entwässerungsleitungen müssen Kabel für Beleuchtung, Lüftung, Brandmeldeleitung oder Notbeleuchtung in die Tiefe.
Zum Glück läuft bisher alles nach (Zeit-)Plan, sagt RP-Fachmann Metz. Unvorhergesehene Überraschungen sind bis jetzt ausgeblieben.
Schemelsbergtunnel: Wenn der Verkehr wieder fließt, ist noch nicht alles fertig
Wenn der Tunnel voraussichtlich Ende des Jahres wieder für den Verkehr freigegeben wird, sind auch die Arbeiten am Fluchtstollen abgeschlossen. Das heißt aber nicht, dass dann alles fertig ist. Es muss noch ein sogenanntes Portalgebäude errichtet werden. Es wird laut Metz unter anderem mit einem Löschwasserbecken, einer Druckerhöhungsanlage und einer Feuerwehr-Zentrale ausgestattet. Außerdem werden auf einer Fläche von 3000 Quadratmetern – dort, wo jetzt die Baustelleneinrichtung ist – Solarmodule installiert. Die Photovoltaikanlage soll einmal zwei Drittel des Stromverbrauchs in der Röhre decken. Der Verbrauch ist recht hoch, schließlich wird der Tunnel nonstop ausgeleuchtet.
Die Bauarbeiter im Fußgänger-Fluchtstollen müssen sehr umsichtig agieren. Zwischen Wänden und Fahrzeugen ist nur wenig Platz. Wenn der Stollen fertig ist, hat er eine begehbare Breite von 2,25 Metern.
Der untere Teil der Innenschale – die sogenannte Sohle ist – inzwischen fast fertig betoniert. Als nächstes sind die Wände dran – oder das Gewölbe, wie es in der Fachsprache heißt. Wie für die Sohle, wurde auch dafür extra ein Schalwagen aus Holz angefertigt.
Auch im Fluchtstollen für Fußgänger laufen die Arbeiten auf vollen Touren.
Foto: Seidel, Ralf
Im Schemelsberg-Fluchtstollen ist der „Manitou“ im Einsatz
Tief im Stollen wird an diesem Tag aufgeschottert: 40 Zentimeter hoch wird die Schicht. Der „Manitou“ ist im Einsatz. An den Teleskoparm des Spezialfahrzeugs in Froschgrün lassen sich alle möglichen Geräte hängen: An diesem Tag ist es eine Schaufel, die den Schotter ein gutes Stück zu den Männern der Firma August Reiners transportiert, die noch tiefer drinnen zugange sind. Die Berliner Firma arbeitet im Rettungsstollen, Leonhard Weiss im Straßentunnel.
Auf die Schotterschicht kommt tags darauf eine 20 Zentimeter Schicht aus Beton. Beides muss später wieder ausgebaut werden. „Man braucht sie nur als Fahrbahn für den Gewölbeschalwagen“, sagt Ralf Brunow vom Büro Müller und Hereth. Voraussichtlich im Juni ist der Rettungsweg für Fußgänger fertig. Im Straßentunnel ist dann Halbzeit. Wenn im Dezember auch dort die Arbeiten abgeschlossen sind, sollte es 30 Jahre dauern, bis die nächste Generalsanierung fällig ist, sagt Projektleiter Metz.
Bau- und Sanierungsmaßnahmen am Schemelsbergtunnel
36,4 Millionen Euro kosten Fluchtstollen und Tunnelsanierung. Finanzier ist der Bund. Rechnet man die 5,3 Millionen Euro dazu, die vor ein paar Jahren für Unaufschiebbares verbaut wurden, summieren sich die Kosten auf fast 42 Millionen Euro. Der Fluchtstollen für Fußgänger muss gebaut werden, weil es eine Vorgabe so will: Alle einröhrigen Tunnel in Deutschland, die länger als 400 Meter sind, müssen aus Sicherheitsgründen mit einem solchen Rettungsweg ausgestattet sein.
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