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VR Bank Heilbronn Schwäbisch Hall: Zwischen Aufbruchstimmung und Altlasten

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Die fusionierte VR Bank Heilbronn Schwäbisch Hall startet. Die Untersuchungen gegen frühere Vorstände der Volksbank Heilbronn laufen, Ergebnisse gibt es jedoch noch keine. Der neue Vorstandschef will die Themen der Vergangenheit abhaken.

"Morgen kann kommen", hat die Volksbank Heilbronn auf ihren Scheiben stehen. Nach der Fusion mit Schwäbisch Hall blickt das Institut nach vorne.
Foto: Mario Berger
"Morgen kann kommen", hat die Volksbank Heilbronn auf ihren Scheiben stehen. Nach der Fusion mit Schwäbisch Hall blickt das Institut nach vorne. Foto: Mario Berger  Foto: Berger, Mario

Die Volksbank Heilbronn ist Geschichte. Seit Freitag, 2. Juli, ist die VR Bank Heilbronn Schwäbisch Hall im Handelsregister eingetragen. Am Mittwochabend feiern die Mitarbeiter der Fusionsbank nach der Versammlung im Carmen-Würth-Forum in Künzelsau beim gemeinsamen Grillen den Start in die neue Zeit. Für den Vorstandsvorsitzenden Eberhard Spies und den Aufsichtsratsvorsitzenden Ralf Klenk ein wichtiges Zeichen, dass der Blick nach vorne geht "und nicht mehr in den Rückspiegel geschaut wird", wie Spies es formuliert.

Ein Marktvorstand für Heilbronn wird gesucht

Schließlich liegen arbeitsreiche Monate vor Spies und seinen Vorstandskollegen Tobias Belesnai, Uwe Schrag und Timo Wachter. Nun gilt es, die beiden Genossenschaftsbanken zu einer Einheit zu formen, die am Markt erfolgreich ist. Ende September steht dann mit der technischen Fusion der nächste Schritt an: Das EDV-System muss vereinheitlicht werden. Und es wird ein Vorstand für das Marktgebiet Heilbronn gesucht. Spies hofft, dass bis Jahresende ein geeigneter Kandidat gefunden ist, der dann spätestens im Sommer 2022 sein Amt antreten kann. Bis dahin übernimmt er selbst diese wichtige Aufgabe.


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Bessere Stimmung unter den Mitarbeitern

Die Stimmung in der Belegschaft der früheren, schwer gebeutelten Volksbank Heilbronn habe sich seit Beginn des Fusionsprozesses deutlich verbessert, berichtet Aufsichtsratschef Klenk. Die Bank werde auch als Arbeitgeber wieder attraktiver. "Wir haben zuletzt schon 12, 13 neue Mitarbeiter eingestellt", freut sich Spies. Rund 20 sollen es zunächst werden, um in Heilbronn Flagge zu zeigen.

Die Themen der Vergangenheit lassen sich bei aller Aufbruchstimmung freilich nicht ohne weiteres abschütteln. Die Staatsanwaltschaft Heilbronn hat Mitte Juni ein Vorprüfungsverfahren eingeleitet, um zu klären, ob Straftatbestände wie etwa Untreue gegen frühere Vorstandsmitglieder der Volksbank Heilbronn bestehen. Zugleich prüft die neue Bank gemeinsam mit der genossenschaftlichen Sicherungseinrichtung, ob Schadensersatzansprüche gegen die Ex-Vorstände geltend gemacht werden können.

Hintergrund der unabhängig voneinander laufenden Prüfungen sind die schiefgelaufenen Zinswetten in den Jahren 2009 bis 2015 sowie Wertpapierleihgeschäfte, sogenannte Cum-Cum-Geschäfte, die vom Gesetzgeber 2016 verboten wurden. Die betroffenen Banken sehen sich seitdem hohen Steuernachzahlungen ausgesetzt - auch die Volksbank Heilbronn zahlte bereits unter Vorbehalt rund neun Millionen Euro an den Fiskus.

Die fragwürdigen, aber legalen Finanzgeschäfte brachten die traditionsreiche Bank an den Rand der Pleite, weshalb sie die Rettung in einer Fusion mit der VR Bank Schwäbisch Hall-Crailsheim suchte. Diese kam nur unter der Voraussetzung zustande, dass die genossenschaftliche Sicherungseinrichtung die finanziellen Altlasten der Volksbank Heilbronn übernimmt - was sie in diesem Frühjahr auch tat. Die Rede ist von 60 bis 80 Millionen Euro.

 


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Die Altlasten sollen bald beseitigt sein

Der neue Vorstandschef Eberhard Spies möchte nicht über mögliche Ergebnisse der internen und staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen spekulieren. Im September rechnet er mit ersten Hinweisen der genossenschaftlichen Sicherungseinrichtung. Wichtig ist ihm aber, dass die Fusionsbank unbelastet in die neue Zeit starten kann. "Das Thema Derivate ist erledigt", betont Spies. Mit der Bilanz 2020 seien die offenen Positionen aus den Zinswetten aufgelöst und bezahlt worden. Auch hier ist die Sicherungseinrichtung eingesprungen.

Den Ärger um die Wertpapierleihgeschäfte will der Vorstandschef bis zum Jahresende vom Tisch haben. Die Signale aus dem Bundesfinanzministerium seien eindeutig so, dass die Banken die damals eingestrichenen Kapitalertragssteuern zurückzahlen müssen. Spies: "Wir müssen es bezahlen und haben dafür Rückstellungen von gut 18 Millionen Euro gebildet." Die weiteren Baustellen im Kreditgeschäft sowie die Reorganisation der Gesamtbank würden im normalen Tagesgeschäft abgearbeitet, sagt der Vorstandschef. Ihm und seinen drei Kollegen wird die Arbeit so schnell also nicht ausgehen.

 

Die Fusionsbank

Die VR Bank Heilbronn Schwäbisch Hall kommt auf eine Bilanzsumme von 4,68 Milliarden Euro, der Jahresüberschuss vor Steuern liegt bei 785 000 Euro. Das Institut beschäftigt 661 Mitarbeiter und hat 177 463 Kunden, davon 112 925 Mitglieder. Im Marktgebiet betreibt die Bank 36 Geschäftsstellen sowie 24 Selbstbedienungs-Filialen. Es gibt zwei Hauptsitze in Schwäbisch Hall und Heilbronn, denen die jeweiligen Marktgebiete zugeordnet sind. 

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